Student Paper Series #2/2025
This article is part of the Student Paper Series.
Von Sabrina Würtenberger
Die Wissenschaft beschreibt, dass fehlende Vertretung in der Politik langfristig die Demokratie schädigen kann. Interne und externe Faktoren helfen dabei, die Gründe für diesen Zustand näher zu beschreiben. Interne Faktoren meinen persönliche Umstände, die zu einer geringeren Beteiligung von Frauen in der Politik führen. Zum Beispiel Selbstunterschätzung und Zurückhaltung. Gesellschaftlich bedingte Nachteile zählen zu externen Faktoren.
Die Umfrage unter Tiroler Lokalpolitikerinnen ergab, dass Wahlgewinnerinnen primär interne Faktoren als Begründung für den geringen Frauenanteil sehen. Damit ist gemeint, Frauen seien nicht proaktiv genug und handeln zurückhaltend. Politikerinnen, die die Wahl verloren haben, sahen externe Faktoren als Grund für die fehlende Geschlechterrepräsentation und fühlten sich aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt. Nur zwei der insgesamt 31 Befragten (davon: 22 Wahlverliererinnen und neun Wahlgewinnerinnen) gaben explizit beide Faktoren als Teil des Problems an. Damit teilen sie die Begründungen der wissenschaftlichen Literatur. Diese unterschiedlichen Wahrnehmungen führen nicht nur zu einem verzerrten Bild bezüglich der Herausforderungen, sondern spiegeln sich auch bei der Bekämpfung des Problems wider. Denn: Sind Bürgermeisterinnen nicht sensibilisiert, ergreifen sie wahrscheinlich keine entsprechenden Maßnahmen zur Besserung der Lage.
Ein weiterer spannender Aspekt ergibt sich aus einer hohen Altersstruktur der Befragten. Eine stereotypische Aufgabenverteilung innerhalb der Familie kann als Erklärung dienen, wieso Frauen in jungen Jahren nicht kandidieren.
Dass Frauen aufgrund zugeschriebener mangelnder Kompetenz nicht gewählt werden, scheint außerdem nicht der Fall zu sein – zumindest bezogen auf den formalen Bildungsgrad. Die deutliche Mehrheit von Kandidatinnen, die die Wahl verloren haben, erwarb einen Hochschulabschluss.
Mehr als 75 Prozent der Befragten meinten, dass sie als Frauen in der Politik noch immer anders wahrgenommen werden als Männer. Zusätzlich erfahren sie aufgrund ihres Geschlechtes eine Benachteiligung. Politikerinnen werden laut ihnen als „hysterischer“ und „zickiger“ aufgefasst und machen einen inkompetenteren Eindruck als männliche Kollegen. Besonders im Bereich Baupolitik. Ein Teil der Befragten meinte zusätzlich, dass man sich erst beweisen muss, um als gleichwertige Gesprächspartnerin zu gelten.
Es wurde deutlich, dass sich vor allem für Mütter besondere Herausforderungen ergeben. Die Vereinbarkeit zwischen Familie und Amt ist nämlich nicht immer einfach bzw. bedarf familiärer Unterstützung und guter Zeiteinteilung. Dieser Umstand variiert von Person zu Person somit mehr oder weniger stark beeinflussend.
Um den Mangel an Bürgermeisterinnen auszugleichen, braucht es ein gesellschaftlich höheres Verständnis in Bezug auf Frauen in der Kommunalpolitik. Letztlich sind interne und externe Faktoren miteinander verwoben. Werden Politikerinnen als irrelevant angesehen, schrumpft die Wahrscheinlichkeit auf Geschlechterparität in der Gemeinde. Genauso braucht es aber mutige Frauen, die sich der Wahl stellen, um Vorurteile abzubauen und eine Vorbildrolle einzunehmen.
Über die Autorin
Sabrina Würtenberger ist Studierende der Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck. Ihr besonderes Forschungsinteresse gilt der Gleichstellungspolitik sowie Fragen der sozialen Ungleichheit.
Zitieren
Würtenberger, Sabrina (2025): Frauen in der Tiroler Kommunalpolitik – Ergebnisse einer empirischen Umfrage, Powi Blog, Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck,
https://www.uibk.ac.at/de/politikwissenschaft/kommunikation/powi-blog/wuertenberger-frauen/.
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