Das Brenner-Archiv verwahrt seine Sammlungen und Bestände nicht nur im Dunkel der Depots, sondern holt aus dem reichen Fundus immer wieder ausgesuchte Materialien und wertvolle Manuskripte ans Licht, um sie in den Vitrinen des Instituts im Georg-Trakl-Turm in der Josef-Hirn-Straße 5 einem interessierten Publikum zu zeigen. Darüber informiert der Newsletter des Brenner-Archivs sowie das Veranstaltungsprogramm des Literaturhauses am Inn.
Oft gehen aber – insbesondere gefragte und hochdotierte – Materialien als Leihgaben außer Haus. Derzeit ist das Brenner-Archiv an Ausstellungen in Meran, Brixen und Gmunden beteiligt.
Im Seeschloss Ort in Gmunden ist Eros der Sommerfrische zu sehen, eine Ausstellung über Margarete Stonborough-Wittgenstein, der Schwester von Ludwig Wittgenstein, die auf der Halbinsel Toscana nach ihren Vorstellungen den einstigen Tempel von Erzherzog Johann Salvator in eine prachtvolle Villa umgestalten ließ. Sie galt als Grand Dame der Wiener Moderne. Wie kaum eine andere Frau aus dem großbürgerlichen Milieu der Jahrhundertwende verkörperte sie Aufbruch, Selbstbestimmtheit und Selbstbewusstsein. Der Nachwelt ist sie vor allem durch das berühmte Gemälde von Gustav Klimt bekannt. Die Sammlungen der Familie Wittgenstein zählen zu den wertvollsten des Brenner-Archivs. Drei Tagebücher aus den Jahren 1917-1919 sowie Briefe und Fotografien aus der Sammlung Margarete Stonborough-Wittgenstein sind Teil der künstlerischen und dokumentarischen Ausstellung, die von Elisabeth J. Nöstlinger-Jochum kuratiert wurde. Bei der Eröffnungsveranstaltung waren neben Vorträgen von Ariadne von Schirach und Reinhard Haller auch die langjährige Wittgenstein-Forscherin des Brenner-Archivs, Ilse Somavilla, zu hören. Eine Podcast-Serie lässt die Ausstellung, die bis zum 16. April 2023 läuft, zudem zu einem Hörerlebnis werden.
Unter dem Titel che leggendo si apra. DIE BLAUE TÜR DER VERSE sind bis 31. März 2023 in der Stadtbibliothek Brixen Installationen der italienisch-deutschen Gedichte des Südtiroler Dichters Gerhard Kofler (1948-2005) zu sehen. Zudem gibt es eine literarisch-biographische Annäherung an den Autor auf der Basis von Koflers Nachlass, der sich seit 2006 im Brenner-Archiv befindet. Das Brenner-Archiv ist hier nicht nur Leihgeber, sondern hat an der Ausstellung maßgeblich mitgewirkt. Im kommenden Jahr wird ein Teil der Ausstellung auch in Innsbruck zu sehen sein.
Ausgesuchte Kostbarkeiten der Kunst des druckgraphischen Handwerks sind bis zum 4. Juni 2023 in Meran zu sehen. Graphische Textblätter, Gedichtplakate, bibliophile Druckwerke aus dem Vorlass „Offizin S.“ des Meraner Handdruckers Siegfried Höllrigl sind bei der Ausstellung Typoésien zu sehen. Das Brenner-Archiv verwahrt diesen Vorlass seit 2021 für das Land Südtirol und ist nicht nur mit der Erschließung der Materialien betraut, sondern zeichnete auch für die Entstehung dieser Ausstellung verantwortlich.
(Christine Riccabona)