Es leben immer mehr Menschen in Städten, was weltweit zu einer massiven Urbanisierung führt. Dieser Trend ist auch in Österreich zu beobachten, wo die zunehmende Verstädterung natürliche und traditionell landwirtschaftlich genutzte Gebiete in urbane Landschaften verwandelt. Diese Umwandlung hat verschiedene Auswirkungen, wie z.B. die Bildung von Wärmeinseln in den Städten, geringere Wasserverfügbarkeit, Licht- und Lärmbelästigung, zunehmende Bodenversiegelung und Veränderungen der Nahrungsquellen durch die Einführung neuer, vom Menschen bereitgestellter Alternativen und den Rückgang der natürlichen Quellen. Diese Veränderungen führen zu mehr Interaktionen zwischen Menschen und Wildtieren. Bei unserer Exkursion mit Marion Chatelain haben wir dies anhand der Zusammensetzung der Vogelarten untersucht.
Einfluss auf Nahrungs- und Nistmöglichkeiten
Die zunehmende Verstädterung bedeutet unter anderem eine höhere Präsenz von Raubtieren wie Katzen und Hunden sowie eine Veränderung der Nahrungsquellen von natürlichen Optionen wie Arthropoden hin zu nicht natürlichen Varianten, die vom Menschen oder nicht heimischen Pflanzenarten bereitgestellt werden. Die veränderte Zusammensetzung der Nahrung bedeutet, dass die Vögel weniger Proteine und mehr Fette erhalten. Dies kann sich auf die Entwicklung und Physiologie der Vögel auswirken, insbesondere im Frühjahr, wenn die Nestlinge von ihren Eltern mit nicht natürlicher Nahrung statt mit Käfern und Wanzen gefüttert werden. Hinzu kommt, dass es in städtischen Umgebungen an guten natürlichen Nistplätzen wie alten Bäumen und dichten, nicht beschnittenen Büschen mangelt, was die Vogelpopulationen zusätzlich belastet. Nicht alle Vogelarten können sich an diese veränderten Umweltfaktoren anpassen. Infolgedessen werden einige Arten wie Krähen, Tauben und Spatzen häufiger, weil sie mit den Veränderungen umgehen können, während andere wie der Raubwürger, das Braunkehlchen und die Heidelerche ganz verschwinden könnten.
Um eine natürlichere und vielfältigere Artenzusammensetzung zu fördern, sind städtische Grünflächen daher von entscheidender Bedeutung. Sie bieten natürliche Nistmöglichkeiten in Sträuchern und Bäumen, geben Unterschlupf vor Raubtieren und verfügen über natürliche Nahrungsquellen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, städtische Grünflächen zu verbessern, um in Städten eine vogelfreundliche Umwelt zu schaffen.
Natürliche Landschaftsgestaltung erhalten
Alte Bäume zu erhalten, anstatt sie zu fällen, hilft. Denn diese Bäume verfügen oft über Höhlen, die Buntspecht, Kleiber, Baumläufer, Blaumeisen, Kohlmeisen und Stare als Nistplätze nutzen. Darüber hinaus sollten Sträuchern nicht stark beschnitten werden, insbesondere im Frühjahr, denn dichte Strukturen bieten ebenso hervorragende Nistplätze. Anstelle herkömmlicher Gartenzäune können auch natürliche Alternativen wie Reisigzäune verwendet werden. Diese bieten gute Nistmöglichkeiten und Verstecke für Vögel wie Zaunkönige, Zwergdrosseln und Zilpzalpen.
Auf ungemähten Flächen in Parks und Gärten kann sich natürliches Grasland entwickeln, das wichtige Lebensräume und Futterplätze bietet. Außerdem ist es wichtig, diese Flächen frei von Haustieren zu halten, damit bodenbrütende Vögel wie die Feldlerche zumindest eine Chance zum Brüten haben. Durch die Anpflanzung einheimischer Pflanzen unterstützen wir einheimische Vogelarten, indem wir nicht nur Unterschlupfmöglichkeiten schaffen, an die sie von Natur aus gewöhnt sind, sondern auch natürliche Nahrungsquellen wie Beeren, Samen und Früchte bereitstellen. Eine reichhaltige natürliche Pflanzenwelt unterstützt aber auch ein vielfältiges und einheimisches Angebot an Gliederfüßern und Insekten, die reich an Proteinen sind und für eine gesunde Ernährung vieler Vogelarten wie Zilpzalp, Wintergoldhähnchen, Mauersegler, Kohlmeisen und Spatzen unerlässlich sind.
Der Botanische Garten der Universität Innsbruck zeigt, wie eine vogelfreundliche Stadtlandschaft aussehen kann. Hier gibt es eine Vielzahl von Mikrohabitaten, darunter ein kleiner Teich, verschiedene Grasflächen, eine Fülle von Blumen, alte Bäume, Sträucher, Büsche und felsige Abschnitte, die ideale Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten bieten. Der Garten bietet Strukturen wie Totholzanlagen, Reisigzäune und ungemähte Wiesen, die die Vermehrung von Raupen, Käfern und Larven begünstigen. Mehrere kleine Quellen innerhalb des Gartens bieten Vögeln sichere Trink- und Bademöglichkeiten. Nistplätze gibt es in Hülle und Fülle, wie auf der Karte zu sehen ist, und zwar sowohl natürliche in alten Bäumen als auch künstliche, die strategisch im Garten verteilt sind. Die weitgehende Abwesenheit von Haustieren im Garten trägt dazu bei, dass er die Ansiedlung von Vögeln begünstigt. Dies hat zur Ansiedlung mehrerer Nistpaare geführt, darunter auch Stare. Außerdem können im Botanischen Garten mehrere Vogelarten beobachtet werden, darunter Zilpzalp, Rotkehlchen, Amsel, Blaumeise, Kohlmeise, Star und Haussperling.
Schon einfache Maßnahmen helfen
Aber nicht nur botanische Gärten können dazu beitragen, in den Städten eine vogelfreundliche Umgebung zu schaffen. Wir alle können Maßnahmen ergreifen, um ihre Vielfalt und ihr Wohlergehen zu fördern. Ein einfacher Schritt besteht darin, die Art des Futters, das wir den Vögeln anbieten, zu überdenken. Anstelle von Samen und Nüssen, denen es an essenziellen Nährstoffen und Proteinen mangelt und die zu Gesundheitsproblemen und einem Sinken des Bruterfolgs führen können, sollten wir natürliche Alternativen wie Beeren, Raupen und Insekten bereitstellen. Darüber hinaus kann eine saubere und trockene Aufbewahrung von Vogelfutterhäuschen dazu beitragen, die Verbreitung schädlicher Pilze und Bakterien zu verhindern.
Auch können wir dazu beitragen, Nistmöglichkeiten für Vögel zu schaffen. Ob wir alte Bäume mit Baumhöhlen erhalten, Vogelhäuschen aufstellen oder einfach Bereiche unserer Gärten natürlicher gestalten - jede Anstrengung zählt, um einladende und hilfreiche Lebensräume für nistende Vögel zu schaffen. Letztlich können wir durch Maßnahmen in unseren eigenen Lebensbereichen zur Erhaltung der Vogelarten und der biologischen Vielfalt beitragen, um unsere städtischen Landschaften nicht nur für die Tierwelt, sondern auch für uns attraktiver zu gestalten.
(Sarah Zimmermann)