Leokadia Justmans Überlebensgeschichte
Projektbeschreibung
Leokadia Justman, 1922 in Łódź (Polen) in eine jüdische Familie geboren, erlitt die Verfolgung durch Nazi-Deutschland als Jugendliche. Mit ihren Eltern konnte sie aus dem Warschauer Ghetto fliehen. Ihre Mutter Sofie ging auf einen Transport nach Treblinka, um Leokadia das Überleben zu ermöglichen. Mit ihrem Vater Jakob schlug sich Leokadia bis Seefeld und Innsbruck durch, wo die beiden mit gefälschten Identitäten arbeiteten, bis sie an die Gestapo als Juden verraten und inhaftiert wurden. Jakob wurde am 24. April 1944 im Lager Reichenau ermordert. Leokadia wurde mit ihrer Freundin Marysia Fuchs im Polizeigefängnis beim Bahnhof festgehalten. Nachdem dieser Komplex im Jänner 1945 durch Bomben teilweise zerstört worden war, gelang den beiden der Ausbruch. Im Saggen machten sie den Polizisten Rudl Moser ausfindig, der sie bei Marianne Stocker unterbrachte. Dann fanden sie Aufnahme bei Maria und Wanda Petrykiewicz, in einer Wohnung im Schlachthofblock im Saggen. Nach zwei Wochen fuhren sie mit erneut gefälschten Dokumenten nach Zell am See. Die letzten Kriegswochen überlebte Leokadia im Pfarrhaus von St. Martin bei Lofer. Nach Kriegsende kehrte sie nach Innsbruck zurück und wurde Sekretärin des jüdischen Komitees am Adolf-Pichler-Platz. Sie lernte ihren Mann Joseph Wisnicki kennen, der in Vorarlberg überlebt hatte – die erste jüdische Eheschließung in Innsbruck nach dem Krieg. Einige Jahre später emigrierte das Ehepaar nach New York.
Fünf in Tirol tätige Polizisten und drei Frauen, die in dieser Geschichte involviert sind, sind seit 1980 als Gerechte unter den Völkern in Yad Vashem anerkannt. Justman schrieb ihre frischen Erinnerungen 1945 auf Polnisch in Innsbruck nieder, nur Passagen vom Ende des Textes wurden 1946 in der polnischen Exilzeitschrift Glos Polski publiziert. 2003 erschien in den USA eine stark gekürzte und überarbeitete Version der Geschichte: Lorraine Justman-Wisnicki, In Quest for Life – Ave Pax, 2003.
Dokumente
Seit Jänner 2024 hat Leokadias Sohn Jeffrey Wisnicki dem Projekt folgende Dokumente als Scans zur Verfügung gestellt:
- Typoskript AVE PAX auf Polnisch, Innsbruck 1945/46 (signifikant umfangreicherer Ausgangstext ab Teil II der publizierten Fassung)
- Typoskript In Quest for Life auf Englisch, New York 1963 (etwas umfangreicherer Ausgangstext von Teil I der publizierten Fassung)
- zwei Theaterszenen, geschrieben im Ghetto 1940, von Kindern aufgeführt
- Gedichte und Erinnerungen, Innsbruck um 1945
- autobiographische Materialien von Joseph Wisnicki, der in Vorarlberg überlebte
- historische Fotos
Ziele
- Publikation einer deutschsprachigen Version von Leokadia Justmans Erinnerungen (Tyrolia, 2025)
- Wissenschaftliche Online Edition des Justman Nachlasses
- Wissenschaftliche Tagungen und Publikationen
- Wissenschaftstransfer in Medien und Schulen (third mission)