Organisiert von Univ.-Prof. i.R. Dr. Harald Stadler wurden Anfang April Familienangehörige, Freund:innen, Schüler:innen und Weggefährt:innen von Konrad Spindler zu einem kleinen Festakt in das Institut für Archäologien geladen, um dem vor genau zwanzig Jahren verstorbenen Universitätsprofessor für Ur- und Frühgeschichte, Institutsvorstand und Erforscher der Gletschermumie Ötzi, Konrad Spindler, zu gedenken.
Nach einer Begrüßung und Führung durch die neuen Institutsräumlichkeiten im Ágnes-Heller-Haus durch den Leiter des Instituts für Archäologien, assoz.-Prof. Mag. Dr. Florian M. Müller, wurde in kurzen mit zahlreichen Bildern ergänzten Vorträgen an verschiedene Aspekte der Person Konrad Spindlers erinnert. Harald Stadler und ao. Univ.-Prof. i. R. Dr. Walter Leitner berichteten über den Institutsleiter, Kollegen und Freund. Dr. Thomas Reitmaier, der Leiter des Archäologischen Dienstes Graubünden, brachte seine Sicht als damaliger Student und stellte die in dieser Zeit aktuell laufenden Ötziforschungen in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Mag. Dr. Robert Spindler MA, erweiterte abschließend den Blick auf das Institut um Konrad Spindler aus Sicht eines Sohnes. Bis weit in die Nacht hinein wurden gemeinsam bei Speis und Trank Erinnerungen ausgetauscht.
Konrad Spindler (1939–2005)
Konrad Spindler wurde am 20. Juni 1939 in Leipzig geboren. Nach dem Abitur ging er nach München, wo er bis 1965 Medizin und Anthropologie studierte. Bis 1970 widmete er sich dann dem Studium der Vor- und Frühgeschichte sowie der römischen Provinzialarchäologie und Paläontologie an der Universität Freiburg i. Br., wo er mit der Arbeit „Zur Herstellung von Zinnbronze in der frühen Metallurgie Europas“ promovierte. Als Stadtarchäologe von Villingen/Schwenningen im Schwarzwald leitete er von 1970 bis 1974 die Ausgrabungen am Magdalenenberg, einem hallstattzeitlichen Grabhügel. Von 1974 bis 1977 hatte er die Assistenz am Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte der Universität Regensburg inne, wo er sich auch 1977 habilitierte. Bis 1988, als er nach Innsbruck berufen wurde, lehrte er als Professor an der Universität Erlangen. In Innsbruck war er seit 1991 bis zu seinem Tod auch Vorstand des damaligen Instituts für Ur- und Frühgeschichte sowie Mittelalter- und Neuzeitarchäologie und von 1992 bis 1998 stellvertretender Vorstand des Forschungsinstituts für Alpine Vorzeit, das sich mit der Erforschung der Gletschermumie Ötzi beschäftigte.
Als im September 1991 am Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen eine Leiche entdeckt worden war, hielt man diese zunächst für einen verunglückten Bergsteiger, bis Konrad Spindler den Fund als erster annähernd richtig datierte und einordnete und so klar wurde, dass es sich dabei um eine etwa fünftausend Jahre alte Gletschermumie handelte. In den folgenden Jahren bis 1998 und der Überführung in das Südtiroler Archäologiemuseum nach Bozen leitete Spindler die archäologischen und archäologisch-naturwissenschaftlichen Untersuchungen der Mumie und machte den Mann aus dem Eis weltbekannt. Zahlreiche seiner Publikationen sind im Laufe der Jahre in vielen Sprachen erschienen. Spindler veröffentlichte über 40 Monographien und mehr als 180 wissenschaftliche Aufsätze zu archäologischen Themen. Es war aber nicht nur die Prähistorie, die ihn faszinierte, sondern er beschäftigte sich auch mit der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie und gründete in Innsbruck einen eigenen Fachbereich, der bis heute eines der wichtigen Aushängeschilder des Instituts für Archäologien darstellt.
Am 17. April 2005 verstarb Konrad Spindler nach langem Leiden an Amyotropher Lateralsklerose in Innsbruck.
(Florian M. Müller / Harald Stadler)