Arnaud Temme

Physische Geografie

Arnaud Temme

Institut für Geographie

Physische Geografie

seit 01.06.2024

Leben

Der Physische Geograf Arnaud Temme wuchs im ländlichen Süden der Niederlande auf, dort wo die Hügel beginnen, aber die Berge weit entfernt sind. Der nahe gelegene Fluss Maas, der Teile Frankreichs, Belgiens und der Niederlande entwässert, bildete die Kulisse für seine Wanderungen, aber auch für seine ersten geografischen Fragen. Er studierte Boden, Wasser und Atmosphäre (BSc) sowie Erde und Umwelt (MSc) an der Universität Wageningen in den Niederlanden, bevor er mit einem Feldforschungsprojekt in den südafrikanischen Drakensbergen promovierte (2008). Im Jahr 2014 wurde er zum Assoziierten Professor an der Universität Wageningen ernannt, bevor er 2016 an die Kansas State University in den Vereinigten Staaten wechselte. In diesen Jahren unternahm er zahlreiche Reisen innerhalb und außerhalb Europas und der USA und veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten, die auf Studien in mehr als einem Dutzend Ländern basieren. Im Jahr 2022 wurde er zum ordentlichen Professor an der Kansas State University befördert, und am 1. Juni 2024 nahm er seine Arbeit an der Universität Innsbruck auf.

Aus beruflichem Interesse und persönlicher Faszination waren die Gebirgslandschaften nie mehr so weit entfernt wie in seiner Jugend. Mehrere Forschungsaufenthalte am Institute for Arctic and Alpine Studies in Colorado, USA, sowie Feldforschungsarbeiten in den europäischen Alpen, den Apenninen, den Rocky Mountains und mehreren kleineren Gebirgszügen führten zu einem wachsenden Forschungsschwerpunkt auf Gebirgslandschaften.

Forschung

Zusätzlich zu seiner umfangreichen Erfahrung mit der Beobachtung, Messung und Beprobung von Böden und Landschaften in der freien Natur verfügt Temme über vielfältige Erfahrung in der Modellierung. In seiner Forschung versucht er, empirische Beobachtungen mit mechanistischen Modellsimulationen in Einklang zu bringen - das heißt, er entwickelt Computermodelle, die simulieren, wie sich Böden und Landschaften bilden, und testet diese Modelle dann mit Daten aus der realen Welt. Seine besondere Expertise liegt in der Simulation der kombinierten Entwicklung von Böden und Landschaften über Hunderte und Tausende von Jahren. Seine Arbeitsgruppe in Innsbruck will mit Hilfe solcher Modelle besser verstehen, wie unsere Gebirgsgesellschaften die natürliche Dynamik in Gebirgslandschaften beeinflussen und von ihr beeinflusst werden – wie z.B. die langsame Bodenentwicklung auf der einen Seite und die schnellen Erdrutsche auf der anderen Seite. Die zahlreichen Wechselwirkungen zwischen natürlichen und menschlichen Prozessen, die komplexe Systeme bilden, sind ein wesentlicher Bestandteil dieses Schwerpunkts. So können beispielsweise Erdrutsche die Bodeneigenschaften verändern, aber Veränderungen der Bodeneigenschaften beeinflussen auch das Risiko von Erdrutschen. Dies macht Vorhersagen sehr viel komplizierter, bis wir diese Wechselwirkungen verstehen. Temmes Gruppe verwendet eine Kombination aus Simulationen, Feld- und Laborbeobachtungen sowie geochronologischen Bestimmungen, um dieses Verständnis zu erreichen.

Ein zweites Ziel von Temmes Arbeitsgruppe ist es, die fortgeschrittenen Modelle, die für solche Studien erforderlich sind, über Open-Source-Code vielen anderen Forscher:innen zur Verfügung zu stellen. In der modernen wissenschaftlichen Welt wird immer mehr Wert darauf gelegt, nicht nur Erkenntnisse, sondern auch Daten und Methoden wie Computermodelle zu teilen, um Zeit zu sparen und anderen Wissenschaftler:innen rasch zu besseren Ergebnissen zu verhelfen. Zum Beispiel ist das wichtigste Modell von Temme, Lorica, auf GitHub verfügbar. Als Vorsitzender der Chefredaktion von Catena, einer internationalen Zeitschrift für Böden und Geomorphologie, engagiert sich Arnaud Temme auch für offene Daten und Open Science.

Nach oben scrollen