WissenAmFreitag #28 - 18/02/2022
Guten Tag,
„Der menschliche Faktor oder worauf es im Berufsleben ankommt – 50 verhaltensökonomische Erkenntnisse“ lautet der Titel eines heute erschienenen Buchs des Verhaltensökonomen Matthias Sutter, Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern. Seit über 20 Jahren ergründet Sutter auch an der Universität Innsbruck die Motive für menschliches Handeln und die daraus resultierenden Entscheidungen. In insgesamt 50 Kapiteln spannt Sutter nun anhand verschiedener Studien aus der Verhaltensökonomie den Bogen vom Berufseinstieg bis hin zur Management-Position und präsentiert dabei interessante und zum Teil kuriose Erkenntnisse.
Hätten Sie zum Beispiel angenommen, dass die Körpergröße einen Einfluss auf die Höhe des Gehalts hat? Naja, zumindest indirekt, denn ausschlaggebend ist hier nicht die Körpergröße zum Zeitpunkt der Berufsausübung, sondern im Alter zwischen 15 und 16 Jahren. Eine Studie der Universität Pennsylvania zeigt, dass größere Teenager über mehr soziale Kontakte verfügen. Das wiederum fördert nicht-kognitive Fähigkeiten wie etwa Ausdauer, Durchhaltevermögen oder Führungsfähigkeiten. Eigenschaften, die für das Berufsleben entscheidend sind und die letztlich zu einem höheren Gehalt führen. Und obwohl Frauen in dieser Studie nicht berücksichtigt werden, zeigt sich auch beim weiblichen Geschlecht ein Einfluss der Körpergröße auf das Gehalt. So verdient bei weiblichen Zwillingen der größere Zwilling einige Prozentpunkte mehr.
Viele von Ihnen arbeiten aktuell vermutlich aus dem Homeoffice. Und wie geht es Ihnen dabei? Kann es sein, dass Sie weniger Pausen machen als im Büro und dadurch produktiver sind? Und sind Sie zufriedener, weil Sie Arbeit und Beruf besser verbinden können und der lästige Arbeitsweg wegfällt? Zu diesem Schluss kommt zumindest eine Studie der Universität Stanford, beantworten muss diese Fragen natürlich jede/r für sich selbst. Wenn Sie jedoch eine Beförderung anstreben, dann sollten Sie wieder öfter im Büro arbeiten. Die Studie zeigt nämlich auch, dass die Arbeit im Homeoffice die Gefahr birgt, dass Beförderungen weniger wahrscheinlich sind. Ganz einfach deshalb, weil sich aus dem Homeoffice schwieriger die relevanten Kontakte pflegen lassen.
Zur Berufs- und Arbeitswelt forscht an der Universität Innsbruck auch der Arbeitsbereich HRM & Employment Relations. Zum Beispiel zum Bewerbungsprozess: Für Unternehmen wird es dabei immer wichtiger, sich potenziellen Bewerber*innen gut zu präsentieren. Dabei kommen auch Arbeitgeberbewertungsplattformen zum Einsatz. In einer Studie zeigt Katharina Pernkopf gemeinsam mit Kolleg*innen, dass drei von vier Bewerber*innen Plattformen wie kununu oder glassdoor nutzen, um sich über den potenziellen künftige Arbeitgeber zu informieren. Und für Unternehmen wichtig: Fast die Hälfte der potenziellen Bewerber*innen bewirbt sich nicht, wenn sich die Bewertungen hier nicht mit den Versprechen des Arbeitgebers decken. Anna Schneider forscht unter anderem dazu, wie Algorithmen Personalentscheidungen beeinflussen können. Ihr Fokus liegt dabei auf der Frage, wie Personalverantwortliche mit den Informationen umgehen, die sie aus großen Datenmengen erhalten. Denn auch bei der Erstellung eines Algorithmus spielt der menschliche Faktor die entscheidende Rolle.
Ein schönes Wochenende,
Lisa Marchl
Kommunikationsteam Universität Innsbruck
PS: Ihre Laborexperimente führen Innsbrucker Ökonomen seit 2013 im EconLab durch. Bei Interesse können dort auch Sie an verhaltensökonomischen Experimenten teilnehmen.