„Hans J. Briegel zählt zu den Pionieren im Bereich Quanteninformatik und -technologie. Seine Arbeiten erlauben Berechnungen, die klassische Computer nicht leisten können. Seine Erkenntnisse spielen eine Schlüsselrolle in drei zentralen Bereichen der Quanteninformatik: die Entdeckung der messungsbasierten Quanteninformatik als Herzstück der optisch basierten Quanteninformationsverarbeitung; die Erfindung des Quantenrepeaters macht das Quanteninternet möglich; und seine Entwicklung des Quantenverstärkungslernens prägt das schnell wachsende Gebiet der künstlichen Quantenintelligenz. Mit dem FWF-Wittgenstein-Preis an Hans J. Briegel ehrt Österreich einen seiner aktivsten und kreativsten Forschenden in einem Bereich, in dem Österreich eine führende Rolle einnimmt“, so die internationale Jury. Wissenschaftsminister Martin Polaschek und FWF-Präsident Christof Gattringer übergaben am Donnerstagabend in Wien den mit 1,5 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-Preis an Hans J. Briegel, der damit seine Forschung an der Weltspitze weiter ausbauen wird.
„Hans J. Briegel hat die Innsbrucker Quantenphysik in den vergangenen Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt und dabei wegweisende Beiträge zur Entwicklung von neuen Quantentechnologien geleistet“, sagt Veronika Sexl, Rektorin der Universität Innsbruck. „Mit Hans J. Briegel kommt bereits der vierte Wittgenstein-Preisträger aus den Reihen der Innsbrucker Physik. Das freut uns sehr und unterstreicht die Bedeutung dieses Forschungsschwerpunkts in der österreichischen Grundlagenforschung.“
„Diese Auszeichnung freut mich außerordentlich“, sagt Hans J. Briegel in einer ersten Reaktion. „Der FWF-Wittgenstein-Preis ist eine wirklich schöne Anerkennung meiner Arbeit und gibt mir die Möglichkeit, weiter an sehr grundlegenden Fragen, wie Wissenschaft mit dem Aufkommen der künstlichen Intelligenz aussehen kann, zu forschen. Mit meinem Team fokussieren wir uns auf die Quantenphysik, um diesen Fragen nachzugehen“, so Briegel weiter.
Wegweisende Konzepte für Quantentechnologien entdecken
Hans J. Briegel ist Professor und Leiter der Forschungsgruppe Quantum Information and Computation am Institut für Theoretische Physik an der Universität Innsbruck. Er studierte Physik und Philosophie in München und Edinburgh. Zu den weiteren Stationen seiner Karriere gehören unter anderem ein Postdoc-Fellowship an der Harvard University, eine Gastprofessur an der Universität Konstanz sowie die langjährige Leitung einer Forschungsgruppe als Wissenschaftlicher Direktor am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) in Innsbruck. 2022 wurde Hans J. Briegel mit einem ERC Advanced Grant ausgezeichnet.
Seine Arbeitsgruppe erforscht grundlegende Konzepte der Quantenmechanik und der statistischen Physik sowie deren Anwendungen für die Informationsverarbeitung. Von ihm stammen wegweisende Arbeiten in den Bereichen Quantencomputer und Quantenkommunikation. So ist Hans J. Briegel einer der Erfinder des Einweg-Quantencomputers, an dessen Realisierung heute mehrere Unternehmen weltweit arbeiten. Mit der Idee für Quantenrepeater hat er gemeinsam mit Kollegen der Universität Innsbruck die Basis für ein zukünftiges Quanten-Internet gelegt. Seine aktuelle Forschungsinteressen konzentrieren sich auf das Problem des Lernens und der künstlichen Intelligenz in der Quantenphysik und auf quantenmaschinelles Lernen.
Quanteninformationssysteme und künstliche Intelligenz sind wesentliche Elemente in der derzeitigen technischen Entwicklung. Sie werden künftig auch grundlegenden Einfluss auf wissenschaftliche Arbeitsweisen haben, indem sie eine Beschleunigung und weitgehende Automatisierung der Wissensgenerierung erlauben. Diese mögliche Transformation der Grundlagenforschung stellt die Wissenschaft vor ganz neue Herausforderungen. Für Hans J. Briegel spielen Verstehen und Transparenz eine zentrale Rolle in der Wissenschaft, weshalb die Entwicklung von erklärbarer KI in der Grundlagenforschung für die Zukunft sehr wichtig ist. Diese Frage in der Quantenphysik zu untersuchen, hält er für vielversprechend, weil die Naturwissenschaften über eine fundierte Vorstellung und Kriterien dafür verfügen, was eine gute Erklärung ist.
Mit seinem Team untersucht Hans J. Briegel nicht nur grundlegende Aspekte und Potenziale von Quanteninformationssystemen und autonom agierender künstlicher Intelligenz, sondern bearbeitet auch philosophische Fragestellungen zur KI und der prinzipiellen Handlungsfähigkeit physikalischer Systeme.
FWF-Wittgenstein-Preis: Österreichs höchstdotierter Wissenschaftspreis
Der FWF-Wittgenstein-Preis richtet sich an exzellente Forscher:innen aller Fachdisziplinen. Die mit 1,5 Millionen Euro dotierte Auszeichnung unterstützt die Forschung der Preisträger:innen und garantiert Freiheit und Flexibilität bei der Durchführung. Forschende können so ihre Forschungstätigkeit auf international höchstem Niveau vertiefen. Neben dem Wittgenstein-Preis vergab der Wissenschaftsfonds FWF auch die diesjährigen FWF-START-Preise. Insgesamt acht Wissenschaftler:innen aus Linz, Salzburg und Wien konnten sich in dem hochkompetitiven Auswahlprozess durchsetzen.