WissenAmFreitag #54 - 02/12/2022

Hallo,

wussten Sie, dass die Universität Innsbruck im Ötztal ein eigenes Konferenzzentrum betreibt? Auf 2.000 Meter Seehöhe ist das Universitätszentrum Obergurgl ein idealer Ort für ungestörte Diskussionen und ein entspanntes Miteinander. Die ehemaligen Zollhäuser im hinteren Ötztal sind denkmalgeschützt und wurden behutsam renoviert. Dort fand vor wenigen Tagen die 8. Zukunftsplattform der Universität statt. Rund 120 Teilnehmer*innen aus allen Bereichen der Universität sind mit Bus oder E-Auto ins frisch verschneite Obergurgl gekommen, um hier über die Ausrichtung der Forschung zu sprechen.

Die Universität Innsbruck verfügt über ein einzigartiges Schwerpunktsystem, das der damalige Forschungsvizerektor und heutige Rektor Tilmann Märk nach der Einführung des Universitätsgesetzes 2002 initiiert hatte. Wissenschaftler*innen aller Disziplinen wurden aufgefordert, sich mit anderen zusammenzuschließen und gemeinsam Themen zu bearbeiten. Die Beschäftigung mit aktuellen Fragen über die Grenzen der eigenen Fachbereiche hinaus war dabei ein wesentliches Ziel. Denn wissenschaftlicher Fortschritt wird meist an den Grenzen der Disziplinen erzielt, war und ist Initiator Tilmann Märk überzeugt.

Sieben Forschungsschwerpunkte, zwei Plattformen und 39 Forschungszentren sowie 20 Doktoratskollegs umfasst das Schwerpunktsystem der Universität heute. Die Themen reichen vom Alpinen Raum bis zu Föderalismus oder Religionsphilosophie. Allen gemeinsam ist, dass sich die Wissenschaftler*innen heute auch intensiv mit der Klimakrise beschäftigen. In kaum einer Präsentation in Obergurgl fehlte der Hinweis auf Projekte, die einen Beitrag zur Bewältigung dieser wohl größten Krise der Menschheit leisten wollen: von der Entwicklung einer Biobatterie über die ökologische Sanierung von Infrastruktur bis zur rechtlichen Absicherung des Kindeswohls in Zeiten klimabedingter Migration. Einem Begriff bin ich in Obergurgl zum ersten Mal begegnet: Environmental Humanities. Dieser wissenschaftlichen Denkrichtung liegt die Prämisse zugrunde, dass der Mensch Teil eines Ökosystems ist, die drohende Klimakatastrophe wird damit auch zum naheliegenden Gegenstand für die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften.

Die Klimakrise können wir nur gemeinsam bewältigen. Wissenschaft zu kommunizieren – eine meiner Hauptaufgaben an der Universität – ist dafür unverzichtbar. Ein immer beliebtes Format für Wissenschaftskommunikation ist der Science Slam. Und den bislang wohl höchstgelegenen Science Slam gab es im Rahmen der Zukunftsplattform in Obergurgl. Ins neu eröffnete Veranstaltungszentrum Gurgl Carat lud die Universität nicht nur die Teilnehmer*innen der Zukunftsplattform, sondern auch Bewohner*innen und Gäste im Tal. Die unterhaltsamen Kurzpräsentationen junger und arrivierter Forscher*innen reichten von der Abwasserepidemiologie bis zur Kernfusion. Der vom Publikum gekürte Slam-Sieger Bernhard Fügenschuh erläuterte anschaulich, wie Gebirge entstehen und warum es dabei nicht immer auch zu Erdbeben kommen muss.

Ein schönes Wochenende,
Christian Flatz vom Kommunikationsteam

 

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