Personen halten einen Online-Vortrag

Highlight der Tagung war die Online-Keynote von Silvia Federici. Sie referiert zu den tiefgreifenden Verbindungen zwischen kapitalistischer Entwicklung und der Zerstörung sozialer Reproduktionsverhältnisse.

Tagung: Gewalt, Geschlecht, Gesell­schaft

Vom 5. bis 7. Dezember 2024 fand die Tagung „Materialistisch-(queer)feministische Perspektiven auf Gewalt“ im Künstler:innenhaus Büchsenhausen in Innsbruck statt. Drei Tage lang tauschten sich etwa 100 Teilnehmer:innen aus verschiedenen Ländern und Disziplinen zu Gewalttheorien und praktischen Ansätze zur Begegnung mit Gewalt aus.

Die Tagung „Materialistisch-(queer)feministische Perspektiven auf Gewalt“, die vom Center Interdisziplinäre Geschlechterforschung Innsbruck (CGI) mitorganisiert wurde, fokussierte Gewalt in ihren unterschiedlichen Formen als strukturelles Phänomen. 33 Vortragende beleuchteten in acht thematisch gebündelten Panels, wie Gewalt mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen, cis-heteronormativen Institutionen, ökonomischen Zwängen und kolonialen und rassistischen Logiken verwoben ist.

Gewalt als Ausgangspunkt gesellschaftlicher Analysen

Besonderes Augenmerk lag auf der Frage, wie materialistische und (queer)feministische Theorieansätze dazu beitragen können, die Verwobenheit von Kapitalismus, Geschlechterungleichheit, Cis-Zweigeschlechtlichkeit, Heteronormativität und Gewalt besser zu verstehen. Inspiriert von Theoretiker:innen wie Silvia Federici, Judith Butler und María Lugones wurden Kapitalismus und Gewalt als mehrdimensionale Phänomene betrachtet, die sich in Körper, Subjekte und gesellschaftliche Verhältnisse einschreiben.

Die Vortragenden griffen diese Impulse auf und diskutierten u.a. wie staatliche Institutionen Gewalt normalisieren und somit (re-)produzieren, und aktuelle Erosionen von Demokratien und damit einhergehende Gewaltphänomene wie Antifeminismus und Trans*feindlichkeit. Besonders bewegend waren Beiträge, die die alltäglichen Kämpfe von Betroffenen und emotionale Sorgearbeit in den Fokus rückten. Um nicht bei dieser ernüchternden Analyse zu bleiben, gab es außerdem Beiträge zu queerfeministischen Strategien und Protesten, um auch in der Praxis ‚Schweigen als Gewalt‘ zu brechen.

Highlight der Tagung: Online-Keynote von Silvia Federici

Ein zentraler Höhepunkt der Tagung war die Online-Keynote-Lecture von Silvia Federici. Unter dem Titel „Capitalist Development, the War against Social Reproduction and Feminist Struggle“ thematisierte die feministische Pionierin von Reproduktionstheorien und -kämpfen die tiefgreifenden Verbindungen zwischen kapitalistischer Entwicklung und der Zerstörung sozialer Reproduktionsverhältnisse. Die anschließende Diskussion bot eine Gelegenheit, Federicis Perspektiven mit den theoretischen Ansätzen der Tagung in Beziehung zu setzen.

Emanzipatorische Praktiken leben

Die Tagung  war ein inspirierender und erkenntnisreicher Beitrag zur Weiterentwicklung intersektionaler Gesellschaftstheorie. Sie machte nicht nur die Verwobenheit von Gewalt und gesellschaftlichen Strukturen sichtbar, sondern eröffnete auch neue Perspektiven darauf, wie emanzipatorische Praktiken gedacht und gelebt werden können. Die Verbindung von Theorie und Praxis stand im Mittelpunkt und eröffnete wichtige Impulse für zukünftige Diskussionen.

(Maria Zahn/red)

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