Steingeräte gehören zu den ersten Werkzeugen, die unsere Vorfahren systematisch aus vorhandenen Ressourcen herzustellen lernten. Noch heute finden sich in unseren Küchen Steingeräte, viele Haushalte verfügen über einen steinernen Mörser in dem noch immer Kräuter und Gewürze zerstoßen werden. Solche Steingeräte bildeten für den allergrößten Teil unserer Menschheitsgeschichte die Grundlage für biologische und soziale Reproduktion: sie waren Grundlage für die Zubereitung von Nahrungs-, Genuss- und Rauschmitteln, aber auch von grundlegender Bedeutung für die Herstellung von Pigmenten mit denen Wände, Textilien und Körper bemalt wurden. Ohne sie war auch eine Verarbeitung von Tonen für die Keramikproduktion und von Erzen für die Herstellung von Metallen undenkbar. Es ist daher umso erstaunlicher, dass gerade für die Metallzeiten kaum Forschungen zu dieser Materialgruppe vorliegen.
Die Tagung des Forschungszentrums HIMAT widmete sich an den beiden Tagen der Frage, welche Rolle Knochen- und insbesondere Steingeräte in der prähistorischen Gewinnung und Verarbeitung mineralischer Ressourcen wie Zinnober, Feuerstein, Ocker, Kupfererzen und metallurgischen Resten wie Schlacken hatten. Ein besonderer Fokus lag auf Studien die dem Feld der Traceologie zuzuordnen sind, einer Teildisziplin der Archäologie, die sich mit der Analyse jener Spuren befasst, die aus verschiedenen Schritten der Produktion, Nutzung und des Wegwurfs stammen. Eröffnet wurden die beiden Tage durch Keynote-Vorträge von Prof. Cristina Lemorini (La Sapienza, Rom), mit einem Vortrag zu „Exploring the intangible: the role of traces and residues analyses in reconstructing human interaction with quarry/mine resources in Prehistory“ und Prof. Thomas Stöllner (Ruhr-Universität & Bergbau-Museum Bochum) und seinem Vortrag „Materialized practices in mining: The sensorial background of knowledge networks in prehistory“. Expert:innen aus Italien, Spanien, Großbritannien, Deutschland und Österreich stellten in der Folge Themen von der Pigmentherstellung im Paläolithikum bis zu den Techniken der Schlackeverwertung in der Keramik der Bronzezeit vor. Sie stellten nicht nur spannende neue Untersuchungsergebnisse und Untersuchungsmethoden vor sondern arbeiteten an vielen Stellen die noch vorhandenen Lücken in der aktuellen Forschung heraus. In vielen Beiträgen wurde die Versiertheit der prähistorischen Handwerker:innen thematisiert, deren Fertigkeiten im Umgang mit den Rohstoffquellen und im Umgang mit den Werkzeugen eine wichtige Rolle spielte. Neben den analog anwesenden und teilweise auch digital zugeschalteten Vortragenden fand die Veranstaltung auch bei einer ganzen Reihe anwesender und digital zugeschalteter Zuhörer:innen großen Anklang; so sehr, dass alle Beteiligten beschlossen, sich in Bälde auf einer Folgeveranstaltung wiederzutreffen.
Einen krönenden Abschluss fand die Veranstaltung mit einer Führung Dr. Susanna Ceredas durch die Räume des am Institut für Archäologien angesiedelten Mikromorphologischen Labors, sowie einer Exkursion gemeinsam mit Julia Haas MA, Roman Lamprecht MA und Mag. Mag. Markus Staudt zum Tiroler Bergbau- und Hüttenmuseum in Brixlegg und der prähistorischen Grube Kropfsberg.
Die beiden Veranstalter:innen möchten die Gelegenheit nutzen und danken der Abteilung Kultur des Landes Tirol, dem Vizerektorat für Forschung, dem Dekanat der Philosophisch-Historischen Fakultät, dem Italien-Zentrum, dem Austria-Israel Academic Network (AIANI) und Rauch-Mehl für die finanzielle Unterstützung.