Die von Martin Gamon BA MA (Wien), assoz.-Prof. Mag. Dr. Florian M. Müller (Innsbruck) und Florian Ostrowski MA (Wien) in Kooperation mit dem Bundesdenkmalamt organisierte Veranstaltung dauerte drei Tage und in 30 angemeldeten Vorträgen berichten 36 Referentinnen und Referenten in einer großen thematischen Breite über ihre Arbeiten. Neben Angehörigen von Universitäten konnten auch Kolleginnen und Kollegen der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, des Österreichischen Archäologischen Instituts, des Bundesdenkmalamtes, von Museen, von Vereinen sowie von privaten archäologischen Dienstleistern am Institut für Archäologien begrüßt werden.
Forschungsgeschichte der Archäologie Österreichs
Von den archäologischen Wissenschaften wurde die eigene Forschungsgeschichte lange Zeit nur am Rande thematisiert. Vielfach war das Verständnis einer archäologischen Forschungsgeschichte auf die wissenschaftlichen Vorarbeiten am Ort der jeweiligen Forschung bzw. der archäologischen Maßnahme beschränkt. Das eigene archäologische Tun und Handeln und somit die Entwicklung der archäologischen Disziplinen wurden hingegen wenig bis gar nicht reflektiert.
Erst seit den 1990er Jahren wurden auch für den österreichischen Raum eine Reihe von Arbeiten vorgelegt, welche sich der archäologischen Forschungsgeschichte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts angenommen haben. Neben Untersuchungen zu Behörden, Institutionen und Organisationen waren dies v.a. biographische Studien zu herausragenden Persönlichkeiten in der österreichischen Archäologie.
Die Tagung „Forschungsgeschichte der Archäologie in Österreich: eine Standortbestimmung“ wollte daher nicht nur als Bestandsaufnahme die Bandbreite an bisherigen forschungsgeschichtlichen Themen zur Archäologie Österreichs aufzeigen, sondern auch deren Potenzial verdeutlichen und neue forschungsgeschichtliche Aspekte thematisieren und weiterführende Forschungsvorhaben aufzeigen. Dabei wurde der Fokus auf die Archäologie(n) bzw. Altertumsforschung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts und insbesondere auf den (alt)österreichischen Raum gelegt. Während die institutionellen Bezüge der österreichischen Archäologie relativ gut erforscht sind, weisen die breite, wissenschaftsgeschichtliche Untersuchung archäologischer Akteure und ihrer Netzwerke, gewisse Regionen und Zeiten, die Provenienzforschung archäologischer Bestände in Museen und Sammlungen sowie die Kontextualisierung der gemachten archäologischen Funde, Befunde und Interpretationen noch Lücken auf.
Tradition forschungsgeschichtlicher Projekte an der Universität Innsbruck
Das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck wurde bewusst als Veranstaltungsort der Tagung gewählt, da hier eine lange Tradition der Erforschung der eigenen Fachgeschichte besteht. Diese zeigt sich u.a. in einer Reihe von Tagungen mit jeweils daraus hervorgegangen Publikationen. So stand eine der prägendsten Personen der Tiroler Archäologie 2007 im Mittelpunkt der Veranstaltung „Mit Fleiß und Feder für Tirol - Interdisziplinäre Tagung zum Landeshistoricus und Vater der Tiroler Archäologie Anton Roschmann“. Eine internationale Tagung widmete sich 2010 „Archäologischen Universitätsmuseen und –sammlungen im Spannungsfeld von Forschung, Lehre und Öffentlichkeit“ und die daraus hervorgegangene Publikation bildet bis heute das Grundlagenwerk zu dieser Thematik. Über die institutionelle Perspektive hinaus wurde bei der Tagung „Graben, Entdecken, Sammeln – Laienforscher in der Geschichte der Archäologie Österreichs“ 2013 nach der Rolle von Laienforschern und Dilettanten in der österreichischen Archäologie gefragt. Ergebnisse daraus wurden in einer Sonderausstellung „Archäologe, Lehrer, Ordensmann - P. Innozenz Ploner OFM (1865–1914)“ im Archeoparc Villanders-Villandro präsentiert.
Arbeitsgemeinschaft und zukünftige Tagungen
Neben kollegialem Austausch, wurde die Veranstaltung im Sinne einer weiteren Vernetzung und Auseinandersetzung mit diesem thematischen Komplex auch konkret als Startpunkt einer neu gegründeten Arbeitsgemeinschaft zur archäologischen Forschungsgeschichte Österreichs genutzt. Aufgrund des großen Erfolges wird eine solche Tagung von nun an regelmäßig im Wechsel in ganz Österreich stattfinden. 2027 lädt das Universalmuseum Joanneum nach Graz.
Für die Förderung der Veranstaltung in Innsbruck ergeht ein großer Dank an die Abteilung Kultur des Landes Tirol, die Abteilung Wissenschaft und Weiterbildung im Amt der Vorarlberger Landesregierung, das Bundesdenkmalamt, das Vizerektorat für Forschung und das Dekanat der Philosophisch-Historischen Fakultät, die Doctoral School of Historical and Cultural Studies der Universität Wien sowie die Anton Rauch GmbH & Co KG.
(Florian M. Müller)