Das ESA-Weltraumteleskop Euclid liefert seit knapp zwei Jahren wertvolle Daten aus den Tiefen des Weltalls. Mit deren Hilfe soll die bisher größte und genaueste 3D-Karte des Universums entstehen, mit Milliarden Sternen und Galaxien. Die Daten von Euclid werden vom internationalen Euclid-Konsortium ausgewertet, zu dem auch die Forschungsteams von Francine Marleau und Tim Schrabback an der Universität Innsbruck gehören.
Auf 25 Aufnahmen von Euclid hat das Team um Francine Marleau insgesamt 2.674 Zwerggalaxien entdeckt und in einem Katalog erfasst. Mit einem halbautomatischen Verfahren haben die Wissenschaftler:innen zunächst mögliche Kandidaten identifiziert und diese dann im Detail untersucht und beschrieben. „Von den dokumentierten Galaxien sind 58% elliptische Zwerggalaxien, 42% irreguläre Galaxie, wenige reich an Kugelsternhaufen (1%), Galaxienkerne (4%) und ein nicht unerheblicher Teil (6,9%) blaue kompakte Zwerggalaxien“, erzählen Marlon Fügenschuh und Selin Sprenger aus Marleaus Team.
Kosmologische Modelle überprüfen
Diese Studie ermöglicht Einblicke in die Gestalt der Galaxien, ihre Entfernung von der Erde, ihre Sonnenmasse und die Umweltbedingungen der Zwerggalaxien. Francine Marleau untersucht im Rahmen des Euclid-Projekts die Entstehung und Entwicklung von Galaxien, vor allem von Zwerggalaxien. Sie kommen im Universum am häufigsten vor und ihre Zahl und Verteilung gelten als wichtige Anhaltspunkte dafür, ob unsere kosmologischen Modelle die Gesetze des Universums richtig abbilden.
„Wir haben uns die einzigartige Tiefe, die räumliche Auflösung und das Sichtfeld des Euclid-Teleskops zunutze gemacht. Diese Arbeit zeigt die bemerkenswerte Fähigkeit von Euclid, Zwerggalaxien aufzuspüren und zu charakterisieren, was einen umfassenden Blick auf die Entstehung und Entwicklung von Galaxien über verschiedene Massenskalen, Entfernungen und Umgebungen hinweg ermöglicht“, betont Francine Marleau vom Institut für Astro- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck.
Tiefer Blick in das Universum
Das Weltraumteleskop Euclid der Europäischen Raumfahrtagentur ESA ist am 1. Juli 2023 gestartet und soll helfen, mehr über die bisher unerforschte dunkle Materie und dunkle Energie des Universums zu erfahren. Das Teleskop mit 1,2 Metern Durchmesser wird über die nächsten Jahre die größte und genauste 3D-Karte des Universums erstellen und Milliarden von Galaxien beobachten. Anhand dieser Karte kann das Weltraumteleskop offenlegen, wie das Universum sich nach dem Urknall ausgedehnt hat und wie sich die Strukturen im Universum entwickelt haben. Dies wird Wissenschaftler:innen mehr Anhaltspunkte geben, um die Rolle der Schwerkraft und das Wesen von dunkler Energie und dunkler Materie besser zu verstehen.
Das Euclid-Konsortium – bestehend aus 2.000 Wissenschaftler:innen in 300 Forschungseinrichtungen in 15 Ländern – wertet die Missionsdaten aus. Dabei werden die Daten auch mit erdgebundenen Teleskopen ergänzt. Die Forschungsteams von Tim Schrabback und Francine Marleau an der Universität Innsbruck sind maßgeblich an dem Projekt beteiligt.
Publikation: Euclid: Quick Data Release (Q1) – A census of dwarf galaxies across a range of distances and environments. Francine Marleau et.al. 2025 [arXiv: 2503.15335]