Fünf Personen stehen um einen Tisch und betrachten Ausstellungsgegenstände

Landeshauptmann Anton Mattle mit Landesamtsdirektor Herbert Forster, den beiden Ausstellungskuratoren Dominik Markl und Niko Hofinger sowie Hilde Strobl (Kuratorin der Rahmenausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“).

Auss­tel­lung „Leokadia Just­man" eröff­net

Die neue Sonderausstellung im Innsbrucker Landhaus zur Holocaustüberlebenden Leokadia Justman wurde am Montagabend im Beisein von Rektorin Veronika Sexl feierlich eröffnet. Sie gibt einen Einblick in das Leben der polnischen Jüdin, die aus dem Warschauer Ghetto geflüchtet ist und die grausame NS-Verfolgung unter falscher Identität in Tirol und Salzburg überlebt hat. Die Ausstellung ist öffentlich zugänglich.

Es ist eine Lebensgeschichte, die Anklänge an den Spielberg-Klassiker „Schindlers Liste“ weckt: Leokadia Justman überlebte nach ihrem Entkommen aus dem Warschauer Ghetto die grausame NS-Verfolgung unter falscher Identität in Tirol und Salzburg – nicht zuletzt durch das selbstlose Einschreiten mehrerer Tiroler Helfer:innen. Am Montag eröffnete Landeshauptmann Anton Mattle im Landhaus die neue Sonderausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“, die Justmans spektakuläre Flucht beleuchtet und Einblicke in die systematische Verfolgung von jüdischen Menschen in Tirol gibt. 

Gemeinsam mit Rektorin Veronika Sexl, Vizebürgermeister Georg Willi, den Ausstellungskuratoren Niko Hofinger und Dominik Markl – die zusammen auch Leokadia Justmans Überlebensgeschichte in Buchform herausgegeben haben – sowie Landesamtsdirektor Herbert Forster und Justmans Sohn Jeffrey Wisnicki wurde die Ausstellung in einem feierlichen Rahmen eröffnet. „Das Schicksal der Leokadia Justman ist ein eindrückliches Zeugnis von Überlebenswille und Solidarität inmitten der unmenschlichen Verfolgung durch das NS-Regime. Ihre Geschichte ist ein Appell an uns alle, demokratische Werte wie Pluralität, Solidarität und Gleichberechtigung zu wahren“, mahnt Mattle eindringlich mit Blick auf die neuen Ausstellungsinhalte.

„Brechen wir aus!“

Die neue Landhaus-Ausstellung fußt auf Leokadia Justmans autobiografischem Bericht – dem ersten literarischen Textzeugnis einer Holocaust-Überlebenden aus Tirol. „Die Geschichte der Leokadia Justman ist eine besonders dramatische und fesselnde: Nachdem ihre Mutter die Deportation in ein NS-Vernichtungslager auf sich nahm, um das Leben ihrer Tochter zu retten, gelang der jungen Polin gemeinsam mit ihrem Vater die Flucht nach Tirol. Von da an konnte sie – auch durch das mutige Einschreiten von Tirolerinnen und Tirolern – die Verfolgung durch die Nationalsozialisten überleben“, gewährte Mattle Einblick in das bewegte Leben der polnischen Jüdin. 

Die Kuratoren Niko Hofinger vom Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck und Dominik Markl vom Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie der Universität Innsbruck unterstrichen zum Auftakt der neuen Ausstellung: „Unser Dank gilt dem Land Tirol für die lebendige Vermittlungsarbeit und für die Möglichkeit, Leokadia Justmans Geschichte in den Fokus zu rücken. Es ist ein starkes und wichtiges Zeichen, dass die Ausstellung gerade im sogenannten ‚Gauleiter-Hofer-Zimmer‘ gezeigt wird – einem Raum, der wie kaum ein anderer die düsteren Kapitel der NS-Zeit symbolisiert.“ 

Zur Konzeption der Ausstellung sagen Hofinger und Markl: „Das Polizeigefängnis beim Innsbrucker Bahnhof, aus dem Leokadia Justman am 18. Januar 1945 mit ihrer Freundin ausgebrochen ist, ist in Vergessenheit geraten. Seine düstere Rolle als Sammelpunkt für die Deportation vieler Häftlinge in Konzentrationslager wird in Videos und einem Modell gezeigt. Außerdem ist an die Wand groß das Innsbrucker Stadtbild gezeichnet, in das Besucherinnen und Besucher Personenkarten einsetzen können, womit sich die interaktive Karte ständig verändert. Welche Rollen spielten Leokadias Bekannte und Mithäftlinge? Wer waren die Helfer:innen und wer die Verfolger? Information für alle Altersstufen ist so um einen spielerischen Zugang besonders für Jugendliche ergänzt.“

Umfassendes Vermittlungsprogramm

Ein fein säuberlicher, mit Hand gezeichneter Stadtplan skizziert Leokadia Justmans Stationen in der Landeshauptstadt Innsbruck, an der Wand gegenüber kommen ihre Nachfahren in Interview-Mitschnitten zu Wort. Im sogenannten ehemaligen „Gauleiter-Hofer-Zimmer“ des Landhauses präsentiert die Sonderausstellung Justmans Flucht und Überleben mit Fotos, Karten, Dokumenten und multimedialen Inhalten. Sie beleuchtet zugleich die systematische Verfolgung jüdischer Menschen in Tirol und die couragierte Hilfe einzelner Bürger:innen. 

Zusätzlich zur Ausstellung wird ein breitgefächertes Vermittlungsprogramm angeboten: Monatlich finden Kurator:innen-Führungen zur neuen Justman-Präsentation und zur Rahmenausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus“ – die auch weiterhin in neuer Form als dauerhafte Rahmenausstellung besichtigt werden kann – im Landhaus statt. Parallel dazu lädt das Land Tirol beispielsweise am 26. März gemeinsam mit der Universität Innsbruck und dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck zu einer Konferenz rund um das Wechselspiel von Überleben und Erinnerung, am 10. April wird der junge Tiroler Illustrator Alwin Hecher seine neueste Graphic Novel zu Leokadia Justman vorstellen.

Die Ausstellung

Die Ausstellung „Leokadia Justman. Brechen wir aus! Als polnische Jüdin auf der Flucht in Tirol“ ist eine Sonderpräsentation ergänzend zur Rahmenausstellung „Vom Gauhaus zum Landhaus. Ein Tiroler NS-Bau und seine Geschichte“ und wird von 27. Januar bis 26. Oktober 2025 im Landhaus 1 zu sehen sein. Das Projekt ist eine Kooperation des Landes Tirol mit der Universität Innsbruck und dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, der Pädagogischen Hochschule Tirol, dem Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, dem Programm ERINNERN:AT des OeAD (Österreichs Agentur für Bildung und Internationalisierung) zum Lehren und Lernen über Nationalsozialismus und Holocaust sowie dem Verein Wissenschaft und Verantwortlichkeit.

Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr
Ort: Landhaus 1 (Ausstellungsräume 1. Stock), Eduard-Wallnöfer-Platz 3, Innsbruck (aus Sicherheitsgründen muss während des Ausstellungsbesuchs ein Lichtbildausweis beim Portier hinterlegt werden)
Termin-Buchungen: Gruppen können sich vorab über das Online-Terminbuchungsportal ONTE anmelden (die Besucher:innenzahl der Ausstellungsräume ist auf max. 30 Personen gleichzeitig beschränkt).
Veranstaltungen/Führungen: Das begleitende Rahmenprogramm zu den Ausstellungen im Landhaus kann unter tirol.gv.at/erinnern abgerufen werden.

    Nach oben scrollen