Über uns
Der Innsbrucker Linguistische Arbeitskreis (ILAK) wurde 1985 durch Univ.-Prof.em. Dr. Dr. h.c.mult. Maria Iliescu, Silvio Ghislimberti und Manfred Kienpointner gegründet, besteht sohin seit mittlerweile 40 Jahren. Seit seinen Anfängen ist der ILAK:
- ein Ort reger Diskussionen über alle Teilgebiete der Linguistik,
- eine Gelegenheit für jüngere Kolleg:innen, Diplomarbeits-, Dissertations- und Habilitationsprojekte vorzustellen,
- eine Möglichkeit, neue Publikationen sowie linguistische Forschungsprojekte zu präsentieren oder von Tagungsteilnahmen zu berichten,
- aber auch ein Forum, dessen Mitglieder gemeinsam publizieren, Ringvorlesungen gestalten sowie im Bereich des Wissenstransfers aktiv sind.
An den ILAK-Treffen nehmen seit jeher Kolleg:innen aller Sprachfächer der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät (sowie auch benachbarter Fakultäten bzw. Fachbereiche) teil, immer häufiger tragen aber auch eingeladene, externe Gastvortragende vor. Der ILAK zählt aktuell mittlerweile ca. 100 Mitglieder, von denen bei den monatlichen Treffen während der Vorlesungszeit durchschnittlich ca. 10-20 anwesend sind. Die Treffen stehen auch für Studierende offen, was vereinzelt auch wahrgenommen wird.
Im Laufe der Jahre wurden in ILAK-Vorträgen mehrere Dutzend indoeuropäische und nicht-indoeuropäische Sprachen/Dialekte behandelt, so unter anderem (bedrohte Sprachen/Dialekte kursiv markiert):
Altfranzösisch, Altenglisch, Altirisch, Baskisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Breonisch (Ostalpenindogermanisch), Chinesisch (Mandarin), Deutsch, Englisch, Französisch, Gallisch (Festlandkeltisch), Genuesisch, Hindi, Hopi (Uto-Aztekisch), Italienisch (Standard-Italienisch und norditalienische Dialekte), Katalanisch, Kymrisch (Walisisch), Latein, Mittelbretonisch, Mittelwalisisch, Navaho (Na Dene), Neugriechisch, Niederländisch, Rätoromanisch (Ladinisch (Grödnerisch), Surselvisch (Graubündnerisch)), Rumänisch, Russisch, Shona (Bantu), Slowakisch, Sorbisch, Spanisch, Tohono O’odham (Uto-Aztekisch), Türkisch, Ukrainisch, Zimbrisch.
Der ILAK zeichnet sich durch seine große Vielzahl an behandelten linguistischen Themen aus (z.B. Phonetik, Phonologie, Morphologie [Flexion, u.a. Kasustheorie; Wortbildung; Numeralia; Determinanten], Syntax [Satzsyntax, Textsyntax, Grammatiktheorie], Semantik [Strukturelle Semantik, Referenzsemantik, Nominationsforschung, Onomastik, Prototypensemantik, Metapherntheorie, Lexikologie, Terminologie, Kollokationen, Phraseologie], Pragmatik [Konversationsanalyse, Höflichkeitstheorie, nonverbale Kommunikation, Diskursanalyse, Stereotype, Sprache und Politik, Kommunikationsnormen]) wie auch ebenenübergreifende linguistische Perspektiven und Disziplinen (z.B. Grammatiktheorie, kontrastive Linguistik, Korpuslinguistik, feministische Linguistik, Soziolinguistik, Sprach-Kontaktforschung, Sprachtypologie, Spracherwerbsforschung, Sprachwandel-Theorie, Translationstheorie, literarisches Übersetzen).
Die fachliche Breite und Streuung der Themen hat sich über all die Jahre gehalten. Wesentlich ist, dass es keinen Theorie- oder Methodenkonsens gibt: So sind neben strukturalistisch, funktional oder konversationsanalytisch geprägten Zugängen auch Positionen der Generativen Grammatik sowie neben qualitativen Herangehensweisen (Fallstudien) auch korpuslinguistische Methoden vertreten, die statistisch signifikante Generalisierungen erlauben. Trotzdem oder gerade deswegen kommt es immer wieder zu wissenschaftlichen Kooperationen von Mitgliedern des ILAK, die auch in gemeinsame Publikationen oder Lehrveranstaltungen münden.
Seit mehreren Jahren ist es nunmehr Tradition, dass im Anschluss an die ILAK-Treffen eine kleinere Runde den Abend im griechischen Restaurant "Posidonas" ausklingen lässt.
Einige Höhepunkte in den ersten 30 Jahren des Bestehens des ILAK
Aus den Gastvorträgen, Tagungsberichten, Vorstellungen von in Arbeit befindlichen Dissertationen, Habilitationen, Darstellungen von Spezialgebieten und Buchvorstellungen der ersten 30 Jahre ragen u.a. die folgenden Highlights heraus:
- die sehr lebhafte Diskussion im Anschluss an den scharfsinnigen Gastvortrag von Edmund Runggaldier (Prof. für Christliche Philosophie, Univ. Innsbruck) zur philosophischen Semantik am 11.3.1986, also ganz am Anfang der Geschichte des ILAK.
- der Gastvortrag von Georg Bossong (Prof. für Allgemeine und Romanische Sprachwissenschaft, Univ. Zürich) zu Ergativsprachen (Baskisch, Kaukasus-Sprachen) am 11.3.1992, bei dem uns ein hervorragender Sprachtypologe die Eigenheiten dieses Sprachtyps näher brachte.
