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Die Heiligkeit der Kirche inmitten von Gewalt in der Kirche

Eine ekklesiologische Studie von Raymund Schwagers Ansichten aus der Dramatischen Theologie

Das Heilsverständnis der katholischen Kirche war nie losgelöst von der Rolle der Kirche. Die Kirche hat von Jesus Christus durch Petrus und seine Nachfolger einen Auftrag erhalten. Ebenso spielt die Kirche eine Rolle bei der Verwirklichung des Reiches Gottes in der Welt und bei der Hinführung zu ihrer Vollendung am Ende der Zeiten. Lumen Gentium erklärt in Art. 1, dass die Kirche in Christus gleichsam ein Sakrament ist, Zeichen und Werkzeug für die innigste Vereinigung mit Gott und für die Einheit der ganzen Menschheit. Nicht nur das, sondern auch die heutigen Umstände verlangen von der Kirche, dass sie ihre Sendung durch die verschiedenen sozialen, technischen und kulturellen Beziehungen noch deutlicher erfüllt und die volle Einheit in Christus verwirklicht.

In der gegenwärtigen sozialen Situation des kirchlichen Lebens gibt es verschiedene Fälle von Gewalt gegen bestimmte Personen in der kirchlichen Gemeinschaft. Diese Fälle von Gewalt können Kinder, Frauen oder schwächere Gruppen betreffen. Diese Fälle von Gewalt in der Kirche haben ihren eigenen kulturellen Kontext und ihre eigene Umgangsweise. So sind die Kirchen in Europa gegenüber Fällen von sexueller Gewalt gegen Kinder sehr aufmerksam geworden. Auch in Indonesien haben verschiedene Fälle von Gewalt in der Kirche Aufmerksamkeit erregt, und es wurde ein Komitee zu ihrer Verhinderung und Überwindung eingerichtet. Diese Fälle von Gewalt ereignen sich innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft und betreffen die Weltkirche. Sie widersprechen dem Wesen der Kirche, Zeichen des Heils für die Menschheit zu sein, indem sie ihren konkreten Auftrag erfüllt, die Fülle des Lebens in Christus zu erlangen. Daher fordert diese Situation die Kirche heraus, über die Heiligkeit der Kirche, über die Rolle der Kirche bei der Verkündigung des Reiches Gottes und über die Bemühungen zur Überwindung dieser Situation nachzudenken.
 
In seinem Buch Jesus im Heilsdrama legt Raymund Schwager dar, dass der Prozess der Schaffung einer neuen Gemeinschaft durch Jesus Christus von Konflikten und Widerständen geprägt war. Jesus begann seine Verkündigung, indem er Gott als barmherzigen Vater darstellte, ja als eine Liebe, die das menschliche Verständnis übersteigt. Dieses Bild des Vaters gibt der Beziehung zwischen den Menschen und Gott einen neuen Charakter. Bei dieser Verkündigung erlebte Jesus jedoch Konflikte und Ablehnung, die in den Tod führten. Er zeigte die Haltung des barmherzigen Vaters, indem er seinen Gegnern nicht mit Bösem vergalt, sondern Vergebung gewährte. Diese Haltung Jesu kann zu einer Läuterung führen, die es dem Menschen ermöglicht, sich von der Neigung zu gewalttätigem Handeln zu befreien. Der Prozess, in dem die Kirche als neue, von Jesus gestiftete Gemeinschaft entsteht, ist nach Schwager nicht frei von Konflikten und Gewalt. Auch die Kirche als Volk Gottes habe in ihrer Entwicklung immer wieder mit solchen Situationen zu kämpfen gehabt. Der Umgang Jesu mit Konflikten und Gewalt ist aber eine grundlegende Inspiration für den Umgang mit Konflikten heute, gerade auch in der Kirche. Schwager bietet in seinen Überlegungen anregende Ideen für das kirchliche Leben heute, um auf der Grundlage der Haltung und Verkündigung Jesu Christi Gewalt zu reflektieren, zu überwinden und abzubauen.

Forschungsfragen

Aus der Perspektive der Dramatischen Theologie Raymund Schwagers:
  1. Wie können wir den Begriff der Heiligkeit der Kirche als Volk Gottes verstehen?
  2. Wie kann Gewalt in der Kirche als Volk Gottes entstehen und wie kann sie minimiert werden?
  3. Wie reagiert die Kirche auf Gewalt in ihr und in der Gesellschaft?

Forschungsmethode

Literaturübersicht und -analyse: Der Verfasser wird eine umfassende Übersicht und Analyse von Primär- und Sekundärquellen erstellen. Zu den Primärquellen gehören die theologischen Werke von Raymund Schwager, wobei der Schwerpunkt auf seinen Schriften über Ekklesiologie, Sünde, Soteriologie und den Heiligen Geist liegt. Zu den Sekundärquellen gehören weitere theologische und wissenschaftliche Schriften zum Thema Kirche und Gewalt.

Literatur

Primäre Literatur
Schwager, Raymund. Beiträge zur Schöpfungslehre, Erbsündenlehre und zur Pneumatologie. Freiburg i.Br.: Herder. 2018
Schwager, Raymund. Banished from Eden. Leominster: Gracewing. 2006.
Schwager, Raymund. Jesus in the Drama of Salvation. New York: A Herder and Herder Book. 1999.
Schwager, Raymund. Jesus of Nazareth: How He Understood His Life. New York: Crossroad Pub. Co, 1998.
Schwager, Raymund. Must there be Scapegoats. Leominster: Gracewing. 2000.
 
Sekundäre Literatur
Cowdell, Scott, Chris Fleming, Joel Hodge, and Mathias Moosbrugger, ed. Rene Girard and Raymund Schwager Correspondence 1974-1991. New York: Bloomsbury Academic. 2016.
Cowdell, Scott, Chris Fleming, Joel Hodge. Violence, Desire and the Sacred: Girard’s Mimetic Theory Across the Disciplines. New York: Bloomsbury Academic. 2016.
Girard, Rene. The Scapegoat. Maryland: The Johns Hopkins University Press. 1986.
Girard, Rene. Violence and the Sacred. Maryland: The Johns Hopskins University Press. 1979.
Kirwan, Michael and Sheelah T. Hidden. Ed. Mimesis and Atonement: Rene Girard and the Doctrine of Salvation. New York: Bloomsbury Academic. 2017.
Zizioulas, John D. Being as Communion. New York: St. Vladimir Seminary Press. 1985.
 

Betreuer

Assoz.-Prof. Mag. Dr. Nikolaus Wandinger
Institut für Systematische Theologie

Doktorand

Ambrosius Lolong

Ambrosius.Lolong(at)student.uibk.ac.at

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