In der Karwoche trafen sich die Mitglieder des Forschungsschwerpunktes EPoS im Haus der Begegnung, um einen interdisziplinären Blick auf (die Problematik der angenommenen) Wertfreiheit in der Forschung und die Anwendung unterschiedlicher Methodologie zu werfen.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Sprecherin Prof. Andrea Hemetsberger begann unser Austausch mit einer einführenden Keynote-Präsentation von Prof. Dr. Julian Reiss vom Institut für Philosophie und Wissenschaftstheorie der Universität Linz unter dem Titel „Fakten-/Wertverschränkung in den Wirtschaftswissenschaften – es ist schlimmer als Sie dachten!“ Unter der Prämisse, dass die Wissenschaft im Allgemeinen und die Wirtschaftswissenschaften im Besonderen nicht wertfrei sein können und sollten, beleuchtete Herr Reiss anhand unterschiedlicher Geldtheorien die Kontroverse über die Natur und den Ursprung des Geldes und dessen Auswirkungen auf die Wünschbarkeit und Rechtfertigung sozialer Interventionen und politische Empfehlungen. Die spannende Diskussion im Anschluss des Vortrages machte recht deutlich, wie wichtig es ist, die Wertbehaftetheit von Theorien sichtbar zu machen.
Im Zuge der Pause gaben vier Poster-Präsentationen Einblick in laufende Forschungsprojekte unserer Jungforscher:innen , die den Young Scholar Research Grant des Forschungsschwerpunkts erhalten hatten:
- Florian Bottner mit “A fair share: Who should finance the Loss and Damage Fund? Choice experimental evidence from the Netherlands.”
- Adrian Düll zu “Search Cost Estimation and Search without Priors”
- Harald Puhr mit “Leveraging Online Information Collection: Presenting a Versatile Proxy”und
- Thomas Rittmansberger mit “Discrimination in the general population: Evidence from a representative experiment”
Alljährlich fördert EPoS durch das Young Scholar Research Funding Programme eine Vielzahl von Nachwuchsprojekten als Vorbereitung für Drittmittelanträge.
Anschließend wurden im Plenum in einer Methoden-Session die Kluft verschiedener Forschungstraditionen in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften beleuchtet, die Problematik fragmentierter Forschung in unterschiedlichen Kontexten und die daraus resultierende Heterogenität der Ergebnisse diskutiert und zum Abschluss ein pragmatischer Mixed-Methods-Ansatz vorgeschlagen.
Katherine Dormandy (Department of Christian Philosophy) sprach zu "Science Fundamentalism“, Felix Holzmeister (Department of Economics) betrachtete seine Metadatensammlung unter der Annahme "All Ways Lead To Rome? Empirical Evidence and Implications of Effect Size Heterogeneity" und Philipp Jaufenthaler (Department of Management and Marketing) schlug eine Brücke zwischen den Ansätzen "Qual-Quant Methodologies: Perfect Match or Incompatible Pair?".
In den Diskussionen wurden zahlreiche Aspekte erörtert, darunter die Vor- und Nachteile verschiedener Methoden, Möglichkeiten zur Integration verschiedener Ansätze und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Anwendung neuer Technologien in der Forschung.
In den Pausen zwischen den Vorträgen hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit zum informellen Austausch und Netzwerken. Diese Gelegenheiten wurden intensiv genutzt, um Ideen auszutauschen, neue Kontakte zu knüpfen und einander besser kennenzulernen.
Insgesamt war das Forschungstreffen ein großer Erfolg und trug maßgeblich zum Wissensaustausch und zur Vernetzung innerhalb unseres Schwerpunktes bei. Die Vielfalt der präsentierten Methoden und Forschungsansätze verdeutlichte die Breite und Tiefe der Forschungstätigkeit an unserer Institution und unterstrich die Bedeutung des methodischen Fokus für uns als Schwerpunkt.
Wir danken allen Teilnehmenden und Referent:innen für ihre Beiträge zu diesem inspirierenden und erkenntnisreichen Treffen. Wir freuen uns bereits auf den nächsten Winter Summit am 16. Dezember 2024, der weitere innovative Forschungsmethoden und -ansätze beleuchten wird.