„Wir ehren heute Menschen, die unsere Universität sowohl wissenschaftlich als auch gesellschaftspolitisch dabei unterstützt haben, unsere Werte sichtbar zu machen und unsere Forschungsergebnisse in die Gesellschaft zu tragen. Ich freue mich sehr über diesen heutigen Festtag und bedanke mich bei allen Geehrten für ihr Engagement und gratuliere ihnen sehr herzlich“, betonte die Rektorin Veronika Sexl in ihren Grußworten beim Festakt, an dem zahlreiche Gäste aus Poltik, Wirtschaft und Wissenschaft teilnahmen.
Die Geehrten:
Ehrenbürgerinnen
Prof. (FH) Dipl. Psych.in Dr.in Tanja Eiselen
Tanja Eiselen (*1959) ist seit 2016 Rektorin der Fachhochschule Vorarlberg. In dieser Funktion trug und trägt sie maßgeblich zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen der Universität Innsbruck und der Fachhochschule Vorarlberg bei, etwa durch ihre Unterstützung des Verbunds West der Lehrer:innenbildung, aber auch durch die Förderung wissenschaftlicher Kooperationen. Für ihre Verdienste um diese Partnerschaft erhält sie die Ehrenbürgerinnenschaft der Universität Innsbruck.
Geboren in Bremen, studierte Eiselen an der Universität Bremen Psychologie, wo sie 1995 in Arbeits- und Organisationspsychologie promovierte und ihre wissenschaftliche Karriere begann. Anschließend wechselte sie zur Fachhochschule Vorarlberg, wo sie als Hochschullehrerin für Human Resource Management und Führung tätig war und zwischen 2014 und 2016 Vizerektorin war. Unter ihrer Führung hat sich die Fachhochschule Vorarlberg zur forschungsstärksten Fachhochschule in Österreich entwickelt, wobei Frauenförderung und Gleichstellung einen besonderen Stellenwert eingenommen haben.
Univ.-Prof.in Dr.in Margarethe Hochleitner i. R.
Margarethe Hochleitner ist eine renommierte Ärztin, Hochschullehrerin und Forscherin, deren Engagement stets der Geschlechtergerechtigkeit und der besonderen Situation von Frauen in der Medizin gewidmet war. In Anerkennung ihrer Verdienste um den Wissenschaftsstandort Innsbruck, insbesondere in den Bereichen Gendermedizin, Diversity und Frauenförderung, wird sie zur Ehrenbürgerin der Universität Innsbruck ernannt.
Margarethe Hochleitner (*1950 in Schwaz) studierte Medizin an der Universität Innsbruck, absolvierte die Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin und habilitierte sich 1993. Sie war viele Jahre Vorsitzende des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen, Leiterin der Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauenförderung und Geschlechterforschung an der Medizinischen Universität Innsbruck sowie stationsführende Oberärztin der Frauengesundheitsstation und Frauengesundheitsambulanz an der Universitätsklinik für Innere Medizin. Darüber hinaus war sie wissenschaftliche Leiterin des Ludwig-Boltzmann-Instituts für kardiologische Geschlechterforschung sowie des Frauengesundheitsbüros des Landes Tirol. Von 2005 bis 2009 war Hochleitner Vizerektorin für Personal, Personalentwicklung und Gleichstellung an der Medizinischen Universität Innsbruck. Ihre Pionierarbeit im wissenschaftlichen Bereich auf dem Gebiet der Gendermedizin hat entscheidend zur Integration geschlechtsspezifischer Aspekte in die medizinische Forschung und Praxis beigetragen. 2014 wurde Hochleitner zur ersten Professorin für Gendermedizin und 2018 zur Professorin für Medizin und Diversität ernannt.
Ehrensenatoren
Univ.-Prof. Dr. W. Wolfgang Fleischhacker
Rektor Univ.-Prof. Dr. W. Wolfgang Fleischhacker (*1953) ist ein renommierter Psychiater und Neuropsychopharmakologe, der sich durch seine Leistungen in Forschung, Lehre und Wissenschaftsmanagement national und international einen Namen gemacht hat. Nach seinem Medizinstudium an der Universität Innsbruck (1971–1978) forschte er als Fulbright-Stipendiat in den USA, bevor er sich 1989 an der Universität Innsbruck im Fach Psychiatrie habilitierte. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Biologischen Psychiatrie und der Pharmakoepidemiologie. Fleischhacker ist Autor von über 400 wissenschaftlichen Publikationen und bekleidet seit 2017 das Amt des Rektors der Medizinischen Universität Innsbruck. In dieser Funktion hat er sich insbesondere um die intensive Zusammenarbeit und die integrative Entwicklung des Tiroler Hochschulstandorts verdient gemacht und die Kooperation zwischen den beiden Innsbrucker Universitäten maßgeblich gefördert. Seit Fleischhackers Amtsantritt hat sich die Anzahl der gemeinsamen Projekte der beiden Universitäten deutlich erhöht, zum Beispiel ist es 2022 erstmals geglückt, mit der Professur für Sportmedizin eine gemeinsame Professur erfolgreich auszuschreiben und zu besetzen. Er setzt sich auch beispielsweise maßgeblich für die Etablierung des gemeinsamen Masterstudiums „Pharmaceutical Sciences – Drug Development and Regulatory Affairs“ ein, das die Stärken beider Universitäten bündelt. Für seine Verdienste um die Universität Innsbruck verleiht ihm diese die Würde und den Titel eines Ehrensenators.
