Die vier aktuellen Studien in den Fachzeitschriften Nature Communications und Communications Medicine liefern Evidenz dafür, dass epigenetische Veränderungen – also chemische Modifikationen der DNA, die die Genaktivität beeinflussen, ohne die DNA-Sequenz selbst zu verändern – verlässliche Marker für die Brustkrebsentstehung sein können. Das Team um Martin Widschwendter und Chiara Herzog vom EUTOPS Institut hat DNA-Methylierungen in verschiedenen Zellentypen untersucht und mögliche Zusammenhänge mit einem Krebsrisiko analysiert. Sie betonen in einem die Veröffentlichung der Studien begleitenden Blogbeitrag, dass das epigenetische Profil von Epithelzellen aus Wangen- oder Zervixabstrichen das Profil von Zellen des Brustgewebes gut spiegelt und die Analyse von epigenetischen Veränderungen frühzeitig Rückschlüsse auf ein erhöhtes Brustkrebsrisiko geben könnte. Die epigenetischen Veränderungen in (nicht-epithelialen) Blutzellen erlaubten hingegen keine wesentliche Risikoeinschätzung.
Die Arbeiten zeigen erstmals, dass Signaturen der DNA-Methylierung von Zellen aus Epithelzellen sowohl das Krebsrisiko als auch die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen (zum Beispiel mit dem Progesteron-Antagonisten Mifepriston) widerspiegeln können. Diese Erkenntnisse könnten in der Zukunft helfen, personalisierte Strategien zur Krebsprävention zu entwickeln. Ein zentrales Interesse der Forschung von Martin Widschwendter und seinem Team ist es spezifische epigenetische Marker zu identifizieren, die mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden sind. Indem anhand solcher Marker Risikopatientinnen frühzeitig identifiziert und entsprechende vorbeugende Maßnahmen eingeleitet werden, ließe sich das Risiko für Brustkrebs – vor allem für fatale Krebsformen – deutlich reduzieren.
Die Autoren unterstreichen, dass weitere Forschung notwendig ist, um diese vielversprechenden Ergebnisse in der klinischen Praxis nutzbar zu machen. Die Studien stellen einen wichtigen Beitrag zur translationalen Forschung dar und verdeutlichen, wie Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung zu konkreten medizinischen Strategien führen können.
Publikationen:
Harnessing the Epithelial Epigenome: A New Frontier in Breast Cancer Prevention. Martin Widschwendter and Chiara Herzog. Springer Nature Research Communities 2025.
Systems epigenetic approach towards non-invasive breast cancer detection. Chiara M. S. Herzog, Bente Theeuwes, Allison Jones, Iona Evans, Line Bjørge, Michal Zikan, David Cibula, Nadia Harbeck, Nicoletta Colombo, Nora Pashayan & Martin Widschwendter. Nature Communications 16, 3082 (2025) doi: 10.1038/s41467-024-53696-2
Validation of blood-based detection of breast cancer highlights importance for cross-population validation. Bente Theeuwes, Srikant Ambatipudi, Zdenko Herceg, Chiara Maria Herzog & Martin Widschwendter. Nature Communications 16, 2164 (2025). doi: 10.1038/s41467-025-57265-z
Epigenetic signatures in surrogate tissues are able to assess cancer risk and indicate the efficacy of preventive measures. James E. Barrett, Chiara Maria Herzog, Sepideh Aminzadeh-Gohari, Elisa Redl, Isma Ishaq Parveen, Julia Rothärmel, Julia Tevini, Daniela D. Weber, Luca Catalano, Victoria E. Stefan, Thomas K. Felder, Peter Obrist, Twana Alkasalias, Kristina Gemzell-Danielsson, Roland Lang, Barbara Kofler & Martin Widschwendter. Communications Medicine 5, 97 (2025) doi: 10.1038/s43856-025-00779-w
Functionally enriched epigenetic clocks reveal tissue-specific discordant aging patterns in individuals with cancer. Chiara M. S. Herzog, Elisa Redl, James Barrett, Sepideh Aminzadeh-Gohari, Daniela D. Weber, Julia Tevini, Roland Lang, Barbara Kofler & Martin Widschwendter. Communications Medicine 5, 98 (2025) doi: 10.1038/s43856-025-00739-4