Eröffnet wurde die Veranstaltung von Universitätsseite durch Philipp Unterholzner, MSc, Leiter des Büros für Relationship Management, und Univ.-Prof. Dr. Gregor Weihs, Vizerektor für Forschung. Landtagspräsidentin Sonja Ledl-Rossmann sowie der Luxemburgische Honorarkonsul Univ.-Prof. Dr. Armand Hausmann fanden ebenfalls herzliche Begrüßungsworte und verdeutlichten, wie wichtig Begegnungen wie diese für die Stärkung der bilateralen Beziehungen und die Zukunft Europas sind. Ebenso reichen die akademischen Beziehungen zwischen Luxemburg und Österreich bis in die Zeit von Maria Theresia zurück, weshalb es uns besonders freut, Luxemburg zu den Gründungsmitgliedern des Förderkreises 1669 zählen zu dürfen.
Luxemburg: Eine wirtschaftliche Erfolgsgeschichte aus historischer Perspektive
Der Botschafter des Großherzogtums Luxemburg, S.E. Jean Graff, hielt einen Gastvortrag über die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte Luxemburgs aus historischer Perspektive. Er betonte in seinem Vortrag die starke akademische Achse zwischen Luxemburg und Österreich – fast die Hälfte der luxemburgischen Studierenden, die in Österreich studieren, wählt Innsbruck als Studienort. Nicht nur die alpin-urbanen Faktoren spielen eine entscheidende Rolle, sondern auch die, wie Graff betont, fachlich höchst kompetenten akademischen Ansätze der Universität. Diese Bildungsbrücke fördert eine nachhaltige kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Luxemburgs dynamische Entwicklung – von den historischen Meilensteinen der Unabhängigkeit bis hin zu seiner heutigen Rolle als europäisches Finanzzentrum und Vorreiter in der Raumfahrt – zog sich wie ein roter Faden durch die Rede. Graff thematisierte auch die wirtschaftlichen Veränderungen Luxemburgs im Laufe der Zeit. Gastarbeiterströme aus Deutschland und später Italien prägten die Arbeitswelt des Landes während der industriellen Revolution und darüber hinaus. Auch die Entwicklung nach den beiden Weltkriegen spielte eine wichtige Rolle für den modernen, stabilen und politisch geordneten Staat, den Luxemburg heute darstellt. Aktuell verfügt Luxemburg über eine Einwohnerzahl von 700.000 Menschen, wobei fast die Hälfte keine luxemburgischen Staatsbürger:innen sind. Zudem pendeln ca. 200.000 Menschen aus den Nachbarländern täglich nach Luxemburg zur Arbeit. Laut Graff eine „in Harmonie gelebte Diversität und Mehrsprachigkeit“.
Luxemburg ist nicht nur wirtschaftlich stabil – dank des Mitbestimmungsgesetzes von 1974 und seiner Anpassung an die OECD-Steuerregeln –, sondern genießt auch international höchstes Vertrauen. Es ist eines der wenigen Länder der Welt mit einem Triple A Rating, zudem ist es ein Zentrum für den globalen Finanzsektor: Der Sitz von PayPal und anderen internationalen Unternehmen verleiht dem Land wirtschaftliche Bedeutung und politisches Gewicht.
Eine besondere Rolle nimmt Luxemburg in der Raumfahrt ein. Bereits seit 1984, als Luxemburg das 15. Mitglied der ESA (Europäische Weltraumorganisation) wurde, festigte das Land seine Position als Vorreiter in der Satellitentechnologie. Graff ging auf das innovative „Space Resources“-Gesetz ein, das Luxemburg verabschiedet hat, um Privatunternehmen im Bereich der Raumfahrt anzusiedeln. Besonders erwähnenswert ist das „New Space“-Segment, das Luxemburg zunehmend als Hub für Weltraumforschung und -technologie positioniert, sowie das IRIS-Projekt. Hier sieht Graff große Perspektiven für die Zukunft.
Im Anschluss an seinen Vortrag stellte sich Botschafter Graff den Fragen der Teilnehmenden. Eine zentrale Frage betraf die aktuelle politische Situation in Europa und mögliche Risiken für Luxemburg. Graff betonte, dass politische Instabilität in anderen europäischen Ländern den Binnenmarkt und den freien Warenverkehr gefährden könnte. Grenzkontrollen, wie sie jüngst zwischen Deutschland und Luxemburg eingeführt wurden, seien eine Belastung für Grenzgänger und Unternehmen. Der Rechtsruck in Europa stelle ein ernsthaftes Risiko für die Wirtschaft und den Binnenmarkt dar, weniger jedoch für die innenpolitische Stabilität Luxemburgs. Dennoch warnte er vor den wirtschaftlichen Folgen, die sich aus erschwerten Handelsbeziehungen ergeben könnten.
Auch die Zusammenarbeit im Klimaschutz wurde diskutiert. Beide Länder setzen auf erneuerbare Energien und sprechen sich klar gegen Kernenergie aus. Graff unterstrich das Bestreben beider Länder, den Klimawandel zu bekämpfen und eine nachhaltige Energiewende zu ermöglichen.
Get-together und Ausklang
Im Anschluss an die Diskussion konnten die Gäste der Veranstaltung den inspirierenden Nachmittag beim Get-together gemütlich ausklingen lassen, begleitet von einem Buffet sowie einem besonderen Gastgeschenk: Crémant aus Luxemburg.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer:innen dieser Veranstaltung!
(Ina Toppmöller)