Fabian Sommavilla
Derzeitige Tätigkeit:
Ich arbeite seit März 2018 beim "STANDARD" als Journalist/Redakteur. Zunächst war ich Praktikant im Außenpolitik-Ressort, anschließend für zwei Monate in der Auslandschronik beschäftigt, wechselte dann wieder in die Außenpolitik und bin seit Jahresbeginn 2019 zusätzlich noch Redakteur für das neu-gegründete Ressort Edition Zukunft.
Studium:
Mein Bachelorstudium der Politikwissenschaften an der Universität Innsbruck habe ich recht zügig in nur fünf Semestern absolviert und im Frühjahr 2015 abgeschlossen. Zwischendurch habe ich auch ein paar volkswirtschaftliche Kurse belegt, das Studium der Wirtschaftswissenschaften aber nie abgeschlossen.
2016 schloss ich einen einjährigen MSc in Crisis & Security Management an der Leiden University am Campus Den Haag ab. Meine Schwerpunkte waren internationale Sicherheitspolitik und Terrorismusforschung.
Am King’s College London studierte ich für ein weiteres Jahr und fokussierte mich hauptsächlich auf Grenzstudien und Grenzkonflikte – seither meine große Leidenschaft. Den MA Geopolitics, Territory & Security schloss ich im Herbst 2017 ab.
- Warum hast Du Dich/haben Sie sich für das Studium der Politikwissenschaft entschieden? Welche Alternativen gab es für Dich/Sie sonst noch?
Ich habe bereits neben dem Zivildienst ein paar Kurse im BA Wirtschaftswissenschaften belegt. Das Studium war mir allerdings etwas zu unkritisch und nur die volkswirtschaftlichen Kurse interessierten mich wirklich. Beim BA in Politikwissenschaften hatte ich von Anfang an das Gefühl, dass es dort anders ist, kritischer zugeht. Politik interessierte mich sowieso immer schon. Meine erste Weltkarte zeichnete ich gemeinsam mit meinem Vater im Alter von fünf Jahren während der Fußball-WM 1998 in Frankreich. Das Interesse für Sport und Politik – vor allem deren Verquickung - ging bei mir also immer schon Hand in Hand. Zum Glück bekommt man im Politikwissenschaftsstudium in Innsbruck auch einiges an Völker- und Europarecht gelehrt, ansonsten hätte ich diese Kurse extra belegen müssen. Gewisse Basics aus Jus, Wirtschaft und Soziologie sind wichtig für eine fundierte politikwissenschaftliche Analyse.
- Wofür hast Du Dich/haben Sie sich im Studium am meisten begeistert?
Rüstungspolitik und Atomwaffen, Russland in den internationalen Beziehungen, aber auch die Verknüpfung von Sport und Politik. Über die antidiskriminierende Arbeit im österreichischen Fußball habe ich dann auch meine Bachelorarbeit verfasst.
- Hattest Du/hatten Sie zu Beginn des Studiums bereits eine Idee, wo Du/Sie nachher landen würdest/würden?
Nein, die internationale Diplomatie hat mich während des Studiums stets gereizt. Aber dass ich schlussendlich Journalist werde, wusste ich bis nach meinen beiden Masterabschlüssen nicht. Es ist auch nicht zwingend notwendig, finde ich. Je breiter man aufgestellt ist und je mehr verschiedene Dinge man ausprobiert, desto mehr Türen öffnen sich.
- Und wie bist Du/sind Sie zu der jetzigen Stelle gekommen?
Der klassische Weg von heute: über ein Praktikum "hineingerutscht" ;-).
- Was hat Dir/Ihnen im Nachhinein besonders geholfen, nach dem Studium einen Job zu finden?
Definitiv die Erfahrung aus den zahlreichen Praktika, die ich über die Jahre gesammelt habe. Bereits während des Bachelorstudiums, absolvierte ich ein Praktikum an Österreichs Botschaft in Stockholm und ein viermonatiges Internship an der US-Botschaft bei den Vereinten Nationen in Wien (den Kontakt dafür konnte ich während einer extrem spannenden Exkursion zum Thema Nuklearwaffen mit Professor Senn in Wien machen). Der Spätsommer und das Frühjahr, sowie die Semesterferien eignen sich – mit der notwendigen Flexibilität – sehr gut für solche Fortbildungen schon während der Studienzeit.
Später folgten Praktika beim Katapult-Magazin in Greifswald, beim Österreichischen Institut für Internationale Politik (oiip) in Wien und beim Institut für Friedenssicherung und Konfliktforschung (IFK) an der Landesverteidigungsakademie in Wien. Überall konnte ich sehr viele verschiedene Arbeitsabläufe und spannende Personen kennenlernen. Man muss aber stets die Eigeninitiative ergreifen und Projekte anvisieren, um wirklich Wertvolles aus den Praktika mitzunehmen.
