Simone Moser

Simone Moser, seit September 2023, Universitätsprofessorin für Pharmakognosie an der Uni Innsbruck

Vor­ge­stellt: Pflanz­li­che Abbau­pro­dukte als Chance

In der Natur passiert nichts ohne Grund, davon ist Simone Moser, seit September 2023 Professorin für Pharmakognosie an der Uni Innsbruck, überzeugt. Sie untersucht die neue Naturstoffklasse der Phyllobiline, die beim Alterungsprozess von Pflanzen entstehen.

Kann der Alterungsprozess in Arzneipflanzen eine Chance für die Forschung im Bereich der Naturstoffe bieten? Davon ist Simone Moser überzeugt. Die neue Professorin für Pharmakognosie am Institut für Pharmazie hat sich auf eine neue Wirkstoffklasse, die im Zuge des Alterungsprozesses von Pflanzen entsteht, spezialisiert: die Phyllobiline. „Phyllobiline sind Tetrapyrrole, die in Pflanzen entstehen, wenn das grüne Pigment Chlorophyll abgebaut wird“, erklärt Simone Moser. Diese Abbauprodukte wurden lange Zeit als reine Abfallprodukte betrachtet. „Tatsächlich haben Phyllobiline jedoch eine wichtige Funktion. Einige dieser Moleküle besitzen antioxidative Eigenschaften, die helfen können, Pflanzenzellen vor Schäden durch freie Radikale zu schützen. Dies zeigt einmal mehr, wie ausgeklügelt und anpassungsfähig die Systeme der Natur sind“, so Moser. Die Wissenschaftlerin, die sich bereits in ihrer Dissertation mit den Farbstoffen im Herbstlaub beschäftigt hat, ist überzeugt davon, dass die Klasse der Phyllobiline auch im Hinblick auf neue Wirkstoffe interessant ist.

Wirkstoff-Suche

Während ihrer Zeit als Arbeitsgruppenleiterin an der LMU München hat Simone Moser bereits einige Strukturaufklärungen von Phyllobilinen durchgeführt und konnte beispielsweise nachweisen, dass antioxidative und entzündungshemmende Wirkstoffe im Brennesseltee zu finden sind. „Wir haben auch Phyllobiline gefunden, die eine Wirkung auf Krebszellen gezeigt haben“, erklärt Moser. Tiefgründiger erforschen will sie diese Wirkung durch eine Test-Methode, die die Wissenschaftlerin für den Bereich dieser neuen Naturstoffklasse weiterentwickelt hat. Mit dem sogenannten Yeast Three-Hybrid-System kann man die Interaktionen von Molekülen in Hefezellen untersuchen. „In der Wirkstoffsuche geht es um die Frage, ob ein potenzieller Wirkstoff mit einem sogenannten Target – einem mit der Erkrankung in Zusammenhang stehendem Zielprotein im Körper – interagiert“, erklärt Simone Moser. „Das Besondere am Yeast Three-Hybrid-System ist, dass wir nicht nur die Interaktion zwischen einem Naturstoff und einem Zielprotein untersuchen können, sondern sehr viele verschiedene Zielproteine gleichzeitig testen können“, so die Wissenschaftlerin. „Das bedeutet, dass wir in einem Experiment tausende potenzielle Interaktionen überprüfen können.“ Diese Methode möchte Simone Moser weiterhin nutzen, um das Potential von Alterungsprodukten aus Pflanzen als Leitstrukturen für interessante therapeutische Anwendungen zu erforschen.

Zur Person

Simone Moser hat Chemie an der Universität Innsbruck studiert und nach Abschluss ihrer Doktorarbeit mehrere Jahre an der EPFL in Lausanne und dem MIT in Cambridge, Massachusetts, geforscht. Nach einer Zeit in der Analytischen Entwicklung bei Sandoz in Langkampfen kehrte sie wieder an die Universität Innsbruck zurück, um sich erneut der Fragestellung des Chlorophyllabbaus zu widmen. Mit dem Fokus auf den Chlorophyllabbauprodukten, allerdings mit einem komplett neuen Ansatz, baute sie schließlich ihre eigene Forschungsgruppe am Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie an der LMU München auf, wo sie sich 2022 habilitierte. Während dieser Zeit war sie auch als Gastdozentin für die Universität Wien und die PMU Salzburg tätig. Für ihre Arbeit zur pharmazeutischen Wirkung neu entdeckter Naturstoffe wurde Simone Moser bereits mehrfach ausgezeichnet, so erhielt sie u.a. 2020 den Blair-Curtius-Pfleiderer-Wachter Preis für Pteridinologie und 2022 den Dr. Willmar-Schwabe Preis der Society for Medicinal Plant and Natural Product Research. Seit September 2023 ist Simone Moser Universitätsprofessorin für Pharmakognosie an der Uni Innsbruck.

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