Während in der klassischen Physik alles einer Logik folgt, regiert in der Quantenwelt der Zufall. Wie der genau beschaffen ist, versucht die Quantenphysik zu ergründen. Sie nimmt die kleinsten Bausteine der Welt in den Blick, deren Verhalten die Basis aller größeren Systeme bildet. Seit der ersten Formulierung der Quantenphysik im Jahr 1925 ist es nun, 100 Jahre später, möglich, einzelne Bausteine der Materie gezielt zu kontrollieren und zu nutzen – für Computer, die komplexe Probleme lösen können, für eine hochsichere Kommunikation und ultrapräzise Messmethoden in Diagnostik oder Materialforschung.
Auf Grund der jahrzehntelangen bahnbrechenden Arbeiten in der Grundlagenforschung – von Pionieren wie Rainer Blatt, Peter Zoller oder Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger – genießt Österreich in den Quantenwissenschaften einen sehr guten Ruf. Von selbst passiere aber auch im „Quantenjahr 2025“ nichts, denn bei der kommerziellen Umsetzung der Vorarbeiten sei die Konkurrenz stark. Bayern oder die Niederlande investieren zur Zeit hunderte Millionen Euro, China und die USA ebenso, so der Tenor unter Vertretern der Forschungsförderung und aus der Wissenschaft am vergangenen Freitag vor Journalisten im Vorfeld der offiziellen Eröffnung des "Quantenjahres" am heutigen Dienstag in Paris. Die Universität Innsbruck ist dort durch Matthias Kettemann vom Institut für Theorie und Zukunft des Rechts vertreten, der an einer Diskussion zu Strategien, Herausforderungen und Möglichkeiten für die ethisch fundierte Forschung und den Einsatz von Quantentechnologien teilnimmt.
Hierzulande hat der Wissenschaftsfonds FWF seit Mitte der 1990er-Jahre knapp 300 Millionen in einschlägige Grundlagen-Forschungsprojekte investiert, wie FWF-Präsident Christof Gattringer vorrechnete. Die Forschungsförderungsgesellschaft FFG schüttete im angewandten Bereich um die 170 Millionen ab dem Jahr 2004 aus, erklärte FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth. Hier dürfe die Politik „jetzt nicht nachlassen“, betonten beide.
„Quantenjahr“: Verständnis in Bevölkerung heben
Große Förderschienen wie die Forschungsoffensive „Quantum Austria“ mit insgesamt bereitgestellten 107 Millionen Euro oder der vorerst auf fünf Jahre Laufzeit anberaumte, rund 35 Mio. Euro schwere FWF-Exzellenzcluster Quantum Science Austria (quantA) brauche es auch weiterhin, um den einstigen Forschungs-„Underdog“ auf dem Weg in den Mark auf dem Niveau zu „halten, wenn nicht auszubauen“, so quantA-Forschungsdirektor Gregor Weihs, Forschungsvizerektor der Universität Innsbruck. Warum der Bereich für die wissenschaftlich-ökonomische Entwicklung des Landes wichtig ist, wird man in diesem Jahr in zahlreichen Veranstaltungen auch weniger Quantenphysik-affinen Bevölkerungsteilen darlegen – über 40 Veranstaltungen, Podcasts und Co wird es geben, so Weihs, der die heimischen Aktivitäten im Quantenjahr mitkoordiniert. Alle Events werden über die Plattform quantum2025.at kommuniziert.
Mittlerweile könne man sagen: „Wir zahlen das Steuergeld als gesamte Community zurück“, meinte Rupert Ursin, der vor drei Jahren seine langjährige Tätigkeit am Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zugunsten einer Firmengründung beendete. Wie weit man am Markt aber tatsächlich kommt, hänge auch vom wirtschaftlichen Umfeld ab. Er werde mit seinen Firmen in Österreich bleiben – allerdings eher wegen des guten wissenschaftlichen Ökosystems, denn steuerlich hätte man andernorts andere Optionen.
Trotz Teuerung viel Potenzial für „Made in Austria“
„Made in Austria“ habe im zentralen Bereich der Sicherheitstechnologie sehr viel Potenzial, betonte auch Egerth, die sich wie Gattringer für eine Fortführung des Ende des Jahres auslaufenden „Fonds Zukunft Österreich“ (FZÖ) aussprach. Man brauche den heuer noch einmal mit 140 Mio. Euro gefüllten Topf auch in den kommenden Jahren und sollte ihn auf 200 Millionen erhöhen. Man habe hier immerhin eine „echte Chance“, so Ursin: „Wir haben alles in der Hand, um große Industrie zu machen.“
(APA Science/Red)