- Was machst Du/machen Sie in Deinem/Ihrem Job?
Im Außenpolitik-Ressort versuchen wir das weltpolitische Tagesgeschehen bestmöglich zu berichten, analytisch einzuordnen und gegebenenfalls zu kommentieren. Es gibt verschiedene Dienste, etwa für die Produktion der Zeitung, für das Recherchieren von längeren Artikeln, für Live-Ticker-Dienste, aber auch Newsdesk-Dienste für die Breaking News.
Im Ressort Edition Zukunft versuchen wir den Leserinnen und Lesern die großen Umbrüche, jene die bereits geschehen und solche, die in Zukunft auf uns warten zu erklären, sie bestmöglich darauf vorzubereiten und interessante Entwicklungen aufzuzeigen, sowie kritisch zu hinterfragen. Die Themenpalette ist breit und reicht von Robotik, Maschinenlernen, Klimawandel, Geopolitik bis hin zu Ernährungs- und Nachhaltigkeitsfragen.
- Inwieweit hat Dir/Ihnen da das Studium geholfen?
Sehr oft stehen wir unter sehr hohem Zeitdruck, wenn etwa eine halbe Stunde vor Andruck der Zeitung ein Rücktritt, ein Anschlag oder eine politische Einigung daherkommt. Da muss man gewisse Dinge einfach parat haben, um das ordentlich einzuordnen. Sehr oft ist auch Hintergrundwissen gefragt, um etwa bestimmte Konflikte zu verstehen. Ein breites, auch politikwissenschaftlich-theoretisches Wissen ist dabei essentiell, um sich auf dem rutschigen Terrain der internationalen Beziehungen nicht zu blamieren. Die Soziologie-Kurse im Studium helfen einem bei ethischen Fragen sehr.
- Was sind die wichtigsten Erfahrungen aus Deiner/Ihrer Studienzeit?
Eine saubere Analyse möglichst breit-aufgestellter Literatur.
Es gibt immer jemanden, der mehr über ein gewisses Thema weiß, als man selbst. Man soll nicht davor zurückschrecken, diese auch um Hilfe oder deren Einschätzung zu fragen.
Vor allem aber die permanente Diskussion mit Freunden und Kollegen, gerne auch mal abends im gemütlichen Beisammensein. Da entstehen oft sehr gute und kreative Ideen.
- Woran denkst Du/denken Sie besonders gern zurück?
Die Wien-Exkursion zum Civil Society Forum, wo Überlebende der Nuklearwaffeneinsätze in Hiroshima und Nagasaki über ihre Erfahrungen gesprochen haben.
Die vielen intensiven Diskussionen mit Dozenten und Studenten über die verschiedensten Themen, sowie der respektvolle und faire Umgang mit den allermeisten Professoren.
Die wirklich freundschaftliche und ehrliche Kooperation bei der gemeinsamen Vorbereitung auf schwierige Prüfungen. Im Gegensatz zu anderen Studiengängen herrscht bei den Powi-und Soziologie-Studenten zumeist echtes Teamwork. Man teilt Mitschriften, Zusammenfassungen und gibt Tipps zur optimalen Vorbereitung. Man lernt gemeinsam und weist Mitstudierende auf besonders interessante Papers, Artikel oder Erklärvideos hin.
- Was würdest Du/würden Sie heute anders machen bzw. bereust Du/bereuen Sie im Zusammenhang mit dem Studium etwas besonders?
Ich hätte unbedingt viel früher das Auslandssemester zu planen beginnen sollen. Ich war dann recht flott fast am Ende und sah die Ziellinie, sodass ich dann einfach das fehlende Auslandssemester durch Praktika kompensierte. Die tollen Studienerfahrungen von Kollegen und auch das zusätzliche Sprachtraining machten mich aber ein wenig neidisch.
- Zu guter Letzt: Gibt es einen Rat, den Du/Sie aktuellen Studierenden für ihren Einstieg in die Berufswelt mitgeben möchtest/möchten?
Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen zumindest eine Zeit lang im Ausland zu studieren. Schaut euch um, welche spannenden Veranstaltungen an der Uni oder in der Stadt angeboten werden. Vor allem aber: Seht das Studium nicht als Einzelwettkampf, sondern lernt miteinander, helft und pusht euch gegenseitig und genießt die Zeit im Studium.
Stand: 28. Mai 2019