Pater Dr. Christian Marte SJ
Christian Marte SJ leitet seit sechs Jahren die Jesuitenniederlassung (Kommunität) in Innsbruck. Er ist ein großer Förderer und öffentlicher Fürsprecher der Universität Innsbruck und hat sich sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit verschrieben. So schafft er verstärkt Kooperationen mit der Katholisch-Theologischen Fakultät, etwa über die vom Jesuitenorden vermittelten und finanzierten Studienplätze oder den Karl-Rahner-Preis. Durch das Engagement von Marte und seinem Team kommen jedes Jahr zwischen 40 und 50 Studierende aus vielen Weltteilen nach Innsbruck. Viele Ordensmitglieder sind auch in anderen Studienfächern aktiv, derzeit z.B. Biologie und Ökonomie.
Pater Christian Marte SJ (*1964 in Feldkirch) ist seit Mai 2024 Rektor der Jesuitenkirche (zuvor 2018–2021). Zudem ist er seit 2018 Rektor des Jesuitenkollegs und Gefängniskaplan in der Innsbrucker Justizanstalt. An der Universität Innsbruck absolvierte er ein Wirtschaftsstudium und promovierte 1990. Es folgten Tätigkeiten beim Österreichischen Roten Kreuz bis 1999, zuletzt als stellvertretender Generalsekretär. Im September 1999 trat Christian Marte in den Jesuitenorden ein. Daraufhin studierte er ab 2001 Philosophie in München sowie Theologie in London und Innsbruck. Im Juni 2008 wurde er in der Jesuitenkirche zum Priester geweiht. Von 2008 bis 2017 leitete er das Kardinal König Haus in Wien (Bildungszentrum der Jesuiten und der Caritas).
Ehrendoktorate
Prof. R. Lawrence Edwards, University of Minnesota
R. Lawrence Edwards (*1953) ist ein Geowissenschaftler, der eine ganze Generation von Forscher:innen, die sich mit der Dynamik des Erdsystems, des Klimas und des Ozeans befassen, geprägt hat. Die von ihm entwickelten und verbesserten Methoden zur Altersbestimmung von Gesteinen, wie die Uran-Thorium-Datierung, haben die Klimageschichte bis 640.000 Jahre in die Vergangenheit zurück zugänglich gemacht. Seine Forschungsergebnisse liefern wichtige Einsichten in den natürlichen Klimawandel und über abrupte Klimaveränderungen und deren historische Auswirkungen. Grundlage dafür sind Höhlenablagerungen, Eisbohrkerne und Ozeansedimente, an denen die Klimaentwicklung über die Jahrtausende rekonstruiert werden kann.
Larry Edwards ist Professor für Geochemie an der University of Minnesota, USA, und gilt als einer der meistzitierten Geowissenschaftler der Welt. Zahlreiche gemeinsame Publikationen in hochrangingen Zeitschriften zeugen von der engen Zusammenarbeit mit der Innsbrucker Forschungsgruppe um Christoph Spötl vom Institut für Geologie. Edwards Expertise ist auch die Grundlage für ein eingerichtetes, hochmodernes Altersbestimmungslabors an der Universität Innsbruck, das erste seiner Art in Österreich. Für seine hervorragenden wissenschaftlichen Leistungen verleiht die Universität Innsbruck R. Lawrence Edwards das Ehrendoktorat der Naturwissenschaften.
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Helmut Fend, Universität Zürich
Der Erziehungswissenschaftler Helmut Fend (*1940) prägte im Lauf seiner langen und erfolgreichen Karriere die Bildungsforschung im deutschsprachigen Raum maßgeblich. Geboren 1940 in Hohenems (Vorarlberg), studierte Helmut Fend an der Universität Innsbruck, wo er in den Fächern Erziehungswissenschaft und Psychologie sub auspiciis praesidentis promovierte. Ab 1968 war er an der Universität Konstanz und am Zentrum für Bildungsforschung tätig, 1987 folgte er dem Ruf an die Universität Zürich, wo er bis zu seiner Emeritierung 2006 Ordinarius für Erziehungswissenschaft und Pädagogische Psychologie war.
Fends wissenschaftliche Arbeit lässt sich in zwei zentrale Themenbereiche gliedern: die Schul- und Bildungsforschung sowie die Sozialisations- und Lebensverlaufsforschung. Seine empirischen Studien zur Schule in den 1970er und 1980er Jahren ebneten den Weg für eine neue Ära der empirischen Bildungsforschung. Im Bereich der Sozialisationsforschung leistete Fend bedeutende Beiträge zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen im familiären und schulischen Umfeld. Er ist der "Vater" der LifE-Studie, die seit über 40 Jahren die Lebensverläufe von drei Generationen erforscht.
Mit der Verleihung des Ehrendoktorats würdigt die Universität Innsbruck Helmut Fend als brillanten Forscher und prominenten Absolventen, der seiner Alma Mater stets verbunden blieb und zahlreiche Forschungsprojekte in Österreich unterstützte.