Die Eyüp-Sultan-Moschee in Telfs in Tirol

Kinder erhalten oft auch in informellem oder religiösem Rahmen privaten Unterricht über ihre Religion, bei Musliminnen und Muslimen etwa in den Moscheen.

Reli­gi­öse Par­al­lel­ge­sell­schaf­ten ver­hin­dern

Ein neues, von Prof. Zekirija Sejdini geleitetes Projekt soll die Basis für integrationsfördernden deutschsprachigen Moscheeunterricht in Österreich schaffen. Es wird vom Bundeskanzleramt und dem Land Oberösterreich finanziert und soll den jeweiligen Moscheegemeinden helfen, den Unterricht kompetenzorientierter und praxisnäher zu gestalten.

Das in Moscheevereinen verwendete Lehrmaterial wurde in einer durch den Österreichischen Integrationsfonds beauftragten fachlichen Analyse geprüft: Es enthält wenig Bezug zur österreichischen Lebensrealität und soll angepasst werden. Dafür wurde nun das Projekt „Moscheeunterricht 2.0“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Zekirija Sejdini vom Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik der Universität Innsbruck in Auftrag gegeben.

„Moscheen spielen eine zentrale Rolle bei der religiösen Bildung von Kindern und Jugendlichen. Daher sind die Ausrichtung und Qualität des Moscheeunterrichts von enormer Bedeutung. Das Projekt zielt darauf ab, in Anlehnung an die Ergebnisse vorangegangener Studien und in Zusammenarbeit mit den Moscheen den Moscheeunterricht in Österreich fachlich und didaktisch-methodisch zu unterstützen. Die Unterstützung umfasst die Entwicklung von Lehrplänen, die didaktisch-methodische Vorbereitung von Unterrichtseinheiten sowie die Erstellung eines Leitfadens für einen zukunftsorientierten Religionsunterricht. Ziel ist es, Moscheen in ihrem Bestreben zu unterstützen, einen kontextbezogenen und auf die Lebensrealität der Kinder und Jugendlichen ausgerichteten Moscheeunterricht in deutscher Sprache anzubieten“, sagt Studienleiter Zekirija Sejdini.

Neues Lehrmaterial für Moscheeunterricht

Der Religionsunterricht in Schulen ist in Österreichs Verfassung verankert und wird von den jeweiligen Kirchen oder Religionsgesellschaften mitorganisiert. Gleichzeitig erhalten Kinder aber auch in informellem oder religiösem Rahmen privaten Unterricht über ihre Religion, bei Musliminnen und Muslimen etwa in den Moscheen. Dieser Unterricht wird oft von Privatpersonen oder Imamen angeboten und findet abseits von staatlich anerkannten Bildungseinrichtungen statt.

Bereits in den Jahren 2019–2023 wurde in Oberösterreich die bundesweit erste Studie zum Moscheeunterricht in Österreich durchgeführt. Sie kam zu dem Schluss, dass der Unterricht „ethnisch einseitig“ sei und in den Lehrmaterialien „wenig Bezug zur österreichischen Lebensrealität“ bestehe. Daher wurde von Bundeskanzleramt und Land Oberösterreich das Projekt „Moscheeunterricht 2.0“ in Auftrag gegeben. Es soll eine wissenschaftlich fundierte Basis für einen Moscheeunterricht bilden und ein zukunftsorientiertes Angebot für Moscheen sein. Das Hauptaugenmerk des neuen Projekts liegt auf der Weiterentwicklung von Konzepten für einen integrationsfördernden deutschsprachigen Moscheeunterricht für Kinder und Jugendliche. Hierfür werden spezifische Lehrkonzepte und Handlungsleitfäden erstellt. Besonders sollen die Unterrichtsmaterialien in Deutsch angeboten werden und den jeweiligen Moscheegemeinden helfen, den Unterricht kompetenzorientierter und praxisnäher zu gestalten sowie einen stärkeren Bezug zwischen religiöser Vermittlung und österreichischem Alltag herzustellen.

„Aus Integrationssicht ist es wichtig, bereits bei jungen Menschen anzusetzen - das bedeutet im Kindergarten, in der Schule und eben auch im religiösen Unterricht, der zum Teil auch in Moscheen stattfindet. So soll dieser Unterricht auf Deutsch stattfinden. Außerdem müssen die vermittelten Werte im Einklang mit dem österreichischen Wertesystem stehen, wie die Demokratie und die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Denn wer in Österreich lebt, muss sich an unsere Werte anpassen. Die Studie Moscheeunterricht 2.0 soll dabei die Grundlage für einen integrationsfördernden, deutschsprachigen Moscheeunterricht bilden“, erklärt Integrationsministerin Susanne Raab.

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