Eine Gruppe von Menschen steht verstreut auf einer Wiese vor einem alten Bauernhaus.

Den Auftakt der Veranstaltung bildete der Besuch im Naturparkhaus in Längenfeld.

Live-Blog: Inter­dis­zi­pli­näre Gebirgs­for­schung

Ein Gruppe Studierender ist derzeit im Ötztal unterwegs um Sphären, Prozesse und Wechselwirkungen des Natur- und Kulturraums kennenzulernen. Geleitet wird die Exkursion vom Historiker Kurt Scharr und dem Koordinator des Forschungsschwerpunkts Alpiner Raum, Wolfgang Gurgiser. Sie berichten hier täglich über die Veranstaltung.

Die interdisziplinäre Lehrveranstaltung in Obergurgl als Ergebnis der Zusammenarbeit der Forschungsschwerpunkte
Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte und Alpiner Raum wendet sich an Hörer:innen aller Fakultäten und nutzt die vielfältigen Möglichkeiten, die unser Universitätszentrum auf knapp 2000 m Meereshöhe im inneren Ötztal bietet. Dabei geht es darum, den Studierenden den Natur- und Kulturraum über Exkursionen und Begegnungen mit Menschen vor Ort näher zu bringen, Fragen unmittelbar im Gelände zu bearbeiten und Gedanken auszutauschen. Dabei kommen verschiedene Disziplinen mit ihren jeweilen Zugängen zum Tragen.

Tag 1 – Schutzgebiete und kulturelles Erbe

Ein Gruppe von Menschen steht vor dem Naturparkhaus in Längenfeld

Zum Start setzen wir uns im Naturpark Haus in Längenfeld mit der Idee von Schutzgebieten und deren Management auseinander. Zugleich erhalten wir einen Überblick über den außergewöhnlichen Facettenreichtum des Ötztals.

Eine Person rührt in einer von zwei großen Pfannen auf einam alten, gemauerten Herd.

Die Ötztaler-Museen (hier im Ortsteil Lehn bei Längenfeld) stehen mittlerweile für einen wichtigen Teil des kulturellen Lebens im Tal. Mit ihren Initiativen setzen sie Akzente, die zum Nachdenken anregen, so auch die aktuelle Sonderausstellung Ötztal Weltweit Talein-Talaus. Sie zeigt das Tal in seinen verschiedenartigen Vernetzungen mit der Welt – auch außerhalb des Tourismus. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die das Tal verlassen haben, zurückgekehrt sind oder im Tal ihren neuen Lebensmittelpunkt gefunden haben. Mit einem kräftigen Muas aus der originalen Rauchküche geht es bestens gestärkt in die gemeinsame Woche!

Tag 2 – Wasser und andere Themen im Naturraum und in der Gesellschaft

Eine Gruppe von Studierenden steht auf einem Weg durch ein Moor, der Himmel ist wolkenverhangen

Ausblick! Um einzelne Landschaftselemente wie Moore oder Girlandenböden zu erkennen und den Grund für deren Entstehung zu verstehen, braucht es einen geschärften Blick, der durch die gemeinsame Geländeansprache erlernt wird.

Mehrere Personen stehen vor einem Schneefeld. das mit Saharastaub bedeckt ist.

Überblick! Mit Hilfe von Messmethoden lernen wir Prozesse wie die Schneeschmelze mit und ohne Saharastaub einzuschätzen und können damit wichtige Komponenten von hochalpinen Gewässersystemen besser verstehen.

Zahlreiche Studierende sitzen in einem Veranstaltungsraum und blicken auf eine Leinwand

Einblick! Die touristische Inszenierung und Wahrnehmung einer Region ist das eine, Themen, die die Menschen vor Ort beschäftigen und tagtäglich herausfordern, sind das andere. Deswegen hören wir unserem Gesprächspartner aus dem Ort aufmerksam zu und diskutieren an der gemütlichen Bar bis in den späten Abend.

Tag 3 – Orientierung: Kulturlandschaft & Gesellschaft im Wandel

Studierende am Mutsbichl bei Vent mit Blick auf Talleit

Mutsbichl bei Vent mit Blick auf Talleit

Das Arbeiten mit Karte und Bézard-Kompass im Gelände vermittelt zunächst ein Verständnis über die ungebrochene Bedeutung von Kartographie als kompaktes Modell der Welt. Zugleich bietet es auf spielerische Weise die Möglichkeit, sich auf analoge Weise zu orientieren, den eigenen Standort zu bestimmen oder unbekannte Punkte ‚einzuschneiden‘, um sie danach auf der Karte zu verorten.

Studierende bei der Ramolalm mit Similaun und Marzellferner im Hintergrund.

Ramolalm mit Similaun und Marzellferner im Hintergrund.

Bis heute werden die Hochlagen des Niedertals von Schnalser Bauern für den Auftrieb von Schafen genutzt. Zwischen den Lostagen St. Veits-Tag (15. Juni) und Kreuzerhöhung (15. September) weiden dort über tausend Tiere, die zuvor über das Niederjoch ins Tal absteigen. Der Hohle Stein, ein frühgeschichtlicher Siedlungsplatz am Talausgang, markiert die Weidegrenze zu Vent.

Studierende in einem steilen Hang eines Bergwalds.

In dieser Höhenlage ist für die Vegetation die Temperatur der limitierende Faktor. Am Südosthang von Vent erreicht die Waldgrenze annähernd 2300 m, der Sonnenhang gegenüber – oberhalb der Ortschaft – ist hingegen fast waldfrei. Das weist auf die kontinuierliche menschliche Nutzung seit Jahrtausenden hin. Erst vor wenigen Jahrzehnten wurde die Anrisszone aufgeforstet, seitdem wächst auch dort wieder ein ‚geschlossener‘ Wald.

Tag 3 – Reflexion: Auf den zweiten Blick

Studierende diskutieren sitzend und stehend im Gebirge

In der Abschlussreflexion heben die Studierenden hervor, dass sich viele Prozesse und Zusammenhänge der Alpinen Landschaft erst auf den zweiten Blick erschließen. Die verschiedenen Perspektiven und der Austausch in der interdisziplinären Gruppe sind für ein umfassendes Verständnis entscheidend.

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