Projekt

Projekttitel

Verlorene Kinder

(Trans-)nationale Fremdunterbringung von Südtiroler Kindern in Italien und Österreich (1945–1970)
Eine regionale Studie zum historischen Hintergrund des inklusiven Erziehungs- und Bildungssystems in Italien

Beschreibung

Das Projekt untersucht die Unterbringung deutschsprachiger Südtiroler Kinder in Heimen außerhalb Südtirols in Italien und Westösterreich in der Zeit zwischen 1945 bis 1970. Der Fokus liegt dabei auf der Ausgrenzung von Kindern mit Behinderungen, gesundheitlichen und familiären Problemen. Anhand des regionalen Beispiels wird der historische Hintergrund des seit den 1970er Jahren entstandenen inklusiven Erziehungs- und Bildungssystems in Italien nachgezeichnet.

Das Projekt konzentriert sich 1) auf das Verhältnis zwischen Konzepten von Kindheit und wohlfahrtsstaatlichen Unterbringungsmaßnahmen im betreffenden Zeitraum, 2) auf die Erfahrungen und Erzählungen der betroffenen Individuen und 3) auf die Auswirkungen der Unterbringung für ihr Leben.

Der Titel „verlorene Kinder“ verweist auf der einen Seite 1) auf die Wahrnehmungen, Gefühlslagen und Deutungen von Betroffenen und verpflichtet zu einer subjektorientierten Forschungsstrategie. Auf der anderen Seite ist mit „verlorene Kinder“ 2) eine Forschungslücke aufgerufen, weil es noch keine Forschung zum Thema gibt.  Diese Forschungslücke verpflichtet zur Kontextualisierung des Forschungsgegenstandes durch Grundlagenforschung.

Subjektorientierung und Kontextualisierung haben zum Ziel 1) die Perspektive der Betroffenen über narrativ-biographische Interviews einzuholen. Andererseits wird 2) durch die Analyse des überlieferten Schriftguts der Behörden versucht, den wohlfahrtsstaatlichen Kontext und die hinter den Maßnahmen stehenden Kindheitskonzepte zu erschließen. Das Projekt untersucht erstmals systematisch die durch die Situation in den Nachkriegsjahrzehnten bedingte Praxis der (trans-)nationalen Unterbringung deutschsprachiger Südtiroler Kinder außerhalb Südtirols und will durch die historische Reflexion der Forschung zur jüngeren Entwicklung der Inklusion in Südtirol weitere Impulse geben. Die (trans-)nationale Ausrichtung des Projekts ist ein innovativer Ansatz zur Geschichte der Kinderfürsorge und verspricht, die internationale Forschung zur Analyse sozialstaatlicher Fragen jenseits nationaler Denkkategorien anzuregen. Mit seiner (trans-)nationalen Ausrichtung will das Projekt der internationalen Forschung Impulse zur Analyse wohlfahrtsstaatlicher Belange jenseits nationaler Denkkategorien geben.

Fördergeber

Logo Autonome Provinz Bozen Südtirol

 

Research Südtirol/Alto Adige – Wettbewerbsausschreibung 2022

Laufzeit

01.06.2024–31.05.2027

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