Medien, Wissenschaft und Politik bilden drei gesellschaftliche Kernbereiche, die auf vielfältige Weise miteinander in Beziehung stehen. Jedoch sind diese Beziehungen alles andere als konfliktfrei. Gerade in jüngerer Zeit zeigen sich tiefgreifende Spannungen zwischen ihnen, die freilich auch die wechselseitigen Dynamiken offenlegen.
Aufbauend auf einen Workshop im Jahr 2023 an der Universität St. Gallen, bei dem das Phänomen des Populismus, vor allem im Kontext der Covid-Pandemie, im Zentrum stand, wurden bei der Innsbrucker Tagung Fragen rund um Politikberatung sowie (Selbst-)Politisierung und Medialisierung von Wissenschaft diskutiert. Organsiert von Dirk Rose vom Institut für Germanistik, Marie-Luisa Frick vom Institut für Philosophie sowie Caspar Hirschi vom Fachbereicht Geschichte der Universität St. Gallen versammelte die Veranstaltung renommierte Forscher:innen sowie Nachwuchswissenschaftler:innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie aus unterschiedlichen sozial- und geisteswissenschaftlichen Disziplinen.
Einblicke in die Tagung
Ein durchaus humorvoller Abendvortrag vom Soziologen Alexander Bogner (ÖAW), der einer breiteren Öffentlichkeit auch durch seine Rolle im Rahmen des Verständigungsprozesses zur Corona-Krise bekannt ist, beleuchtete die oftmals bloß opportunistische Bezugnahme auf wissenschaftliche Expertise durch Politik und inspirierte eine spannende Diskussion mit dem Publikum.
Die unter anderem von der ZEIT-Stiftung Bucerius mitfinanzierte Tagung beschloss ein Podium mit Peter Strohschneider, ehemaliger Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft und ehemaliger Sprecher des deutschen Wissenschaftsrates. Im Rahmen der Gesprächsreihe des Forschungschwerpunktes Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte stellte Strohschneider seine 2024 in Buchform veröffentlichten Thesen zur Diskussion, die auf die Kritik eines „autoritären Szientismus“ abzielen. Darunter versteht er den Glauben an Wissenschaft als eine streitenthobene Wahrheitsinstanz, mit deren Erkenntnissen unmittelbar normativ-praktische Schlussfolgerungen verbunden seien.
In Summe zeigte die Veranstaltung, wie wichtig grundlegende Reflexionen über Abhängigkeiten zwischen Medien, Wissenschaft und Politik sowie deren Eigenlogiken sind – gerade in stürmischen Zeiten, in denen Vertrauen in die Wissenschaften nicht befohlen, sondern stets nur erarbeitet werden kann.
(Marie-Luisa Frick & Dirk Rose)