Ein Forschungsteam der Universität Innsbruck untersucht in den kommenden drei Jahren, wie literarische Übersetzungen den Transfer von Vergangenheiten, die von politischer Gewalt geprägt sind, über die Grenzen von Sprachen, Kulturen und Gesellschaften hinweg beeinflussen. Das FWF-Projekt wird von Univ.-Prof. Dr. Claudia Jünke und den beiden Doktorandinnen Maja Klostermann MEd und Andrea Linder MA durchgeführt. Im Mittelpunkt der Forschung stehen die Fragen: Was genau "machen" Übersetzungen als Gedächtnismedien? Wie verändert sich das literarisch konstruierte Vergangenheitswissen im Zuge seiner erinnerungskulturellen "Reise" sowie seiner De- und Relokalisierung?
Verknüpfung von Forschung und Lehre
Ein zentrales Element des Projekts ist der Brückenschlag zur universitären Lehre. Den Auftakt dazu bildete das forschungsorientierte Masterseminar „Erinnern und Übersetzten in den romanischen Literaturen“, das in diesem Wintersemester stattfand. Die Studierenden haben eigene kleine Projekte erarbeitet, deren Ergebnisse am Vormittag des 27.1. im Rahmen eines halbtägigen Workshops auf der Basis von Posterpräsentationen vorgestellt und mit dem Projektteam diskutiert wurden. Die Studierenden Anna Rudigier, Bettina Larcher, Marc Bugnon und Eleni Darias haben sich mit literarischen ‚Texten‘ aus den Bereichen Autobiografie, Drama und Graphic Novel befasst und deren Übersetzungen und Transfers in andere Sprachen, Kulturen und Medien untersucht.
Thematisch ging es in den studentischen Arbeiten um ein breites Spektrum: die Rolle spanischer Repubikaner:innen im Zweiten Weltkrieg, die chilenische Militärdiktatur, die Verfolgung der Juden im Frankreich während der occupation sowie den portugiesischen Kolonialismus in Mosambik. In Zukunft soll im Rahmen des FWF-Projekts diese produktive Vernetzung von Forschung und Lehre in verschiedenen Formaten fortgeführt werden.
(Claudia Jünke/red)