Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Team von Forschenden in der Fachzeitschrift Environmental Research und unter Beteiligung von Georg Kaser und Rainer Prinz vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck. Für die Studie hatten die Fachleute hochauflösende Satellitenaufnahmen ausgewertet. Damit habe die Gruppe eine Lücke geschlossen, denn Daten aus den vergangenen Jahren habe es nicht gegeben, teilte Anne Hinzmann von der Universität Erlangen-Nürnberg am Montag mit. Die letzten Messungen gab es 2005 am Ruwenzori-Gebirge, 2011 am Kilimandscharo und 2016 am Mount Kenia.
Dabei zeigte sich laut der neuen Auswertung, dass die größte Eisfläche Afrikas am Kilimandscharo von 11,4 Quadratkilometern im Jahr 1900 auf 0,98 Quadratkilometer zwischen 2021 und 2022 zurückgegangen war. Am Mount Kenia schrumpfte das Eis von 1,64 Quadratkilometer im Jahr 1899 auf 0,07 Quadratkilometer 2021/2022, im Ruwenzori-Gebirge von 6,51 Quadratkilometer im Jahr 1906 auf 0,38 Quadratkilometer 2021/2022. "Seit die Gletscherflächen um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert zum ersten Mal kartiert wurden, sind mehr als 90 Prozent ihrer Flächen verschwunden", erläuterte Hinzmann.
Die drei tropischen Gletscherregionen liegen der Studie zufolge so hoch, dass der Eisrückgang dort im Gegensatz zu etwa den Alpen nicht unmittelbar auf steigende Temperaturen in den Gebieten zurückzuführen ist. Eine wichtige Rolle spielen dagegen veränderte Niederschläge. Die Regenzeiten fielen schon seit Ende des 19. Jahrhunderts trockener aus, sodass sich weniger Eis bilde und der Gletscher sich zurückziehe, hieß es. Außerdem gebe es mehr wolkenlose Tage, an denen Sonnenschein selbst bei Minusgraden das Eis schmelzen lasse.
Publikation: Tropical glacier loss in East Africa: recent areal extents on Kilimanjaro, Mount Kenya, and in the Rwenzori Range from high-resolution remote sensing data. Anne Hinzmann et.al. Environ. Res.: Climate 3 011003 DOI: 10.1088/2752-5295/ad1fd7