Die neulateinische Literatur, d. h. die nach 1500 entstandene lateinische Literatur, wurde trotz ihres Umfangs und ihrer Bedeutung in den letzten Jahrzehnten bis 2011 nur wenig erforscht. Das änderte sich mit der Gründung des Ludwig Boltzmann Instituts (LBI) für Neulateinische Studien. In den vergangenen 14 Jahren hat das LBI maßgeblich dazu beigetragen, Neulatein sichtbar zu machen und akademisch zu etablieren. Mit der Integration in die Uni Innsbruck wird das ehemalige Boltzmann Institut nun erfolgreich weitergeführt und erweitert. Ziel ist es, die Spitzenforschung fortzusetzen und die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen zu verstärken.
„Der Übergang des Ludwig Boltzmann Instituts für Neulateinische Studien in die Universität Innsbruck zeigt, wie erfolgreiche Forschung nachhaltig verankert und weiterentwickelt werden kann“, so Elvira Welzig, Geschäftsführerin derLudwig Boltzmann Gesellschaft (LBG). „Genau das ist unser Ziel mit den Ludwig Boltzmann Instituten: Wissen sichtbar machen, starke Partnerschaften fördern und neue Impulse für die Wissenschaft setzen.“
14 Jahre Spitzenforschung im Fachgebiet Neulatein
Bei der Antragstellung des LBI für Neulateinische Studien im Jahr 2010 war Neulatein akademisch kaum etabliert. Um diesem Forschungsbereich Sichtbarkeit zu verleihen, war eine kritische Masse an Forschung nötigt, die durch die Gründung des LBI erreicht werden konnte. Zum Jahresende 2024 hat das LBI für Neulatinische Studien das Ende seiner 14-jährigen Laufzeit erreicht und wird nun in das Institut für Klassische Philologie und Neulateinische Studien der Universität Innsbruck integriert.
„Das LBI für Neulateinische Studien war der entscheidende Impulsgeber, um die Neulatein-Forschung international sichtbar zu machen und nachhaltig zu etablieren. In den vergangenen 14 Jahren konnten wir nicht nur wegweisende Grundlagenwerke veröffentlichen, sondern auch eine starke Forschungscommunity aufbauen und wertvolle Fördermittel einwerben“, so Florian Schaffenrath, ehemaliger Direktor des LBI für Neulateinische Studien und Sprecher des neuen Spezialforschungsbereich für Neulateinische Studien an der Uni Innsbruck. „Die Integration in die Universität Innsbruck sichert nun die langfristige Fortführung und Weiterentwicklung dieses Forschungsbereichs. Mein großer Dank gilt der Ludwig Boltzmann Gesellschaft für die jahrelange Unterstützung und der Universität Innsbruck für die ausgezeichnete Zusammenarbeit sowie die Bereitschaft, diese Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben.“
Ausblick: Interdisziplinäre Zusammenarbeit und neue Projekte
Nun lioegt der Fokus auf der verstärkten Zusammenarbeit mit Disziplinen, die neulateinische Texte als Quellen nutzen können, wie etwa Geschichtswissenschaft und Wissenschaftsgeschichte. Ein konkretes Vorhaben ist die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für neulateinische Texte, die nicht nur deren Verzeichnung und Erschließung ermöglicht, sondern auch Hilfestellungen zur modernen Bearbeitung bietet, beispielsweise durch automatische Transkription und erste Übersetzungen mithilfe großer Sprachmodelle.
Erst kürzlich durfte sich das Institut für Klassische Philologie und Neulateinische Studien über die Bewilligung eines Spezialforschungsbereichs (SFB) durch den Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF freuen. Für das neue Forschungsnetzwerk stehen in den kommenden vier Jahren insgesamt 3,9 Millionen Euro zur Verfügung.
Freiräume für herausragende Forschung
Die Arbeit in den neuen Ludwig Boltzmann Instituten erfolgt in einer Partnerschaft zwischen forschungs- und anwendungsorientierten Organisationen. Das Konsortium besteht aus einer Host-Institution (dies können Universitäten, Privatuniversitäten, außeruniversitäre Forschungsorganisationen etc. sein), Partnerorganisationen und Netzwerkpartnern. Das Budget der neuen LBI beträgt maximal 1,5 Millionen Euro pro Jahr, welches zu 80 Prozent von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft und zu 20 Prozent von den Partnerorganisationen finanziert wird. Die Institute werden innerhalb einer Host-Institution eingerichtet und von der LBG verwaltet. Die Laufzeit ist auf sieben Jahre angelegt, mit der Möglichkeit einer Verlängerung um weitere drei Jahre.
Nach Ende der Laufzeit begleitet die LBG den Übergang ihrer Institute und stellt sicher, dass wertvolle Forschungsarbeiten fortgeführt werden. „Die Eingliederung des LBI für Neulateinische Studien in die Universität Innsbruck ist ein herausragendes Beispiel für erfolgreiche wissenschaftliche Weiterentwicklung und interdisziplinäre Zusammenarbeit im Dienste der Gesellschaft“, so Welzig abschließend.
(Ludwig Boltzmann Gesellschaft)