Psychoanalytische Erziehungs- und Bildungswissenschaft
Die Psychoanalyse ist nicht nur eine psychotherapeutische Methode, sondern dient auch der Erforschung des Unbewussten in Erziehung, Bildung und Kultur.
Die dynamisch-unbewussten, sozialen und symbolischen Prozesse, die uns als Subjekte in einem spezifischen kulturellen Kontext konstituieren, zwischenmenschliche Beziehungen prägen und pädagogische Interaktionen beeinflussen, sind Gegenstand ihres Erkenntnisinteresses. Psychoanalytische Theorien und Konzepte in ihrer Relevanz für die erziehungswissenschaftliche Forschung und pädagogische Praxis werden in den Blick genommen. Ein weiteres Anliegen besteht in der Weiterentwicklung psychoanalytisch-interpretativer Forschungsmethoden, die in der Erziehungswissenschaft Anwendung finden.
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Priv.-Doz. Mag. Mag. Dr. phil. Gianluca Crepaldi
Senior Scientist
M.A. Soz. Andreas Jensen
Universitätsassistent
In der Forschung setzt sich der Bereich mit psychoanalytischen Perspektiven auf Entwicklung, Bildung und Sozialisation, psychoanalytischer Grundlagen- und Konzeptforschung sowie psychoanalytischer Kultur- und Subjekttheorie sowie der ge- oder misslingenden Bewältigungstrategien aktuell drängender sozialer und individueller Herausforderungen auseinander.
Aktuelle Forschungsprojekte
Habilitationsprojekt
Ein Forschungsschwerpunkt des Bereichs fokussiert psychoanalytische Konzeptforschung (vgl. Leuzinger-Bohleber & Fischmann 2006), zumal die paradigmatische Anwendung der Psychoanalyse in den Erziehungs- und Bildungswissenschaften und ihr Transfer in die pädagogische Praxis aktueller und solider theoretisch-wissenschaftlicher Fundierung bedürfen. Aus-gewählte psychoanalytische Konzepte werden dabei einer Revision unterzogen, einschlägige empirische Befunde und historische Weiterentwicklungen der Konzepte werden zusammengeführt, und systematische Probleme einzelner Konzepte werden kritisch diskutiert; sofern nötig, werden auch Aktualisierungen einzelner Konzepte vorgeschlagen (Gianluca Crepaldi)
Dissertationsprojekt
Psychosoziale Folgen von Flucht sind gesellschaftlich, politisch und pädagogisch von hoher Relevanz. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich eine Dissertation des Arbeitsbereichs mit den Erfahrungen und dem Erleben fluchtmigrierter Menschen in der Ankunftsgesellschaft. Um die psychosoziale Situation von Fluchtmigrierenden in ihrer Tiefendimension er-forschen zu können, werden vor allem Theorien und Methoden einer psychoanalytischen Sozialpsychologie als sensibilisierende Konzepte genutzt, um einen adäquaten Zugang zu den zwischen Gesellschaft und Subjekt verorteten psychodynamischen Konflikten, Themen und unbewussten Dimensionen des Forschungsfeldes der Fluchtmigration zu ermöglichen (Andreas Jensen).
Psychoanalytische Ansätze lassen sich für vielfältige Fragestellungen in den Erziehungs- und Bildungswissenschaften fruchtbar machen. In der Lehre wird ein solides psychoanalytisches und psychoanalytisch-pädagogisches Grundlagenwissen vermittelt. Die Psychoanalyse ist durch ein eigenes Pflichtmodul im Bachelor der Erziehungswissenschaft verankert. Psychoanalytische Theorien finden aber auch in anderen Bereichen der Erziehungswissenschaft Anwendung. Zudem besteht mindestens jährlich, wenn nicht semestral, je nach Lehrangebot, die Möglichkeit eine psychoanalytisch orientierte Bachelorarbeit zu verfassen (Seminar mit Bachelorarbeit).
Im Masterstudium ist der psychoanalytische Bereich mit einem Vertiefungsmodul (Wahlmodul 3) vertreten, „Das Unbewusste in Erziehung, Bildung und Kultur“; darin werden psychoanalytische Fragestellungen zu Entwicklung, Kultur und Subjekt vertieft und pädagogisches Handeln psychoanalytisch reflektiert. Im Modul 4 können psychoanalytische Methoden im Hinblick auf eine Masterarbeit eingeübt werden.
Nähere Informationen entnehmen Sie bitte dem Vorlesungsverzeichnis und den jeweils geltenden Curricula für das Studium Erziehungs- und Bildungswissenschaft (Bachelorstudium und Masterstudium) an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Universität Innsbruck.