Seit dem späten 19. Jahrhundert wurde nach einem Standort für ein neues Hauptgebäude der Universität Innsbruck gesucht. Das seit 1773 benützte Haus, in dem heute die Katholisch-Theologische Fakultät beheimatet ist, galt längst als baufällig und als „Universitätsruine“ stadtbekannt. Die Wahl fiel auf das „Prügelbaugelände“, damals noch militärisches Exerzier- und Übungsgelände am Rande der Stadt, in den Wiltener Feldern am Innufer, dadurch stark Hochwasser gefährdet. Maßgeblich für die Innrain-Entscheidung war, dass seit den 1880er-Jahren benachbart nach und nach die neuen klinischen Institute, aber auch Neubauten für die theoretisch-naturwissenschaftlich-medizinischen Institute entstanden waren. Hinzu kam ab 1906 die Übersiedlung des Botanischen Gartens nach Innsbruck-Hötting.
Von 1912 bis 1914 wurde das neue Gebäude für die Universitätsbibliothek am Innrain errichtet. Im Mai 1914, knapp vor Kriegsbeginn, begannen die Rohbauarbeiten am Hauptgebäude, die mit der Firstfeier im Frühjahr 1915 abgeschlossen waren. Dann wurden die Arbeiten kriegsbedingt eingestellt. Das Bibliotheksgebäude diente schließlich als Militärlazarett und in das halb fertiggestellte Hauptgebäude zog die italienische Militärverwaltung. Nach deren Abzug waren zweijährige, sehr kostenintensive Bau- und Sanierungsarbeiten notwendig, denn beide Gebäude waren massiv beschädigt und verwüstet worden.
Weitere Informationen:
- „Uni-Campus Innrain“: 100 Jahre „Neue Universität Innsbruck“ am Innrain (1923/24). Schriftliche Fassung des Referats von Peter Goller für die universitätsgeschichtliche Lehrveranstaltung vom 19. und 26. April 2023.
- Die Topographie des Wissens. Eine kleine Stadtbaugeschichte der Universität Innsbruck, herausgegeben von Klaus Tragbar. innsbruck university press 2019