Gruppenfoto der Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des InterGender-Kurses „Power and Subjectivation“ an der Uni Innsbruck.

Gen­der Stu­dies: Inter­na­ti­o­na­ler Kurs zu Macht und Sub­jekt

Vergangene Woche fand an der Uni Innsbruck unter der Leitung der Forschungsplattform Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) der InterGender-Kurs „Power and Subjectivation“ statt, der sich Fragen aus dem Bereich der interdisziplinären Geschlechterforschung widmete. 19 internationale Teilnehmer:innen diskutierten von 3. bis 5. Juli Perspektiven der Gender Studies, Queer Studies, Disability Studies, Black Studies, Postcolonial Studies und des Posthumanism.

InterGender ist ein Konsortium für Interdisziplinäre Gender Studies, an dem zahlreiche Universitäten in Europa beteiligt sind. Der Kurs „Power and Sujectivation“ Anfang Juli an der Universität Innsbruck wurde von PhD-Studierenden sowie fortgeschrittenen MA-Studierenden unter anderem aus den Niederlanden, Norwegen, Australien, Rumänien, Italien und Österreich besucht. Neben Vorträgen der Dozent:innen Denise Bergold-Caldwell, Flavia Guerrini, Gundula Ludwig, Lisa Pfahl (alle Forschungsplattform CGI) und Kathrin Thiele von der Universität Utrecht, standen Präsentationen der Master- sowie Dissertationsthemen der Teilnehmenden und gemeinsame Diskussionen im Mittelpunkt des dreitägigen Kurses.

Macht und Subjekt interdisziplinär betrachtet

Inhaltlich deckte der InterGender-Kurs ein breites Spektrum an Themenbereichen ab: Die Frage, wie Macht und Subjekte miteinander in Beziehung stehen, ist eine zentrale Frage in den Sozial- und Geisteswissenschaften ebenso wie in den Gender Studies. Es geht zum einen um die Frage, wie Macht überhaupt auf Subjekte einwirkt: Wie tragen vergeschlechtlichte, rassifizierte, ability-zentrierte Konstituierungsweisen von Subjekten dazu bei, dass Machtverhältnisse in alltäglichen Praxen reproduziert und auf diese Weise verschleiert werden? Wie konstituiert Macht cis-zweigeschlechtlichte, rassifizierte, dis_abled, klassisierte Subjekte? Welche Rolle nimmt dabei der Körper ein? Wie lässt sich das Verhältnis von Macht und Subjekt in einer Weise konzeptualisieren, sodass dieses nicht deterministisch gefasst wird, sondern es auch noch Handlungsspielraum – agency – gibt? Wie subjektivieren sich Individuen und Kollektive als Subjekte – beispielsweise als Träger*innen von Rechten? Welche Rolle spielt der Staat in der Konstituierung von Subjekten und jenen, die historisch und gegenwärtig als Nicht-Subjekte gelten? Kann an dem Konzept des modernen Subjekts überhaupt festgehalten werden, angesichts des Umstands, dass im Kontext von Kolonialismus und Sklaverei rassifizierte Menschen nicht als Menschen galten und dies bis in die Gegenwart Auswirkungen hat? (Wie) Ist Widerstand möglich, wenn Subjekte und „Identitäten“ auch durch Macht hervorgebracht werden und Macht nicht abtrennbar ist von dem „Ich“? Wie lassen sich Ethik und das Politische neu denken, wenn die Grundlage nicht die liberale westliche Vorstellung des Subjekts als autonomes Individuum ist, sondern Relationalität?
Zum anderen behandelte der Kurs die Thematik, wie sich das Verhältnis von Macht und Subjekt erforschen und untersuchen lässt. Welche Methoden braucht es dazu? Wie lässt sich die Materialisierung von Diskursen erforschen? Wie wirkt die eigene Positioniertheit der Forscher:innen auf Forschung über Macht und Subjektivierung ein? Wie kann die Komplexität von Subjektivierung empirisch erfassen werden und sowohl dem Aspekt der Unterwerfung als auch Handlungsmöglichkeiten gerecht werden? Wie lassen sich Veränderungen von Subjektivierungsweisen (beispielsweise durch neoliberale Transformationsprozesse) empirisch untersuchen? Wie können Körper und Affekte in der empirischen Subjektivierungsforschung sichtbar gemacht werden?


(Gundula Ludwig, red)

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