Auf Einladung der drei wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultäten – Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft und Statistik sowie Soziale und Politische Wissenschaften – und des Forschungsschwerpunkts Wirtschaft, Politik & Gesellschaft (EPoS) hielt Helen V. Milner die 40. Böhm-Bawerk-Lecture am Campus Universitätsstraße.
In ihrem interdisziplinären angelegten Vortrag über die Zusammenhänge von Demokratie und Globalisierung sowie dem Erstarken rechts-populistischer Parteien traf Milner inhaltlich eine perfekte Schnittmenge aktueller wirtschafts- und politikwissenschaftlicher Entwicklungen und gesellschaftlich spannender Fragen und Themen.
Milner präsentierte ihre Forschungsergebnisse im Zusammenhang mit Entwicklungen internationaler Migration und Globalisierung sowie der Frage, ob die Globalisierung und Globalisierungsschocks Anteil daran haben, dass Wähler:innen vermehrt rechte und rechtsextreme Parteien wählen. Ihre Erkenntnisse fasste Helen Milner wie folgt zusammen:
„Internationaler Handel führt zu einer zunehmenden Unterstützung der extremen Rechten auf regionaler und individueller Ebene. Technologischer Wandel erhöht die Unterstützung für extreme Rechte und schadet den Parteien im Zentrum und links der Mitte.“
Diese Stärkung der rechten und rechtsextremen Parteien hat auch Auswirkungen auf die liberale internationale Ordnung. Dabei müssen diese Parteien nicht zwangsläufig Regierungsverantwortung übernehmen, um Einfluss auszuüben. Allein ihre verstärkte Präsenz in Parlamenten und die Dominanz ihrer Themen im politischen Diskurs haben unmittelbar Einfluss auf nationale und internationale Politik.
Laut Milner trifft diese Entwicklung Europa ganz besonders. Rechte und rechtsextreme Parteien fordern Protektionismus, wollen Migration stoppen (bzw. umkehren), sind gegen Globalisierung, treten offen gegen die EU und ihre Institutionen auf und sind teilweise pro-russisch.
Das Fazit von Milner: die Hoffnung, die Menschheit würde in Richtung mehr Demokratie und eine dauerhaft stabile und liberale internationale Ordnung zusteuern, hat sich leider als Trugschluss erwiesen. Demokratie und liberale Weltordnung sind aktuell besonders bedroht. Aufgabe von Politik und uns allen müsse es daher sein nach Lösungen zu suchen, wie Globalisierungs- und Technologieschocks verhindert werden können bzw. wie deren Auswirkungen gemildert werden können, um die Grundfesten von Demokratie und liberaler Ordnung nicht auszuhöhlen.
Milners Vortrag unterstrich damit eindrucksvoll, wie wichtig sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Perspektiven auf die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen von heute sind und welchen zentralen Beitrag die drei Fakultäten im Kontext des Forschungsschwerpunkts EPoS zu leisten im Stande sind.
Helen V. Milner ist B.C. Forbes Professorin für Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Princeton University und Direktorin des Niehaus Center for Globalization and Governance an der Princeton School of Public and International Affairs. Sie gilt als eine der meistzitierten Politikwissenschaftler:innen weltweit und ist Mitglied des Council on Foreign Relations, der National Academy of Sciences und der American Academy of Arts and Sciences.