Im engen Austausch mit den Systempartnern wird vonseiten des Landes Tirol stetig an neuen Maßnahmen in der psychischen Versorgung gearbeitet. Ziel ist es, allen Kindern und Jugendlichen eine rasche und qualitätsvolle Hilfe zu ermöglichen. Eine dieser Maßnahmen umfasst die Umsetzung des Pilotprojektes „GetFit4MentalHealth“. Dieses wurde am 18. Dezember 2023 gemeinsam von Gesundheits- und Bildungslandesrätin Cornelia Hagele, der Direktorin der Kinder- und Jugendpsychiatrie Innsbruck und Hall Kathrin Sevecke, der Kursleiterin Manuela Gander vom Fachbereich Klinische Psychologie II der Universität Innsbruck und Josef Pallhuber, Schulqualitätsmanager in der Bildungsregion Mitte der Bildungsdirektion für Tirol, vorgestellt. Das Pilotprojekt startete unter der Leitung der Medizinischen Universität (MUI) und der Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie der Tirol Kliniken bereits in die Umsetzung. Es umfasst zwei aufeinander aufbauende Phasen: In einem Universitätskurs, der Ende November an der Universität Innsbruck anlief, werden 23 teilnehmenden Lehrkräften Grundlagen zur psychischen Gesundheit und psychischen Erkrankungen vermittelt, die Entstigmatisierung psychischer Störungen gefördert sowie Methoden zur Reflexion zu diesen Themen mit SchülerInnen erarbeitet. Nach Ende des Kurses im März 2024 werden diese Lehrkräfte an ihren jeweiligen Schulen erstmals den Projektunterricht „Psychische Gesundheit“ im Rahmen des Regelunterrichts für ein Semester umsetzen. Finanziert wird das Projekt vonseiten des Landes Tirol im Rahmen der Wissenschaftsförderung mit rund 133.000 Euro.
„In erster Linie wollen wir im Zuge dieses Pilotprojekts Unterrichtsinhalte zur psychischen Gesundheitskompetenz von Kindern und Jugendlichen in allen Schulstufen etablieren. Außerdem gilt es, psychologische Inhalte für Lehrkräfte im Studium oder als Weiterbildung zu verankern. Dabei verfolgt das Land Tirol gemeinsam mit den Systempartnern einen präventiven Ansatz: Mit dem Start des Projektes ‚GetFit4MentalHealth‘ soll in einem ersten Piloten ein Weiterbildungsangebot für Lehrkräfte inklusive des Projektunterrichts ‚Psychische Gesundheit‘ an Tiroler Schulen implementiert werden. Dadurch soll Belastungen und deren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche frühzeitig entgegengewirkt werden“, betont LRin Hagele.
Präventive Maßnahme soll psychische Gesundheit stärken
„Die psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen nimmt zu. Die Situation hat sich durch gesellschaftliche Herausforderungen in den letzten Jahren als auch durch die Pandemie weiter verschärft. Dass frühe psychische Probleme nachweislich psychische Störungen im Erwachsenenalter begünstigen, unterstreicht die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen. Mit dem Pilotprojekt ‚GetFit4MentalHealth‘ möchten wir frühzeitig ansetzen und bereits in den Tiroler Schulen das Bewusstsein für psychische Gesundheit bei den Schülerinnen und Schülern stärken“, erläutert Klinikdirektorin Kathrin Sevecke.
Mit Unterstützung der Bildungsdirektion für Tirol wurden elf Pilotschulen in Innsbruck, Hall i.T., Jenbach, Wattens, Stams, Gries am Brenner und Fulpmes ausgewählt. Dort setzen jeweils zwei Lehrkräfte den Projektunterricht in vier Schulklassen der Sekundarstufe I, sprich zwei Klassen pro Lehrperson von der fünften bis zur achten Schulstufe, um. Diese Lehrkräfte absolvieren im Vorfeld eine vorbereitende Weiterbildung im Rahmen des universitären Hochschulkurses. Die dort gewonnenen Kenntnisse werden anschließend im Rahmen eines Schulhalbjahres in den Regelunterricht implementiert. „Das Projekt wird durchgehend wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Die Ergebnisse werden uns wertvolle Inputs liefern. Damit leisten wir auch eine fundierte Argumentationsgrundlage im Hinblick auf zukünftige Schritte zum Wohle der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“, betont Sevecke.
Weiterbildungsangebot mit vielfältigen Modulen
Der Universitätskurs wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Fachdidaktik der Fakultät für LehrerInnenbildung erstellt und findet einmal wöchentlich statt. „Der Lehrgang vermittelt als Weiterbildungsangebot grundlegendes Wissen zur psychischen Gesundheit sowie zu möglichen Störungsbildern bei Kindern und Jugendlichen, informiert über die psychosoziale Versorgungslandschaft und soll die Lehrkräfte anregen, sich kritisch mit Stigmatisierungen psychischer Erkrankungen auseinanderzusetzen“, erläutert Kursleiterin Manuela Gander. „Zusätzlich werden im Rahmen mehrerer Gruppendiskussionen aktuelle Herausforderungen für Lehrkräfte im Umgang mit belasteten SchülerInnen thematisiert. Dadurch sollen Lehrkräfte mehr Selbstwirksamkeit und Handlungssicherheit gewinnen.“ Zudem werden konkrete Methoden und Unterrichtsangebote mit den LehrerInnen erarbeitet, um anschließend im Rahmen des Unterrichts in den Pilotschulen mit den SchülerInnen das Thema psychische Gesundheit bearbeiten zu können.
Projektunterricht „Psychische Gesundheit“ ab 2024 geplant
Im Sommersemester 2024 werden die Lehrkräfte, die am Hochschulkurs teilgenommen haben, an ihren Pilotschulen die erworbenen Kenntnisse und Methoden in zwei Regelunterrichtsstunden im Monat umsetzen. Dabei deckt eine Lehrperson jeweils zwei Klassen aus zwei Schulstufen ab, sodass beide Lehrpersonen gemeinsam den Projektunterricht mit einer gesamten Sekundarstufe I der Schule umsetzen.
„Die Unterrichtsinhalte sollen neben der Schulpsychologie und der Schulsozialarbeit als zusätzliche Hilfeleistung für Kinder und Jugendliche zur psychischen Gesundheitskompetenz beitragen. Sie sind ein weiteres Mosaik in der ganzheitlichen Prävention an Schulen“, unterstreicht Josef Pallhuber von der Bildungsdirektion für Tirol. Darüber hinaus steht die Schulpsychologie als psychologische Beratungseinrichtung der Bildungsdirektion SchülerInnen, Lehrenden sowie Erziehungsberechtigten und Leitungspersonen tirolweit zur Verfügung.
„Mit dem Start des Pilotprojektes gehen wir gemeinsam einen weiteren wichtigen Schritt, um die psychische Gesundheitskompetenz von Schülerinnen und Schülern zu stärken und damit späteren Belastungen frühzeitig vorzubeugen. Das Projekt wird während der gesamten Dauer wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Auf Basis dieser Ergebnisse wird anschließend über eine mögliche Erweiterung des Projektes entschieden“, so die Landesrätin.
(Land Tirol/red)