WissenAmFreitag #35 - 08/04/2022 

Hallo,

im Zentrum von Innsbruck wird gebaut. In der Adamgasse steht seit über 50 Jahren die Raiffeisen-Landesbank Tirol, die nun umgebaut wird. Und die Bank hat sich einiges vorgenommen: In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof soll ein neues Stadtquartier entstehen, mit einer Reihe von Einkaufs- und Verweilmöglichkeiten. Auch ein neues Hotel wird dort Platz finden. Vor dem Abbruch baute die Bank das alte Gebäude mit der Hilfe von Mitarbeiter*innen sozialökonomischer Betriebe händisch zurück. Die dabei anfallenden Materialien wurden entweder wiederverwendet oder bestmöglich getrennt und recycled. Wissenschaftlich begleitet wurde der Rückbau von Sabine Robra und Dominik Kornthaler aus dem Team Abfallbehandlung und Ressourcenmanagement um Anke Bockreis am Institut für Infrastruktur der Uni Innsbruck. Laut ihrem Endbericht wurden durch den nachhaltigen Rückbau über 140 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Dies entspricht dem Ausstoß eines Kleinwagens, der auf einer Autobahn 20-mal die Erde umrundet. Ein Interview mit den beiden gibt es hier.

Da im alten Bankgebäude der gesamte Innenausbau in Holz ausgeführt war, fielen beim Rückbau nicht weniger als 133 Tonnen Holzabfall an, neben 24 Tonnen Stahl und fast 10 Tonnen Kupfer. Viel Holz wird auch im Neubau der Bank zum Einsatz kommen, und dies durchaus auf innovative Art und Weise. Neue Entwicklungen und Erfahrungen machen es möglich, den Werkstoff Holz auch über die bisher bekannten Möglichkeiten hinaus zu nutzen. Mit einem an der Universität Innsbruck entwickelten Verbinder können Holzdecken mit einer Spannweite von über fünf Metern ohne Unterzüge realisiert werden. Der Systemverbinder, der die Decke mit der Stütze verbindet, besteht aus strahlenförmigen Auslegern, die mit Schrauben mit der Holzplatte verbunden werden. Der von der Südtiroler Firma Rothoblaas vertriebene „Spider“ kommt auch im Innsbrucker Bankhaus zum Einsatz und ermöglicht ganz neue statische Lösungen.

Auf der ganzen Welt erlebt Holz als Baustoff eine Renaissance. Die ersten Holz-Hochhäuser schießen bereits in die Höhe, wie das HoHo in der Seestadt Aspern in Wien. Um die Verbindung von Architektur und Ingenieurholzbau zu stärken, richtet die Universität gemeinsam mit Partnern neben der bereits bestehenden Holzbau-Professur eine neue Stiftungsprofessur für Holzbau ein. Diese soll den Holzbau in Westösterreich weiterentwickeln und als Bindeglied zwischen Architektur, Bau- und Umweltingenieurwissenschaften und der Praxis fungieren. Dass dabei auch ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz geleistet werden kann, macht das Forschungszentrum Nachhaltiges Bauen unter der Leitung von Rainer Pfluger bewusst. Denn die Gebäude sind in Österreich für 37 % des Energiebedarfs und für 14 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Schönes Wochenende,
Christian Flatz
Kommunikationsteam Universität Innsbruck 

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