An einem warmen Sommerabend hatten geladene Gäste die Gelegenheit, den neu gestalteten Heil- und Nutzpflanzengarten sowie die renovierte Coudé-Kuppel zu besichtigen. Zu Beginn der Veranstaltung erläuterten die Leiterin des Instituts für Botanik Ilse Kranner und der Leiter des Instituts für Astro- und Teilchenphysik Norbert Przybilla die abgeschlossenen Projekte. Cäcilia Lechner-Pagnitz vom Botanischen Garten gab detailiierte Einblicke in den neuen Heil- und Nutzpflanzengarten. Auch Vizebürgermeisterin Elli Mayr zeigte sich sehr erfreut über die beiden neuen Highlights im Botanischen Garten.
Die Begrüßung übernahm Rektorin Veronika Sexl: „Ich freue mich sehr, dass wir heute gleich zwei bedeutende Projekte auf dem wunderschönen Areal des Botanischen Gartens eröffnen können. Der Heil- und Nutzpflanzengarten erstrahlt dank der großzügigen Unterstützung der Stadt Innsbruck in neuem Glanz und die renovierte, aus dem Jahr 1904 stammende kleine freistehende Coudé-Kuppel stellt eine Bereicherung des Museums 'Historische Sternwarte' dar. Projekte dieser Größenordnung sind nur durch das Engagement und die Zusammenarbeit vieler Menschen möglich, deshalb möchte ich allen Beteiligten bei der Stadt Innsbruck, der Bundesimmobiliengesellschaft, dem Bundesdenkmalamt und an den Instituten für Botanik sowie Astro- und Teilchenphysik meinen Dank aussprechen.“
Heil- und Nutzpflanzengarten
Der nicht mehr ganz zeitgemäße Heil-, Gift- und Gewürzpflanzengarten des Botanischen Gartens wurde mithilfe von Fördermitteln der Stadt Innsbruck in den vergangenen Jahren komplett umgestaltet. Der neu entstandene Heil- und Nutzpflanzengarten bietet nun neben einer neuen und verständlichen Gliederung auch zusätzliche schattige Sitzplätze, großteils barrierefreie Wege und neue Informationstafeln. Bei der Gestaltung wurde auf die Wiederverwendung vorhandener Ressourcen sowie auf ökologische Aspekte wie Nischen für Wildbienen geachtet. Der neugestaltete Heil- und Nutzpflanzengarten im Botanischen Garten bietet eine beeindruckende Vielfalt an Pflanzen, die in vier thematischen Gärten präsentiert werden:
Im Gewürzgarten findet man Pflanzen, die aufgrund ihrer Inhaltsstoffe als geschmacksgebende Zutaten verwendet werden. Die Pflanzen sind nach ihrer Verwendung und Beliebtheit in der jeweiligen traditionellen Küche oder Region unterteilt, darunter typisch mediterrane Gewürzpflanzen, Pflanzen der traditionellen Küche Mittel- und Nordeuropas sowie Gewürzpflanzen aus Amerika, Asien und Afrika. Dabei findet man sowohl bekannte als auch vergessene Gewürze. Der Gemüsegarten zeigt die Vielfalt an Gemüsesorten und bietet Sorten-Raritäten, die von den Mitarbeiter:innen des Botanischen Gartens weitgehend selbst vermehrt werden. Im Fruchtgarten wachsen bekannte und weniger bekannte Gehölze mit schmackhaften Früchten. Neben Wildobst finden sich hier auch Zuchtformen und genau wie im Gemüsegarten wechselt das Sortiment von Frühling bis Herbst.
Der Heilpflanzengarten ist in neun verschiedene Bereiche unterteilt, die sich nach ihrer hauptsächlichen Indikation und Verwendung richten: Herz-Kreislauf-System, Atmungsorgane, Magen-Darm-Kanal und Lebertherapeutika, Niere und ableitende Harnwege, Haut und Bewegungsapparat, Gynäkologika – Frauen- und Männerheilkunde, Steigerung der Abwehrkräfte, Zentrales Nervensystem – beruhigende und schlaffördernde Pflanzen sowie historisch verwendete Nutzpflanzen. Insgesamt finden sich hier 230 Arten, zu denen jeweils Kurzinformationen zur eigenständigen Weiterbildung vorhanden sind.
Renovierte Coudé-Kuppel
Die 1904 von Prof. Egon von Oppolzer nach eigenen Plänen und aus eigenen Mitteln in Hötting errichtete Sternwarte war damals eines der modernsten Observatorien der k. und k. Monarchie. 1909, zwei Jahre nach seinem Tod, wurde die Privatsternwarte seiner Familie vom Staat abgekauft und der Universität Innsbruck als Universitätssternwarte zugeteilt. Im Anschluss wurde die Sternwarte bis in die 1950er-Jahre für Lehre und Forschung genutzt, Gebäude und Ausstattung blieben aber wegen mangelnder Mittel – aus heutiger Sicht zum Glück – weitgehend unverändert. Weder wurden die Originalinstrumente durch modernere ersetzt, noch konnten bauliche Änderungen durchgeführt werden. 1973 wurde das ältere Fernrohr in der freistehenden Coudé-Kuppel im Garten durch ein modernes Zeiss-Coudé-Linsenteleskop für die Ausbildung der Studierenden ersetzt, das auch heute noch für Lehrveranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit verwendet wird.
2014 wurde das Hauptgebäude des Observatoriums im Botanischen Garten umfassend renoviert und als „Museum Historische Sternwarte“ eröffnet. 2024 wurde nun die ebenfalls aus dem Jahr 1904 stammende kleine freistehende Coudé-Kuppel im Garten in enger Abstimmung mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und dem Bundesdenkmalamt renoviert und stellt nun zusammen mit den Originalinstrumenten im Hauptgebäude ein bedeutendes, im Wesentlichen unverändert erhaltenes Denkmal der österreichischen Wissenschaftsgeschichte dar. Die Finanzierung der Renovierung der Coudé-Kuppel erfolgte durch Mittel der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und der Universität Innsbruck.