Der verheerende Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 markiert einen Einschnitt im israelisch-palästinensischen Konflikt, dessen Auswirkungen bislang nicht abzuschätzen sind. In zwei Podiumsgespräche an der Universität Innsbruck diskutieren Wissenschaftler*innen und Expert*innen über die historischen Hintergründe, die politischen Folgen in der Region und in Europa. Ein besonderer Fokus lag in beiden Gesprächen auf der Verquickung von Rassismus und Antisemitismus in Österreich und auf der Rolle von Bildung als Mittel gegen menschenfeindliche Ideologien.
Am 16. Jänner diskutieren Hanno Loewy, Dirk Rupnow und Noam Zadoff zusammen mit Christoph Schwarz die historischen Hintergründe des israelisch-palästinensischen Konfliktes.
Verhandelt wurden dabei sowohl Dimensionen des Massakers als Zäsur und dessen Auswirkungen auf die Region Naher Osten / Nordafrika. Im Mittelpunk stand die Frage, ob und wie nach dem 7. Oktober ein Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinenser*innen möglich sein könnte.
Im Anschluss fand eine durchaus emotionale, jedoch durchwegs respektvoll geführte Diskussion mit dem Publikum statt. Hierbei wurden unterschiedliche Positionen erkennbar von denen insbesondere die Stimme einer israelischen Austauschstudierenden an der Universität Innsbruck nachwirkte, deren nahe Verwandte unmittelbar von dem Massaker der Hamas betroffenen waren.
Am 23. Jänner diskutierte Judith Goetz unter dem Titel „Resonanzen“ mit Isolde Vogel, Cordula Trunk, Andreas Peham und Hanna Grabenberger Möglichkeiten und Grenzen kritischer Bildungsarbeit vor dem Hintergrund des 7. Oktober und seiner Folgen. Andreas Peham und Isolde Vogel thematisierten verschiedene Formen des Antisemitismus und analysierten die Unterschiede von israelbezogenem Antisemitismus zu einer Kritik an Israel. Cordula Trunk zeichnete zentrale Entwicklungslinien und Konflikte in der Theoriegeschichte des Rassismus und Antisemitismus nach. Hanna Grabenberger verdeutlichte die Verflechtungen von Antisemitismus und Rassismus und kritisierte die Vorstellung eines „importierten Antisemitismus“ in Österreich.
Darf man den vielen Rückmeldungen aus dem Publikum glauben, so zeigte die Veranstaltungsreihe nicht zuletzt das große Bedürfnis auf, Räume zu finden für einen respektvollen Dialog über einen Konflikt, der auch in Europa zu großen politischen Zerwürfnissen beiträgt.