„Schauen erlaubt?“ titelt die Sonderausstellung 2024 des Schloss Ambras in Innsbruck. Anhand der eigenen Kunst- und Wunderkammer zeigt die Ausstellung „Vielfalt Mensch“, wie sie vom 16. bis zum 18. Jahrhundert verstanden und konstruiert wurde. Die Ausstellung zeigt: Diversität ist nicht nur eines der großen gesellschaftlichen Themen der Gegenwart, sondern prägt auch historische Gesellschaften. Ausgangspunkt der Sonderausstellung sind die Ambraser Sammlungen von Erzherzog Ferdinand II. Dort wurde wie in Kunst- und Wunderkammern üblich „die Welt in ihrer Gesamtheit“ dargestellt.
Mit einer begleitenden Führung zur Ausstellung laden Studierende der Universität Innsbruck nun ein, ausgewählte Objekte der Ausstellung genauer zu betrachten, ihre Geschichte und Bedeutung kennenzulernen und dabei besonders Fragen zum gesellschaftlichen Umgang mit Vielfalt nachzugehen. Die jeweiligen Objektbeschreibungen befassen sich mit Intersektionalität, Orientalismus und der Konstruktion des Fremden, Sexualität und Geschlechterrollen oder auch Körpernormen, um nur einige Aspekte zu nennen.
Weshalb etwa war es dem Äthiopier Abba Gorgoryos möglich, in der europäischen Wissensproduktion des 17. Jahrhunderts über Äthiopien mitzuwirken? Welche Geschlechtsverhältnisse herrschten zur Zeit Karl VI. und wie geht der Hof damals und heute mit einer Abweichung von der zugeschriebenen sexuellen Norm um? Was sagt die medizinische Forschung über unsere gesellschaftlichen Körpernormen aus und wie hat sich dies entwickelt? Inwiefern konstruieren wir ein „Anderssein“ über alltägliche Handlungen, wie etwa Essen? Wie wird Geschlecht äußerlich durch Kleidung, Haltung und Mimik inszeniert? Lässt sich diese Umkehr der Geschlechterrollen auch als Ausdruck einer differenzierten Geschlechtervorstellung fernab der Zweigeschlechtlichkeit lesen? Dies sind nur einige der Fragestellungen, denen sich die Studierenden in der Lehrveranstaltung „Vielfalt ausstellen? Diversitätsdiskurse in Kulturvermittlung und musealer Praxis“ widmeten und im Rahmen dieser Führung zur Diskussion stellen.
Erarbeitet wurde diese begleitende Führung im Rahmen einer Lehrveranstaltung an der Universität Innsbruck von Mag. Dr. Teresa Millesi (Forschungsschwerpunkt „Kulturelle Begegnungen - Kulturelle Konflikte“).