Bis zur Gründung einer eigenen Lehrkanzel für klassische Archäologie in Innsbruck, 1889, hatte der Ordinarius für Philosophie und Ästhetik, Tobias Wildauer (1825-1898), auch archäologische Themen in seinem Vorlesungszyklus über Ästhetik und später der Kunsthistoriker Hans Semper (1845-1920) aus dem Blickwinkel seiner Disziplin behandelt. Von Seiten der Altphilologie nahm sich speziell August Wilmanns (1833-1917) in den Jahren 1871-1873 der Altertumskunde und Archäologie an. Die ersten archäologischen Übungen fanden dabei seit 1869 im Gipsmuseum (Sammlung von Abgüssen plastischer Meisterwerke) statt. In einer Zeit, als es Kunst- und Antikenliebhabern kaum möglich war, Reisen zu den weit entfernten, neu entdeckten Ausgrabungsstätten und den nun entstehenden archäologischen Museen Europas zu unternehmen, waren Kollektionen von Gipsabgüssen antiker Kunstwerke als Anschauungsmaterial für die Studierenden wie die Forschenden auch an den Universitäten unabdingbar notwendig geworden.
Die Gründung des Museums in Innsbruck war aufgrund des Antrags des Professorenkollegiums vom 30.7.1869 am 24.8.1869 durch das Ministerium für Cultus und Unterricht genehmigt worden, wie das Schreiben vom 27. August 1869 des K.K. Statthalters für Tirol und Vorarlberg dem Dekanat des philos. Profeßoren-Collegiums mitteilt: „Mit h. Erlasse vom 24. August 1869 Z.7788 bewilligte der Herr Cultus und Unterrichtsminister auf den von dem philosophischen Professoren-Kollegium der Universität unterstützten Antrag des mit Abhaltung kunsthistorischer Vorlesungen an dieser Hochschule betrauten Professors D. Tobias Wildauer die Errichtung eines Museums für Gypsabgüße an derselben …“
400 Gulden Dotation für die „Erfordernisse des theoretischen und praktischen Unterrichts“
Wildauer kümmerte sich die folgenden Jahre um die Einrichtung und Ausstattung des Museums, welches „als Dotation hiefür aus dem Studienfonde für die drei nächstfolgenden Studienjahre u. zwar vom Studienjahr 1869/70 angefangen einen Jahresbeitrag von Zweihundert Gulden“ zugestanden bekam. Ab 1872 wird der Betrag, der „mit Beginn jeden Studienjahres zu Ihren Handen, auszubezahlen“ sei und den „Erfordernissen des theoretischen und praktischen Unterrichts“ dienen soll, auf 400 Gulden verdoppelt.
Sammlung an der „Alten Universität“ und im Universitätshauptgebäude (ab 1920)
Die Innsbrucker Sammlung, bei der es sich neben Graz (1865) um das älteste archäologische Universitätsmuseum Österreichs handelt, war in der ersten Zeit in dem heute „Alte Universität“ genannten Bau am Karl-Rahner-Platz untergebracht, wo sich auch die 1889 errichtete Lehrkanzel für Archäologie befand. Durch erste Ankäufe aus öffentlichen Mitteln und Einnahmen aus Vortragsveranstaltungen wies das Museum Ende 1870 bereits 40 Objekte auf, 1894 war die Sammlung auf 300, 1914 schließlich auf 400 Stücke angewachsen. Die Auswahl war stark vom damaligen Zeitgeist und Geschmack bestimmt und setzte ihren Schwerpunkt auf Skulpturen der griechischen Klassik.
Als 1914 mit dem Bau der Neuen Universität am Innrain begonnen wurde, plante man auch mehrere adäquate Räume an prominenter Stelle im obersten Stockwerk direkt oberhalb der Aula für die Sammlung ein, die schließlich 1920 dorthin übersiedelte.
Zweiter Standort im „ATRIUM – Zentrum für alte Kulturen“
Mit dem Umzug in das neue Zentrum für Alte Kulturen konnte auch für Das Archäologische Museum Innsbruck - Sammlung von Abgüssen und Originalen der Universität Innsbruck neben dem Hauptgebäude der Universität ein zweiter repräsentativer Museumsstandort geschaffen werden. Während dort die Räumlichkeiten durch antikisierende Pilaster als Wandgliederung, griechische Säulen und eine Kassettendecke bewusst an die Antike angelehnt sind, macht gerade der Gegensatz zwischen den antiken Objekten und der modernen Architektur des ATRIUM-Gebäudes den besonderen Reiz dieses neuen Ortes aus.
Feierlichkeiten „140 Jahre Archäologisches Museum Innsbruck“
Die Sammlung, welche in ihrer Kombination aus Abgüssen, Kopien und Originalen mit mittlerweile über 900 Exponaten die größte Kollektion klassischer Antiken in Westösterreich darstellt, kann so 2009, zu den Jubiläumsfeierlichkeiten ihres 140-jährigen Bestehens, an beiden Standorten verstärkt den Besuchern präsentiert werden. Am 26. Juni 2009 wird daher im ATRIUM nach einer Vorstellung der Geschichte der Sammlung Prof. Dr. Vinzenz Brinkmann, der Leiter der Antikensammlung – Liebieghaus (Frankfurt) im Rahmen des Festvortrages "Bunte Götter - Neue Forschungen zur Farbigkeit der griechischen Skulptur“ über seine aktuellen Forschungen berichten.
(Florian Müller / Dietrich Feil)