Preisträger:innen beim Festakt

v.l.: Vizebürgermeister Georg Willi (r.) gratulierte gemeinsam mit Gregor Weihs (Vizerektor für Forschung, 2.v.l.) und Reinhard Schretter (Vorsitzender des Universitätsrates, l.) den NachwuchsforscherInnen Franziska Niedrist, David Furtschegger, Petra Juen, Aleksandar Trklja und Isabella Walser-Bürgler (v.l.n.r.) zum „Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für wissenschaftliche Forschung 2024“

Stadt Inns­bruck zeich­nete Nach­wuchs­for­scher:in­nen aus

Fünf Preisträger:innen der Universität Innsbruck nahmen am 29. Oktober den „Preis der Landeshauptstadt Innsbruck für wissenschaftliche Forschung 2024“ im Rahmen eines Festakts im Bürgersaal des Historischen Rathauses entgegen.

Mit dem mit 20.000 Euro dotierten Preis würdigt die Stadt Innsbruck seit 2006 junge Nachwuchsforscher:innen. Die Verleihung nahmen Vizebürgermeister Georg Willi und Forschungs-Vizerektor Gregor Weihs vor. „Der Wissenschaftspreis der Stadt Innsbruck ist nicht nur eine Auszeichnung, sondern eine Einladung an unsere jungen Forscherinnen und Forscher, Neues zu entdecken und Wissen zu generieren“, betonte Vizebürgermeister Georg Willi: „Seit 2006 ehren wir hier Leistungen junger aufstrebender Talente. Heuer stehen die bemerkenswerten Beiträge aus der geisteswissenschaftlichen Studienrichtungen im Mittelpunkt. Von der Erziehungswissenschaft bis zur Rechtsgeschichte untermauern die Preisträgerinnen und Preisträger den Ruf und die Position Innsbrucks als hervorragende Universitätsstadt in zahlreichen wissenschaftlichen Disziplinen.“ „Innsbruck hat viel zu bieten, essentiell dafür ist, dass Universität und Stadt gut zusammenarbeiten. Dieser großzügig dotierte Preis ist ein Fixpunkt dieser Zusammenarbeit“, erklärte Vizerektor Gregor Weihs im Rahmen der Verleihung.

Die Preisträger:innen 2024

  • David Furtschegger, Soziologe und Erziehungswissenschaftler, arbeitet am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck am EU-Horizon Projekt „RESPONSIVE“. In seiner diskursethnographischen Untersuchung an Neuen Mittelschulen in Österreich argumentiert Furtschegger gegen die Fokussierung auf individualisierte und selbstgesteuerte Unterrichtsformate, die gesellschaftliche Transformationsprozesse eher verstärken als mildern. Er zeigt auf, dass die Betonung von Selbstständigkeit oft die Risiken der Überforderung und sozialen Fragmentierung übergeht. Zudem hebt Furtschegger die Bedeutung der Lehrkraft in der Aushandlung von Wissens- und Wertefragen hervor, um sozialen Ungleichheiten und postfaktischen Wahrheitskonflikten entgegenzuwirken. Seine Arbeit bietet innovative Perspektiven zur Verknüpfung von zentrierten und dezentrierten Lernformaten in der pädagogischen Praxis.

  • Petra Juen, Universitätsassistentin (Postdoc) am Institut für Praktische Theologie im Fachbereich Katholische Religionspädagogik, wird für ihre umfassende Studie zur religions- und konfessionsübergreifenden Zusammenarbeit (RuKüZa) an Tiroler Höheren Schulen ausgezeichnet, welche seit Jahren in der Sekundarstufe II praktiziert wird. Durch eine qualitative Analyse der Perspektiven von Schulleitungen sowie christlichen und muslimischen Religionslehrpersonen deckt Juen verschiedene Herausforderungen und Chancen auf, die auf systemischer, inhaltlicher und individueller Ebene bestehen. Ebenso zeigt sie in ihrer Arbeit die Bedeutung RuKüZa als Teil einer zukunftsfähigen religiösen Bildung, die interreligiöse, inklusionsorientierte und pluralitätssensible Aspekte integriert, auf.
  • Franziska Niedrist, Postdoktorandin am Institut für Römisches Recht und Rechtsgeschichte an der Universität Innsbruck, wird für ihre detaillierte Forschung zur Kriminalität und Strafrechtspraxis in Tirol und Vorarlberg im 19. Jahrhundert ausgezeichnet. In ihrer Dissertation untersucht sie anhand von Strafakten der Obersten Justizstelle in Wien, wie Kriminalität in dieser Region verfolgt und sanktioniert wurde. Niedrist konnte aufzeigen, dass die damaligen Juristen den Ermessensspielraum der Gesetze oft zugunsten der Angeklagten nutzten. Ihre Arbeit bietet zudem neue Einblicke in die Alltagswelt der Regionen und leistet damit einen bedeutenden Beitrag zur Rechts- und Kriminalitätsgeschichte Tirols und Vorarlbergs.
  • Aleksandar Trklja, Assistenzprofessor am Institut für Translationswissenschaft an der Universität Innsbruck, wird für seine herausragende Forschung zur Beschreibung und Analyse der Struktur von Urteilen des Gerichtshofs der Europäischen Union (EuGH), ausgezeichnet. Trklja kombiniert Musterbildung in Diskurs- und Korpuslinguistik mit Genre-Theorie, um die Komplexität dieser Texte zu analysieren. Seine Arbeiten liefern neue Erkenntnisse über die diskursiven Muster und den strukturellen Aufbau von Urteilen und wie diese im Laufe der Zeit verändert wurden. Besonders hervorzuheben ist sein innovativer Ansatz zur Untersuchung von sprachlichen und rechtlichen Präzedenzfällen, der neue Perspektiven für die Analyse juristischer Texte eröffnet.
  • Isabella Walser-Bürgler, Universitätsassistentin am Institut für Klassische Philologie und Neulateinische Studien der Universität Innsbruck, wird für ihre geschichtsverarbeitende Forschung im Bereich der Neulateinischen Studien ausgezeichnet. Ihre Arbeiten beleuchten die Bedeutung lateinischer Texte der Frühen Neuzeit und deren Einfluss auf Bildung und Literatur in Europa. Walser-Bürgler untersucht in ihren Publikationen unter anderem, wie der Dreißigjährige Krieg das deutsche Universitätswesen beeinflusste und wie realistische Charakterdarstellungen bereits in neulateinischen Romanen vorkommen. Ihre Forschung liefert neue Einsichten in die intellektuellen Diskurse und die rhetorische Tradition dieser Epoche.

Ausschreibung und Vergabe

Der mit Gemeinderatsbeschluss vom 22. März 1979 ins Leben gerufene Preis wird seit 2006 jeweils in einem Jahr an die Medizinische Universität Innsbruck sowie in den beiden darauf folgenden Jahren an die Leopold-Franzens-Universität in den Sparten Geisteswissenschaft und Naturwissenschaft vergeben. Die jeweilige Universität führt die Ausschreibung durch und schlägt die Preisträger:innen vor. Die Stadt Innsbruck möchte damit junge Nachwuchsforscher:innen würdigen. Der zur Verfügung gestellte Betrag von insgesamt 20.000 Euro kann für eine Forschungsarbeit vergeben, aber auch – wie heuer – auf mehrere Preisträger:innen aufgeteilt werden.

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