WissenAmFreitag #50 - 04/11/2022
Hallo,
in dieser Woche wurde an der Uni Innsbruck eine weitere Ehrung verliehen. Dem Germanisten Jaroslaw Lopuschanskyj aus Drohobytsch in der Westukraine war es erst zwei Wochen nach dem offiziellen Ehrungstag der Universität, dem Dies academicus, möglich, nach Innsbruck zu kommen. Mitte Oktober hatten schwere Luftangriffe seine Anreise verhindert, die Militärverwaltung in Lemberg erteilte ihm keine Ausreisebewilligung. In einer kleinen Zeremonie im Salon des Rektors überreichte Tilmann Märk das Ehrenzeichen der Universität an Lopuschanskyj, für sein langjähriges Engagement als Kulturvermittler zwischen Galizien und Tirol. Peter Stöger, Universitätsprofessor im Ruhestand am Institut für Erziehungswissenschaft und langjähriger Kooperationspartner von Lopuschanskyj, hielt eine berührende Laudatio, der Salzburger Altrektor Heinrich Schmidinger gratulierte.
Jaroslaw Lopuschanskyj war mit Frau und Sohn zur Ehrung gekommen. Er hat sie in Österreich wiedergetroffen, nachdem sie aus der Ukraine geflüchtet waren und seither in der Steiermark leben. Seit Kriegsbeginn kam die junge Familie erst zum dritten Mal wieder zusammen. Als Rektor Tilmann Märk dem Vater die Auszeichnung überreichte, hagelte es Proteste des kleinen Marko. Dieser wollte die Medaille selbst haben und war erst besänftigt, als der Vater ihm diese umhängte.
Die Universität Innsbruck hat den russischen Angriff auf die Ukraine schon zu Kriegsbeginn aufs Schärfste verurteilt. Zur Koordination von Hilfsmaßnahmen wurde an der Universität ein Krisenstab eingerichtet. Für ukrainische Mitarbeiter*innen gab es Soforthilfen, Studierende und Lehrende unterstützten bei Sprachvermittlung und mit Übersetzungs- und Dolmetschleistungen. Tetyana Kaganovska, die Rektorin der Universität Charkiw, hat anlässlich eines Treffens der Aurora-Universitäten in Innsbruck im Mai die Lage in ihrer Stadt geschildert. Mehrere Veranstaltungen an der Universität beleuchteten Hintergründe des Kriegs in der Ukraine. Die ÖH hat gemeinsam mit der Universität ein Buddy-System für ukrainische Studierende ins Leben gerufen. Für das Wintersemester wurden ihnen die Studiengebühren erlassen. Das Institut für Slawistik bietet in diesem Semester Ukrainisch-Kurse und kulturwissenschaftliche Vorlesungen zur Ukraine an. Das Sprachenzentrum vermittelt Lernpartnerschaften und das Universitätssportinstitut ermöglicht allen Vertriebenen die kostenlose Teilnahme am USI-Kursprogramm.
Jaroslaw Lopuschanskyj ist nach wenigen Tagen in Innsbruck wieder in die Ukraine zurückgekehrt. In der Westukraine wird in Schulen und Universitäten normal unterrichtet. Nur wenn der Fliegeralarm ertönt, müssen alle in den Keller, berichtete Lopuschanskyj.
In der Hoffnung auf ein baldiges Ende des Krieges,
Christian Flatz
Kommunikationsteam Universität Innsbruck