WissenAmFreitag #36 - 22/04/2022
Hallo,
was ist objektiv, was ist subjektiv? Was ist Wissen, was ist Glauben? Große Fragen stehen am kommenden Montag beim schon seit Jahren traditionellen „Montagsfrühstück – Forum für strategische Langsamkeit“ auf dem Programm im Literaturhaus am Inn. Unter dem Titel „Infodemie: Wissen, Glauben, Denken, Schreiben“ diskutieren die Autorin Andrea Winkler und der Organisationsforscher und Experte für digitale Öffentlichkeiten Leonhard Dobusch (nicht nur) angesichts der Corona-Pandemie zu den Themen Fake-News und ihre Verbreitung in sozialen Medien – und vor allem darüber, wie das Vertrauen in Wissenschaft gestärkt werden kann und welche Folgen die „Infodemie“ für den literarischen Betrieb hat.
Ein ähnlicher Themenbereich – nämlich Wissenschaft und das Vertrauen in sie – stand auch immer wieder im Mittelpunkt von Beiträgen, die ich in den letzten Monaten mit Leonhard Dobusch vom Institut für Organisation und Lernen für unsere Medien gestaltet habe. Etwa in einem Interview in unserer Beilage zur Tiroler Tageszeitung „wissenswert“: Darin erklärt Dobusch mögliche Ursachen für die auch in Österreich besonders ausgeprägte Wissenschaftsskepsis und zeigt einen möglichen Ausweg aus dieser Situation auf: mehr Offenheit. Offenheit, wie sie etwa die Online-Enzyklopädie Wikipedia auf vielen Ebenen gewährleistet. Noch weiter entwickelt wird dieser Ansatz im Rahmen einer Ausgabe unserer Dossier-Reihe „subject“, wo er in einem Audio-Interview erklärt, wo die Vorteile einer offenen Wissenschaft, die Wissen als Gemeingut generiert, liegen.
Das Stichwort Offenheit verbindet die vielfältigen Forschungsthemen von Leonhard Dobusch an der Universität Innsbruck, wo der Betriebswirt und Jurist seit 2016 als Professor für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation an der Fakultät für Betriebswirtschaft tätig ist. Einen umfassenden Einblick in seine Arbeit gibt es in der Episode mit dem Titel „Open“ in unserem Wissenschaftspodcast „Zeit für Wissenschaft“ oder im Blog „ConJunction“.
Sehr offen legt Leonhard Dobusch auch seine Tätigkeit im Kontrollgremium des Zweiten Deutschen Fernsehens an. 2016 wurde Dobusch „für das Internet“, u.a. nach Nominierung des Chaos Computer Clubs, in den ZDF-Fernsehrat berufen. Der Fernsehrat gilt als Anwalt der Zuschauerinnen und Zuschauer und kontrolliert, ob das ZDF seinen demokratischen Auftrag erfüllt. Leonhard Dobusch twittert regelmäßig aus den Sitzungen und fasst seine Eindrücke im Blog „Neues aus dem Fernsehrat“ auf netzpolitik.org zusammen. Das hat in den letzten Jahren immer wieder für Aufsehen gesorgt und stellt ein Novum in der Geschichte der Gremien dar. Nach 6 Jahren im Fernsehrat wurde Dobusch Mitte März in den 12-köpfigen Verwaltungsrat des ZDF gewählt – so etwas wie der Aufsichtsrat des Senders. Dass Dobusch sich als Wissenschaftler auch in einer gesellschaftspolitischen Verantwortung sieht, zeigt sich ebenso schon seit vielen Jahren in seinem Engagement in der Momentum-Kongressreihe, die 2019 in die Gründung des „Momentum Instituts“ mündete. Gemeinsam mit Barbara Blaha leitet Dobusch diese Denkfabrik, die für sich den Anspruch erhebt ein „Think Tank der Vielen“ zu sein.
Mitte Mai gibt es auch schon eine weitere Gelegenheit, Dobusch in Innsbruck zu zuzuhören: Beim „Journalismusfest – Internationale Tage der Information“ wird er mit der Geschäftsführerin von Wikimedia Österreich Claudia Garád und Markus Beckedahl (Gründer von netzpolitik.org) eine Gesprächsrunde zum spannenden Thema „Blogs, Wikis & Co: Zwischen journalistischer Prekarität und Glaubwürdigkeit“ bestreiten. Die Universität Innsbruck ist Kooperationpartner des Journalismusfests und mit mehreren Wissenschaftler*innen auch inhaltlich vertreten. Mehr dazu demnächst in diesem Newsletter.
Zu guter Letzt: Es lohnt sich auch, Leonhard Dobusch in den sozialen Medien zu folgen: Twitter würde ich besonders empfehlen.
Schönes Wochenende,
Melanie Bartos
Kommunikationsteam Universität Innsbruck