An zwei Instituten und zwei Fakultäten beheimatet bietet die neue Professur für österreichische Literatur- und Kulturgeschichte viel Spielraum für Innovationen. Die mit 1. Oktober 2024 berufene Professorin Uta Degner freut sich darauf, diesen gestalten zu dürfen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Interdisziplinarität im Alltag, besonders in der Lehre, oft gar nicht so einfach ist. Meine Professur ist eine Brückenprofessur und jeweils zu 50 Prozent am Forschungsinstitut Brenner-Archiv und am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie angesiedelt. Dadurch ist es leichter, fächerübergreifende Konzepte zu realisieren“, sagt die Literaturwissenschaftlerin und ergänzt: „Der Österreichische Kulturraum ist aufgrund seiner Geschichte sehr vielfältig. Daran möchte ich auch in der Lehre anknüpfen und gesellschaftlich relevante Fragen durchaus mit historischen Quellen bearbeiten.“
Wirft man einen Blick auf Uta Degners wissenschaftliche Schwerpunkte und Veröffentlichungen, dann springen einem die Namen zweier großer österreichischer Schriftstellerinnen sofort ins Auge: Ingeborg Bachmann und Elfriede Jelinek. Degners Interesse gilt dabei nicht nur den Werken, sondern auch ihren Rollen als Frau im Literaturbetrieb. Weibliche und LGBTQIA+-Autorschaft sowie die historischen und aktuellen Existenzbedingungen von Autor:innen will Degner – unterstützt von zwei Doktorand:innen, die durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung finanziert werden – auch zum Forschungsthema an der Universität Innsbruck machen.
Zur Person
Uta Degner studierte ab 1992 Neuere Deutsche Literatur, Anglistik, Italianistik und Philosophie in Konstanz, Bologna und Berlin. 2007 promovierte sie an der Freien Universität Berlin, wo sie anschließend zwei Jahre an einem Sonderforschungsbereich wissenschaftliche Mitarbeiterin war. 2009 wechselte Degner an die Universität Salzburg, wo sie sich 2019 habilitierte und bis zu ihrem Ruf an die Universität Innsbruck assoziierte Professorin für Neuere Deutsche Literatur war. Als Gastprofessorin war sie an mehreren europäischen Universitäten, darunter als Gast der Foundation for Austrian Studies an der Universität Leiden. Sie ist Mitglied im Board der Austrian Studies Association und Mitherausgeberin der Salzburger Bachmann Edition.
Mayröcker und die Uni Innsbruck
Friederike Mayröcker (1924-2021) wurde 2015 das Ehrendoktorat der Universität Innsbruck verliehen. Ihre Biographie ist in vielfacher Weise mit Innsbruck verwoben: Als wiederholter Gast bei den Österreichischen Jugendkulturwochen, einer international anerkannten Förderveranstaltung für den schöpferischen Nachwuchs, leistete Mayröcker einen wesentlichen Beitrag zur zeitgenössischen Kunst der Nachkriegsjahrzehnte. Im Studienjahr 1996/97 übernahm sie auf Einladung von Prof. Johann Holzner die Poetik-Vorlesung an der Universität Innsbruck. Auch eine Reihe von Forschungsarbeiten zu Mayröcker sind seither hier entstanden. So kam die Idee auf, die neu geschaffene Professur, die jeweils zu 50 Prozent am Forschungsinstitut Brenner-Archiv (Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät) und am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie (Philosophisch-Historische Fakultät) angesiedelt ist, nach Friederike Mayröcker zu benennen. Sie ist die erste Professur dieser Art im deutschsprachigen Raum und wurde auf Initiative von Altrektor Tilmann Märk und Sektionschef Elmar Pichl eingerichtet.