Blick in einen vollen Vortragsraum von hinten.

Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmer im Museum Wattens.

Tagung zur eisen­zeit­li­chen Frit­zens-San­zeno-Kul­tur

Kürzlich fand organisiert vom Institut für Archäologien und dem Heimatkunde- und Museumsverein Wattens-Volders die Tagung „Altes und Neues zur Fritzens-Sanzeno-Kultur in Nordtirol“ im Museum Wattens statt.

Bei der Fritzens-Sanzeno-Kultur handelte es sich um eine ab 500 v. Chr. auftretende archäologische Kulturgruppe der jüngeren Eisenzeit im Alpenraum, die das Trentino, Südtirol, fast das gesamte Nordtiroler Gebiet, einen Teil des Unterengadins sowie Osttirol umfasste. Obwohl sie in Handwerk, Begräbnisriten und Religion stark von ihren Nachbarn, insbesondere den Etruskern im Süden und Kelten im Norden beeinflusst wurde, zeigen sich eine Reihe spezifischer Eigenarten wie der Hausbau, die sog. Casa Retica, und spezielle Keramikformen und -verzierungen. Ihr abruptes Ende fand die Fritzens-Sanzeno-Kultur durch den römischen Alpenfeldzuges 15 v. Chr. und die Eroberung und anschließende Romanisierung ihres ursprünglichen Territoriums.

Sonderausstellung „Dr. Karl Stainer. Arzt, Wohltäter, Forscher“

Wichtige, namengebende Funde der Fritzens-Sanzeno-Kultur wurden um 1920 vom Gemeindearzt der Gemeinde Wattens, Dr. Karl Stainer (1868–1949), in Fritzens gemacht. Dem Sohn der bekannten Malerin Anna Stainer-Knittel („Geierwally“), der sich nicht nur als Arzt, sondern auch als engagierter Heimatforscher und Archäologe Verdienste erwarb, widmet sich zu seinem 75. Todestag eine Sonderausstellung im Museum Wattens.

Tagung „Altes und Neues zur Fritzens-Sanzeno-Kultur in Nordtirol“

Im Rahmenprogramm der Ausstellung fand kürzlich, organisiert von assoz. Prof. Mag. Dr. Florian M. Müller vom Institut für Archäologien der Universität Innsbruck und Mag. Philipp Lehar vom Heimatkunde- und Museumsverein Wattens-Volders die Tagung „Altes und Neues zur Fritzens-Sanzeno-Kultur in Nordtirol“ im Museum Wattens statt.

Die Untersuchung der Fritzens-Sanzeno-Kultur in Nordtirol bildet seit vielen Jahren einen Schwerpunkt der Forschungen am Institut für Archäologien. Zahlreiche Kolleginnen und Kollegen berichteten daher bei der Veranstaltung über aktuelle Grabungen und ihre Ergebnisse an bedeutenden Fundplätze wie dem Brandopferplatz am Piller Sattel in Fließ, der Casa Retica vom Wenns Oberdorf und der Siedlung auf der „Hohen Birga“ in Birgitz. Aber auch Erkenntnisse, gewonnen durch neu naturwissenschaftliche geoarchäologische Untersuchungsmethoden wurden genauso präsentiert, wie die Behandlungen spezieller Fundgattungen, wie die Herstellung und Nutzung von Keramik der Fritzens-Sanzeno-Kultur sowie latènezeitlicher Glasarmringe aus Nordtirol. Den Abschluss bildeten Vorträge zur Biographie Karl Stainers sowie der Tongrube in Fritzens.

Den knapp hundert interessierten Besucherinnen und Besuchern konnte so ein guter Einblick in die aktuellen Forschungen zur Fritzens-Sanzeno-Kultur in Nordtirol geboten werden.

(Florian M. Müller)

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