Eine Person auf einem Handbike

Die Paraathletin Svetlana Moshkovich auf Rekordjagd.

Svet­lana Mos­h­ko­vich stellt neuen Hand­bike-Wel­tre­kord auf

Die Innsbrucker Paraathletin, Svetlana Moshkovich, hat am Samstag im TISSOT Velodrome in Grenchen (CH) einen neuen Weltrekord im Radsport erzielt. Die Weltmeisterin und Paralympics-Medaillengewinnerin hat als erste Frau den Stunden-Weltrekord mit dem Handbike durch das Erreichen einer Distanz von 36,132 Kilometer in 60 Minuten aufgestellt. Die geringe Sichtbarkeit von Parasport und Paraathletinnen hat Svetlana Moshkovich veranlasst, das Projekt zu starten, um für mehr Aufmerksamkeit für den Parasport zu sorgen. 

Bis Samstag, 14 Uhr MEZ existierte der Rekord im Stunden-Bahnfahren mit dem Handbike nur für Männer und liegt mit 47,289 km aktuell bei einem Niederländer. Svetlana Moshkovich hat sich das Ziel gesetzt, den Rekord auch für Frauen ins Leben zu rufen und die Mindestanforderung von 32 Kilometer (Vorgabe Guinness World Records) zu überbieten. Svetlana M. vor dem Start: „Ich kann es kaum glauben, dass der Tag endlich da ist. Wenn ich daran denke, bekomme ich Gänsehaut und freue mich darauf, eine Stunde volle Power geben zu können.“ 

Raus aus dem Rollstuhl, rein in das Handbike

Svetlana Moshkovich war nicht immer begeisterte Radsportlerin. Ein Autounfall führte dazu, dass die heute 41-jährige im Rollstuhl sitzt. Eine Weggabelung, die sie die Liebe zum Handbikesport entdecken ließ. 20 Jahre später ist sie 2-fache Weltmeisterin, hat mehrfach bei den Paralympics teilgenommen, eine Paralympics-Medaille (London 2012, Bronze) gewonnen und dreimal den Gesamt-Weltcupsieg eingefahren. Jetzt möchte sie auch andere Personen inspirieren und aufzeigen, was möglich ist. „Ich möchte damit ein Zeichen für den Frauensport setzen und so viele Menschen wie möglich erreichen und ermutigen, ebenfalls ihre Komfortzone zu verlassen. Der Handbikesport weckt bei mir ein Glücksgefühl, das ich sonst durch nichts erfahre, das möchte ich gerne mit anderen teilen,“ gibt die Athletin Einblick. 

Durch Armkraft in Schieflage auf der schnellsten Bahn der Welt

Das TISSOT Velodrome in Grenchen gilt als die schnellste Rennbahn der Welt und stimmte die Athletin anfangs positiv. „In diesem Velodrome wurden bereits viele andere Rekorde aufgestellt, wie etwa der Handbike-Rekord von Heinz Frei oder der 24h-Rekord von Christoph Strasser. Da ich normalerweise Straßenrennen fahre und Handbike keine offizielle Bahndisziplin ist, habe ich den Einfluss der 46° geneigten Steilwandkurve unterschätzt,“ gibt S. Moshkovich Auskunft über die anfänglichen Schwierigkeiten. „Durch die ständige Linkskurve der Strecke, befindet sich der Körper permanent in Schräglage und die linke Körperhälfte ist stärkeren Belastungen ausgesetzt als die rechte.“ Neben körperlicher Vorbereitung spielte auch die mentale Komponente eine wichtige Rolle. Svetlana M. bereitete sich auf 60 Minuten vollste Konzentration vor, um die notwendigen 128 Runden ohne Ablenkung und Zweifel abspulen zu können. Die Athletin: „Zwischendrin haben mich schon unschöne Gedanken eingeholt, aber die habe ich schnell wieder fortgeschickt und mich nicht irritieren lassen.“ 

Begeisterung in der Zieleinfahrt

„Diese Euphorie ist so ein schönes Gefühl. Diesen Druck hinter mir lassen zu können und für alle Frauen diese Leistung, diese Marke, gesetzt zu haben, das ist wirklich toll – zu wissen, ich habe meinen Traum erfüllt und ihr könnt das auch, traut euch einfach hin,“ erzählt Svetlana Moshkovich über das erstmalige Aufstellen des Weltrekords. Mit dem Erreichen von 36,132 Kilometern nach 60 Minuten auf der 250m langen Holzbahn ist Svetlana Moshkovich erste Weltrekordhalterin des Ein-Stunden-Weltrekords mit dem Handbike, die es ab sofort zu schlagen gilt. „Mein Ziel war es, alles zu geben. Ich habe die Stunde durchgehalten und sitze immer noch da,“ erzählt Svetlana M. über das Erreichen ihres Ziels. Freunde und Familie haben den Weltrekordversuch begleitet und an der Seite angefeuert. „Ein bisschen bin ich froh, dass das Projekt abgeschlossen ist und ich in näherer Zukunft wieder draußen ein paar Genussfahrten machen kann. Ich hatte mir das alles zunächst viel einfacher vorgestellt, da ist schon Einiges organisatorisch zusammengekommen. Jetzt seid ihr dran, Ladies,“ gesteht die Paraathletin und freut über alle weiteren Damen, die den Rekord überbieten wollen. 

Nächstes Projekt: Dokumentarfilm

Ausruhen steht nur kurz am Programm, denn im April starten bereits die ersten Bewerbe. Die Weltcup-Saison geht im Mai in eine neue Runde, bei der Svetlana erneut um den Gesamttitel kämpfen wird. Außerdem heißt es für die Athletin: nach dem Weltrekord ist vor der Filmpremiere. Svetlana Moshkovich wird seit Frühling 2024 von einem Filmteam begleitet, dass ihren Weg vom Training, zu den Paralympics in Paris bis hin zum Weltrekord festhält. Ziel ist es, einen Dokumentarfilm zu erschaffen, der Svetlana als den Menschen zeigt, der sie hinter den Medaillen ist. Eine Geschichte über den menschlichen Willen, Hindernisse zu überwinden und die Welt zu verändern. Geplante Fertigstellung ist im Winter 2025/2026. 

Über Svetlana Moshkovich: Svetlana Moshkovich ist gebürtige Russin, Paraathletin und fährt für das Österreichische Nationalteam. 2004 hatte die Athletin einen Autounfall, der dazu führte, dass sie im Rollstuhl sitzt und die Liebe zum Handbikesport entdeckte. Seither ist sie 2-fache Weltmeisterin, 3-fache Weltcup Gesamtsiegerin und Paralympics-Medaillengewinnerin (Bronze, 2012). Die Athletin lebt teils in Innsbruck, teils in Italien, wo sie trainiert und an der Universität Innsbruck am Institut für Sportwissenschaft unterrichtet. 

 

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