- der glänzende Vortrag zur Sprachtypologie von Maria Iliescu (Romanistik) am 16.10.2002, bei dem sie ihren enormen Überblick über die Theoriegeschichte der Linguistik, ihre profunde Kenntnis der romanischen Sprachen sowie ihr ausgewogenes Urteil zu den verschiedenen typologischen Ansätzen souverän unter Beweis stellte.
- das Treffen in memoriam Eugenio Coseriu († 7.9. 2002), der zu den herausragendsten Linguist:innen des 20. Jhdts. zählt, am 27.11.2002, bei dem der bedeutenden Beiträge Coserius zur Sprachtheorie, insbesondere zur Strukturellen Semantik, Textlinguistik, Sprachtypologie und romanistischen Linguistik gedacht wurde.
- der faszinierende Vortrag zur Theorie der linguistischen Semantik von Philip Herdina (Anglistik) am 27.11.2007, bei dem er ein umfassendes Bild einer Semantiktheorie entwarf, die verschiedene vieldiskutierte Probleme gängiger Semantiktheorien lösen könnte.
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die vielversprechenden Vorträge der (damaligen) "next generation" in den Jahren 2008 und 2009, d.h. der jungen Mitglieder des ILAK, die mit ihren Dissertationsprojekten zu spannenden linguistischen Themen wie Kollokationen, Medienlinguistik, kontrastive Phraseologie, Text und Emotion, Zwischenrufe im Parlament, Identitätskonstruktion im Diskurs sowie Korpuslinguistik und feministische Linguistik die Zukunft der Innsbrucker linguistischen Forschung beeindruckend dokumentierten. Einschlägige Vorträge wurden am 27.5.2008, am 10.2.2009, am 28.4.2009, am 3.6.2009 sowie am 27.10.2009 von (in alphabetischer Reihenfolge) Christine Konecny, Carmen Konzett, Marlene Mussner, Heike Ortner, Claudia Posch, Maria Stopfner und Andreas Wiesinger gehalten.
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der beeindruckende Vortrag von Reinhard Heuberger und Manfred Markus (Anglistik) am 24.1.2012, in dem sie das hochdotierte FWF-Projekt zum English Dialect Dictionary des großen britischen Dialektologen Joseph Wright (1855-1930) mit dem Ziel der Erstellung einer Online-Version präsentierten.
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die mitreißende Vorstellung des internationalen EU-Projekts VinoLingua zur Fachsprache des Weinanbaus in verschiedenen europäischen Sprachen seitens Eva Lavric (Romanistik) und beteiligten Studierenden am 14.5.2013.
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der inspirierende Vortrag von Pius ten Hacken (Translationswissenschaft) am 27.5.2014 zum theoretischen Problem der Abgrenzung von Flexion und Wortbildung, beleuchtet anhand von Daten aus einer Reihe von Sprachen.
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die Präsentation des von der Österreichischen Nationalbank finanzierten Forschungsprojekts VAMUS zur Mehrsprachigkeit an der Universität seitens Monika Dannerer (Germanistik) am 20.1.2015.
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der eindrucksvolle Vortrag von Ingeborg Ohnheiser (Slawistik) am 15.3.2016 zum von ihr mitherausgegebenen monumentalen Werk Word Formation (5 Bde, De Gruyter).
Ausgewählte weitere Aktivitäten & Wissenstransfer durch ILAK-Mitglieder
Gestaltung der Ringvorlesung "Sprachen in Europa" durch Mitglieder des ILAK im SS 1998 (daraus hervorgegangene Publikation: I. Ohnheiser / M. Kienpointner / H. Kalb (Hg.): Sprachen in Europa. Innsbruck: Verlag des Instituts für Sprachwissenschaft 1999 (= Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft 30).
Wesentliche Mitarbeit der Mitglieder des ILAK am Jahr der Sprachen 2001, insbesondere substantielle Mitgestaltung der Sprachenmeile vom 8.-10. Juni 2001.
"Was ihr immer schon über Sprache(n) wissen wolltet...": Veranstaltungsmix im Jahr 2011 zum 25-jährigen ILAK-Jubiläum, mit Programmpunkten u.a. zu folgenden Themen:
Minisprachkurse zu Russisch, Französisch-Italienisch, Kymrisch (Walisisch), Niederländisch, Türkisch, Polnisch, Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, Koreanisch
Linguistische Millionenshows (je 2 konkurrierende Teams)
Namenberatung (Familiennamen, Ortsnamen)
Sprachliche Bilderwelt – Zeichnen von Wortverbindungen (z.B. Redewendungen, Sprichwörter)
Vorträge u.a. zu folgenden Themen:
- "Wenn er die Sprache kann, spielt er gleich besser" – 11 Thesen zur Mehrsprachigkeit im Fußball
- Zaubersprüche bei Harry Potter
- Zwischenrufe im Parlament
- Tirol-isch made in Tirol? Die bewegte Vergangenheit unseres Dialekts
- Warum sind sieben Minuten immer genau sieben Minuten, aber fünf Minuten meistens viel mehr? Zahlen – nicht wörtlich genommen
Veranstaltungszyklus an der Volksschule St. Nikolaus von Manfred Kienpointner, Elisabeth Gruber, Bettina Larl und Karoline Irschara zu verschiedenen linguistischen Themen, u.a.:
Die Sprachen der Erde
Minisprachkurs Schwedisch
Hopi, Havasupai und Lakota: Wie sie leben und reden