Wir alle halten an bestimmten Grundüberzeugungen fest, die auch durch gegenteilige Argumente oder Zweifel nicht so leicht ins Wanken geraten – sogenannte Resilient Beliefs. Manche sind überlebenswichtig, andere können problematisch sein. Auch in der Wissenschaft gibt es solche tief verankerten Überzeugungen, die entweder Orientierung geben oder den Fortschritt hemmen können. So erschütterte beispielsweise die Entdeckung der Epigenetik in der Biologie den Glauben an die unmögliche Rückwirkung individueller körperlicher Veränderung auf das Genom.
Ein öffentlich zugänglicher Fallstudien-Workshop am 24. Jänner 2025 bildete den Abschluss des seit 2022 laufenden Euregio-Science-Fund-Forschungsprojekts IPN-175G „Resilient Beliefs: Religion and Beyond“. Im Mittelpunkt stand die Frage, ob der Zwang zum Wirtschaftswachstum – eine weit verbreitete Annahme zur Stabilität von Volkswirtschaften – als Resilient Belief betrachtet werden kann und wie er sich begründet. Nach einer Einführung in die erkenntnistheoretischen Grundlagen von Resilient Beliefs durch Katherine Dormandy und Winfried Löffler vom Innsbruck Center for Philosophy of Religion (ICPR) beleuchteten Markus Walzl und Andreas Exenberger von Innsbruck Decision Sciences (IDS), dass der Wachstumsimperativ weniger aus theoretischen Modellen der Ökonomie resultiert, sondern eher unsere Weisen und Erwartungen spiegelt, wie Gesellschaften und Volkswirtschaften zu gestalten sind. Somit könnte er als Beispiel eines Resilient Belief gelten.
Der Workshop markierte zugleich die erste größere Aktivität des ICPR im Forschungsschwerpunkt EPoS, dem es seit Kurzem angehört.
(Winfried Löffler/red)