WissenAmFreitag #3
Hallo,
waren Sie heute schon auf der Toilette? Jeder von uns scheidet dort täglich Abfallprodukte, Bakterien und Viren aus. Auch Fragmente des Coronavirus bahnen sich ihren Weg durch den Darm und landen schließlich in der Kanalisation, die in die lokalen Kläranlagen mündet, wo Wissenschaftler*innen der Uni Innsbruck bereits auf die wertvollen Daten warten.
Über 15 Kläranlagen, verteilt in ganz Österreich, werden von einem Team um Heribert Insam, Wolfgang Rauch und Rudolf Markt engmaschig kontrolliert. Das Team der Institute für Mikrobiologie und Infrastruktur arbeitet bereits seit einem Jahr eng mit Forschungsgruppen der TU Wien, allen voran Norbert Kreuzinger, und der Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck im „Coron-A“ Konsortium zusammen. Unterstützt wurde dessen Gründung durch das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ziel war und ist es, eine offene, gemeinsame Plattform für die Abwasserepidemiologie zu bieten. In Innsbruck werden die wissenschaftlichen Grundlagen für eine flächendeckende epidemiologische Erfassung für die Zeit nach den Pandemie-Wellen erarbeitet. Teure Individualtestungen von Gesunden sollten damit überflüssig werden. Nach intensiver Forschung ist es den Wissenschaftler*innen gelungen, einen sehr dichten Datensatz zu generieren und auch mutierte Varianten des Virus zu erkennen.
Über 1.000 Abwasserproben wurden bisher untersucht. Die Universität Innsbruck ist für die Bundesländer Vorarlberg, Kärnten und Salzburg zuständig. Ein Dashboard gibt Auskunft über die Messwerte in den einzelnen Anlagen. Rudolf Markt, der am Institut für Mikrobiologie für die Abwasseranalytik die Innovation vorantreibt, sieht den großen Vorteil darin, dass neue Infektionswellen gegenüber der Individualtestung mit einem Vorsprung von 3 bis 7 Tagen erkannt werden können. Erarbeitet werden die Daten von der AGES, bevor sie von Wolfgang Rauch, Daniel Grünbacher und Rezgar Arabzadeh weiter modelliert werden. Die Sequenzierung von Abwasserproben durch das Bergthaler-Labor am CeMM erlaubte es auch, die Ausbreitung neuer Varianten über die Bundesländer zu erfassen.
Schönes Wochenende und bleiben Sie gesund,
Daniela Feichtner
Kommunikationsteam der Universität Innsbruck