ChatGPT und KI sind in aller Munde, Maschinen können Sprache und Kommunikation immer besser simulieren. Auch neuere maschinelle Übersetzungssysteme beruhen auf KI-Modellen und haben damit eine Qualität erreicht, die ihren Einsatz in vielen Bereichen möglich macht. Für ÜbersetzerInnen ergeben sich daraus viele Fragen: Wie definieren wir unseren Aufgabenbereich in Zukunft? Konzentrieren wir uns auf das, was zurzeit noch nicht automatisiert werden kann? Oder wird unsere Tätigkeit allein darin bestehen, die Unzulänglichkeiten und Fehler der Maschine zu korrigieren bzw. im Nachhinein zu editieren (Post-Editing)? Wie schaut es zurzeit auf dem Arbeitsmarkt aus; und welche Perspektiven erschließen sich für angehende ÜbersetzerInnen? Diese und ähnliche Themenbereiche haben zwei Gastvorträge am Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) erörtert.
Cristina Plaza-Lara von der Universität Málaga sprach im ersten Vortrag mit dem Titel „How has PEMT changed the translator and the project manager profession? Analysing future perspectives“ über die sich ändernden Anforderungen an die Berufsprofile in der sogenannten Translation Industry, die es im Bereich des Übersetzens allgemein oder im Bereich des Projektmanagements gibt. Plaza-Lara gab ebenso einen Ausblick auf die notwendigen zusätzlichen Kompetenzen und Ausbildungsinhalte, wobei die traditionelle Translationskompetenz insbesondere durch technische und wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse ergänzt werden muss.
Im zweiten Vortrag von Sara Grizzo aus München zum Thema „Post-Editing im Berufsalltag: Erfahrungsbericht und Aussichten“ standen praktische Aspekte der Arbeit als PosteditorIn im Vordergrund. Unumgängliche Voraussetzung ist dabei das Übersetzen-Können sowie die Kenntnisse der verschiedenen Qualitätsmaßstäbe. Die Vortragende betonte aber ebenso die wirtschaftliche Seite, die durch eine grundlegende Projektvorbereitung und sorgfältige Kalkulation auf eine erfolgreiche Basis gestellt werden muss.
Den zwei von ihrer Ausrichtung her sehr unterschiedlichen Vorträgen ist es gelungen, einen höchst interessanten Einblick in die vielfältigen Herausforderungen der künftigen Berufspraxis zu geben. ExpertInnen für hochwertige Übersetzungen und multilinguale Kommunikation werden trotz KI und ChatGPT auch in Zukunft gebraucht werden, allerdings wird sich ihre Tätigkeit anders gestalten und unterschiedliche bzw. zusätzliche Kompetenzen erfordern. Technologie spielt dabei eine zentrale Rolle.
(Peter Sandrini, Lara Lercari-Gruber)