Die Proof-of-Concept-Grants sind Förderungen im Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizon Europe. Der Zuschuss in Höhe von 150.000 Euro hat das Ziel, das kommerzielle oder gesellschaftliche Potenzial von bahnbrechenden Forschungsprojekten auszuloten. Diese Förderungen stehen ausschließlich ERC-Preisträger:innen offen.
Plattform für Beweistechnologie
Cezary Kaliszyk, assoziierter Professor am Institut für Informatik, erhielt 2016 einen ERC-Starting Grant für seine Arbeit im Bereich der formalen Beweistechnologie. Dabei geht es um Verfahren, die zur Validierung von komplexen mathematischen Beweisen oder auch zur Verifikation von Hard- und Software eingesetzt werden. In dem neuen Projekt soll nun eine zentrale Plattform für formale Mathematik im Web etabliert werden. Auf der Plattform sollen formale sowie semi-formale mathematische Beweise, unter anderem unterstützt durch Künstliche Intelligenz, durchgeführt werden können. „In diesem Projekt werden wir eine Web3-Plattform für formale Beweise entwickeln, die Mathematiker:innen, Formalisierungsforscher:innen und Unternehmen miteinander verbindet. Diese Plattform wird auch modernste Verifikations-, KI- und automatische Formalisierungswerkzeuge enthalten, um die Erstellung von computerlesbaren Beweisen zu unterstützen“, erzählt Cezary Kaliszyk. Wikis für formale Mathematik werden integrierte Blockchain-basierte Token bereithalten, mit denen Benutzer:innen für ihre Beiträge belohnt werden. „Wir werden Übersetzungen für verschiedene Logiken und Beweissysteme bereitstellen und die Sicherheit der Plattform sicherstellen.“ Darüber hinaus wird das Team auch das Marktpotenzial der entwickelten Systeme untersuchen.
Neuer Algorithmus für Krankheitsrisiko aus Menstrualblut
Martin Widschwendter, Professor für Krebsprävention und Screening hat 2017 als erster und einziger österreichischer Onkologe einen ERC Advanced Grant erhalten. Er forscht an neuartigen epigenetischen Tests für Krebserkrankungen, wobei sein Schwerpunkt auf Krebserkrankungen von Frauen und solchen Frauen liegt, die aufgrund ihrer genetischen Veranlagung ein erhöhtes Krebsrisiko haben. Für die Entwicklung solcher Test ist die Berechnung der Anteile von Zelltypen in komplexen, gemischten Proben wie Gebärmutterhalsabstrichen entscheidend. Um den klinischen Nutzen der Tests zu erweitern und neue Anwendungen zu ermöglichen, muss der Algorithmus zur Bestimmung der Zelltypen verfeinert und erweitert werden. Die Forschung konzentriert sich dabei auf Zelltypen in Menstruationsblut, das eine wichtige und wenig untersuchte klinische Probenart darstellt. Das Team um Martin Widschwendter will nun mit Hilfe der neuen Förderung diesen verfeinerten und erweiterten Algorithmus etablieren, in der Forschung breit anwenden und mit der wissenschaftlichen Gemeinde teilen. Er wird auch dazu dienen, das Probenahmeprotokoll für weitere Studien an Frauen mit Endometriose zu optimieren. Endometriose ist eine wenig erforschte Krankheit, für die dringend neue Diagnosen benötigt werden. Bis zu 10 % der Frauen sind davon betroffen, das sind schätzungsweise 190 Millionen Frauen weltweit. Viele Frauen warten jahrelang auf eine Diagnose und leiden unter chronischen Schmerzen und in einigen Fällen unter Unfruchtbarkeit als Folge ihrer Erkrankung.